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Weltklasse-Konkurrenz, Rekordjagd und Debüt in Valencia

Porträt von Samuel Fitwi © Norbert Wilhelmi
Der Valencia-Marathon verspricht am Sonntag einmal mehr ein Weltklasse-Rennen und jede Menge Top-Zeiten. Mit von der Partie sind auch sechs deutsche Läufer mit Bestzeiten unter 2:10:00 Stunden. Bei den Frauen geht die Weltmeisterin ins Rennen. Vor ihrer Premiere über die 42,195 Kilometer steht Hindernis-Ass Gesa Krause.
Jörg Wenig

Beim "Maratón Valencia Trinidad Alfonso Zurich" könnten am Sonntag die Streckenrekorde in Gefahr geraten. Die Top-Marken auf der Strecke von Valencia (Spanien) halten Sisay Lemma und Amane Shankule (beide Äthiopien), die mit ihren persönlichen Bestzeiten von 2:01:48 beziehungsweise 2:14:58 Stunden die Startlisten anführen. Favorisiert sind aber auch John Korir, der diesjährige Sieger des Boston-Marathons, und die aktuelle Weltmeisterin Peres Jepchirchir (beide Kenia). 

Bei den Männern stehen gleich sechs deutsche Läufer auf der Startliste, die persönliche Bestzeiten von unter 2:10:00 Stunden aufweisen. Es ist durchaus möglich, dass am Sonntag zum vierten Mal in Valencia der deutsche Marathon-Rekord fallen wird. Denn sowohl der aktuelle Rekordler Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) als auch sein Vorgänger Amanal Petros (Hannover 96) gehen an den Start.

Petros, der im September in Tokio (Japan) sensationell Vize-Weltmeister im Marathon wurde, will sich die Bestzeit im direkten Duell zurückholen. Mit seinem dritten deutschen Rekord in Serie hatte er sich in Berlin vor zwei Jahren auf 2:04:58 Stunden gesteigert. Doch überraschend schnappte sich Fitwi vor zwölf Monaten die Bestzeit: Er war in Valencia zwei Sekunden schneller. Am Sonntag will er seine Position als Deutscher Rekordhalter verteidigen.

Duell um den deutschen Rekord?

„Mein Ziel ist es, mir in Valencia den deutschen Rekord zurückzuholen“, sagt Amanal Petros, der in diesem Jahr schon vor seiner WM-Silbermedaille eine herausragende Leistung gezeigt hatte. Der 30-Jährige hatte in Berlin Anfang April seinen deutschen Halbmarathon-Rekord auf 59:31 Minuten verbessert und ist damit der erste Deutsche, dem eine Zeit von unter einer Stunde gelang. Rund acht Wochen hat sich Amanal Petros im Höhentrainingslager im kenianischen Iten auf den Valencia-Marathon vorbereitet. Dort verbringt er die meiste Zeit des Jahres und schließt sich der Gruppe des italienischen Coaches Renato Canova an. 

Die Vorbereitungszeit ist allerdings knapp für ein Marathonrennen. Das gilt auch für Samuel Fitwi, der zuletzt Ende August in Sydney ein Rennen über die klassische Distanz lief und dort auf einer hügeligen Strecke 2:10:30 erreichte. Immerhin konnte der 27-Jährige ein paar Wochen länger trainieren als Amanal Petros. Er hat sich, wie in den vergangenen zwei Jahren, wieder in Addis Abeba (Äthiopien) vorbereitet. Am Rande der äthiopischen Hauptstadt schließt sich Samuel Fitwi der hochkarätigen Trainingsgruppe von Tessema Abshero an.

„Ich freue mich, nach Valencia zurückzukommen, denn dort bin ich mein bisher bestes Rennen gelaufen“, sagt Samuel Fitwi, der sich wie voraussichtlich auch Amanal Petros in der zweiten Gruppe einsortieren wird. Hier dürfte das Tempo im Bereich einer Zielzeit von 2:04:00 Stunden liegen. „Ich rechne damit, dass der deutsche Rekord fallen wird – entweder Amanal oder ich dürften ihn brechen.“

Von Berlin nach Valencia

Die schnelle Strecke will auch Hendrik Pfeiffer (Düsseldorf Athletics) nutzen. Nachdem das ungewöhnlich warme Wetter ihm bei der Jagd auf eine Bestzeit in Berlin im September einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, will er diese nun in Spanien nachholen. Sein persönlicher Rekord steht bei 2:07:14 Stunden, doch es geht für Hendrik Pfeiffer darum, unter 2:07:00 ins Ziel zu kommen. Diese Zeit entspricht der Kadernorm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für das Jahr 2026, die er bis 31. Dezember 2025 erbringen muss. 

„Ich habe gut trainiert und hoffe, dass mich eine Entzündung im Bereich der Achillessehne nicht behindert. Ich möchte mit einem gleichmäßigen Tempo auf die 2:07:00 hinlaufen“, sagt Hendrik Pfeiffer, der nach seinem Rennen in Berlin (2:09:14 h) natürlich auch nicht viel Zeit hatte für die Vorbereitung.

Wie Hendrik Pfeiffer nimmt auch Sebastian Hendel (SCC Berlin) nach Berlin einen zweiten Anlauf in Valencia. Der 30-Jährige war am 21. September in der deutschen Hauptstadt nach gut 30 Kilometern aus dem Rennen gegangen. Er hat bisher eine Bestzeit von 2:07:33 Stunden und könnte am Sonntag zusammen mit Hendrik Pfeiffer laufen. „Ich möchte mich zurückmelden und die Saison stark beenden“, schrieb Sebastian Hendel auf Social Media.

Boch und Abraham fordern die nationale Konkurrenz

Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) wird in Valencia seinen ersten Marathon in diesem Jahr laufen. Hüftprobleme