| Anhalt Meeting Dessau

Gina Lückenkemper sprintet mit zu viel Rückenwind 10,93 Sekunden

© Stefan Mayer
Bestes Wetter, beste Stimmung und eine Reihe an persönlichen Bestleistungen und Meetingrekorden: Grund zum Strahlen hatten am Samstag beim Anhalt Meeting Dessau unter anderem Gina Lückenkemper, Julian Weber und internationale Medaillengewinner bei EM, WM und Olympischen Spielen.
Jane Sichting

Passend zum kalendarischen Sommeranfang zeigte sich auch das Wetter über Dessau am Samstag von seiner besten Seite – bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 27 Grad fühlten sich vor allem die Sprinterinnen und Sprinter wohl. Dies spiegelte sich auch in den Zeiten wider, die auf die Bahn gebracht wurden.

Getreu dem Motto: „Aller guten Dinge sind drei“ stand Gina Lückenkemper (SCC Berlin) nach ihren Starts über 100 Meter in den vergangenen beiden Jahren erneut im Startblock in Dessau und machte Jagd auf den Meetingrekord. Als sie sich in einem spannenden Finale dann auf den letzten Metern knapp durchsetzen konnte und eine Zeit von 10,95 Sekunden aufleuchtete, die später noch auf 10,93 Sekunden korrigiert wurde, schien das Vorhaben fast schon gelungen – wäre da nicht der Wind gewesen. 2,5 Meter/Sekunde Rückenwind waren etwas zu viel, als dass die Zeit offiziell für Bestenlisten anerkannt werden kann.

Meetingrekord vom Winde verweht

Dennoch war die Olympia-Dritte mit der 4x100-Meter-Staffel in Paris glücklich. „Ich bin sehr dankbar, dass es uns ermöglicht wurde, in die andere Richtung zu rennen. Ich laufe lieber ein schnelles Rennen mit zu viel Rückenwind und habe dadurch Overspeed-Training. Es ist zwar ärgerlich, dass der Wind nicht gültig war, aber das hat heute richtig gutgetan und darauf lässt sich definitiv aufbauen. Ich komme gern nach Dessau, das Meeting hat eine familiäre Atmosphäre und die Veranstalter geben alles, um uns Athletinnen und Athleten bestmögliche Bedingungen zu bieten“, sagte sie.

Platz zwei ging an Daryll Neita (Großbritannien; 11,00 sec) vor Sina Mayer (LAZ Zweibrücken; 11,03 sec) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,19 sec).

Meetingrekord mit Freudensprüngen

Für einen weiteren Höhepunkt sorgte Jerome Blake, der mit der kanadischen Sprintstaffel Gold bei den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich) gewonnen hatte. Bereits im Vorlauf stellte er in 10,05 Sekunden den Meetingrekord ein, im Finale kam er dann so richtig ins Rollen und zauberte 9,97 Sekunden auf die Bahn. Damit blieb er im Paul-Greifzu-Stadion nicht nur als erster Sprinter unter zehn Sekunden, sondern stellte auch eine persönliche Bestleistung auf und hüpfte anschließend freudestrahlend über den Rasen.

Ebenfalls mit Bestzeit sprintete der zweitplatzierte Tsebo Matsos (Südafrika; 10,03 sec) ins Ziel, Dritter wurde Favour Ashe (Nigeria; 10,08 sec). Bester DLV-Sprinter war Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 10,16 sec) auf Rang vier vor Vereinskollege Heiko Gussmann (10,17 sec) und Julian Wagner (TV Wattenscheid 01; 10,18 sec), der sich mit Saisonbestleistung im B-Finale durchsetzen konnte.

Nach den 100 Metern auch über die doppelte Distanz am Start waren unter anderem die Deutsche Meisterin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) sowie Sina Mayer (LAZ Zweibrücken und Talea Prepens (TV Cloppenburg). Den Sieg sicherte sich jedoch mit neuem Meetingrekord die ägyptische Landesrekordlerin Bassant Hemida in 22,76 Sekunden vor der Dritten der U20-EM 2023 Success Eduan (Großbritannien; 23,08 sec). Für Wessolly gingen 23,13 Sekunden in die Ergebnisliste ein, für Mayer und Prepens wurden 23,43 Sekunden und 23,95 Sekunden gestoppt.

Schneider und Buchholz mit WM- Bestätigungsnorm

Ein weiteres Highlight des Meetings gab's zum Schluss, in einer Disziplin, in der die DLV-Athleten zuletzt viel Freude bereitet haben. Über 3.000 Meter Hindernis purzelte eine neue (Saison-)Bestzeit nach der anderen. Grund zur Freude hatte dabei vor allem einer: Velten Schneider (VfL Sindelfingen). Denn dieser lief in 8:18,12 Minuten nicht nur das bisher schnellste Rennen seiner Karriere und damit zum Sieg, sondern blieb auch deutlich unterhalb der DLV-Bestätigungsnorm (8:22,00 min) für die Weltmeisterschaften in Tokio (Japan; 13.bis 21. September).

In dessen Sog ließ sich auf Rang zwei auch Nikas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) zu einer neuen Bestzeit ziehen, in 8:18,17 Minuten konnte er ebenfalls die WM-Bestätigungsnorm unterbieten. Platz drei ging an den Italiener Osama Zoghlami (8:26,03 min).

Franziska Schuster erneut unter 13 Sekunden

Der deutsche Hürdensprint macht in diesem Sommer einfach nur Spaß. Nach dem Bestzeiten-Festival in Regensburg eine Woche zuvor purzelten auch in Dessau wieder starke Zeiten. Erneut unter 13 Sekunden blieb dabei Siegerin Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 12,97 sec).

„Ich bin froh, dass ich im Finale noch einmal einen draufsetzen konnte, und bin glücklich, dass es aktuell läuft, wie es läuft“, sagte sie im Anschluss. Angesichts der Leistungsdichte in der deutschen Spitze freut sie sich bereits auf die Deutschen Meisterschaften in Dresden (31. Juli bis 3. August): „Dresden wird ein Fest und ein spannendes Finale.“

Mit Einstellung ihrer Bestzeit sprintete Lia Flotow (1. LAV Rostock; 13,03 sec) vor Nika Glojnaric aus Slowenien (13,04 sec) auf Platz zwei. Für die Hallen-EM-Sechste und Deutsche Hallenmeisterin über 60 Meter Hürden Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,07 sec) gab es als Vierte eine neue Saisonbestleitung. Ihre aktuell starke Form konnte auch Amira Never (LAC Erdgas Chemnitz) bestätigen, sie gewann in 13,04 Sekunden das B-Finale.

Julian Weber trotz Schlafentzug in starker Form

Es war ein straffes Programm, das sich der Europameister von 2022 Julian Weber (USC Mainz) auferlegt hatte. Nachdem er seinen Speer noch am Vorabend beim Diamond-League-Meeting in Paris auf 87,88 Meter befördert hatte, stand er bereits am Samstagnachmittag schon wieder in Dessau am Anlauf. Hier reichten ihm zwei Versuche, um seinen Vorjahressieg zu wiederholen – mit 87,28 Metern untermauerte er sein stabil hohes Niveau, das er selbst unter Schlafentzug und Reisestress zuverlässig abrufen kann. Mit Saisonbestleistung auf Platz zwei kam Douw Smit aus Südafrika (82,53 m). Vierter wurde Nick Thumm (VfB Stuttgart; 79,13 m). 

Nicht so gut ins Fliegen kamen am Samstag die Luftartisten im Stabhochsprung. Am höchsten hinaus ging es für den Sechs-Meter-Springer und polnischen Landesrekordler Piotr Lisek mit 5,65 Metern. Gleich vier Athleten überwanden dahinter 5,50 Meter: Filip Kempski (Polen), Austin Miller aus den USA sowie das chinesische Duo Bokai Huang und Tao Zhong. Bester Deutscher wurde der EM-Dritte Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,35 m), der jedoch Probleme mit dem Anlauf hatte und seine Versuche immer wieder durchlief, anstatt abzuheben.

Olympiasieger mit Meetingrekord über acht Meter

Nur zwei Versuche benötigte Miltiadis Tentoglou, um sich den Meetingrekord zu schnappen. Mit 8,23 Metern setzte sich der zweimalige Olympiasieger aus Griechenland als einziger Acht-Meter-Springer vor dem EM-Achten Luka Herden (LG Brillux Münster; 7,91 m) und Simon Plitzko (TSG Bergedorf) durch, der mit 7,87 Metern eine neue persönliche Bestweite in die Grube setzte. Auch die 8,19 Meter im sechsten Versuch hätten für Tentoglou für einen neuen Meetingrekord und Sieg gereicht.

Die schnellsten Beine über 1.500 Meter hatte am Samstag die Norwegerin Ingeborg Ostgard (4:08,84 min), gefolgt von Kinga Krolik (Polen; 4:09,70 min) und Vera Coutellier (Cologne Athletics; 4:09,84 min). Ebenfalls noch mit neuer PB auf Platz fünf und sechs liefen Verena Meisl (TV Wattenscheid 01; 4:12,16 min) und Nachwuchsläuferin Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach; 4:13,17 min).

Meetingrekorde auf der Mittelstrecke

Ein ähnliches Bild ergab sich über die 1.500 Meter der Männer, wo zahlreiche Bestleistungen fielen und zur Freude der Veranstalter sogar ein neuer Meetingrekord erreicht werden konnte. Diesen sicherte sich Nuno Pereira (Portugal) mit 3:32,16 Minuten vor Ryan Mphahlele (Südafrika; 3:32,27 min) und Joao Bussotti (Italien; 3:33,08 min).

In der Hitzeschlacht von Dessau dieses Mal nicht ganz so schnell wie zuletzt bei seinen Rekordläufen unterwegs war Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig), der neue Deutsche Rekordhalter über 1.500 Meter (3:30,80 min) sowie die Meile (3:48,25 min). Er überquerte in 3:34,32 Minuten als Vierter die Ziellinie. 

Ebenfalls neue Meetingrekorde gab es über 800 Meter der Frauen sowie 400 Meter der Männer. Während sich über die Stadionrunde der Ungar Patrik Enyingi (45,22 sec) durchsetzen konnte – Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01) wurde in 45,88 Sekunden Vierter –, war es über die doppelte Distanz Soukaina Hajji aus Marokko, die in 2:00,15 Minuten triumphierte. Stark präsentierte sich auf Platz vier Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen), die in 2:01,77 Minuten neue persönliche Bestleistung lief. 

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets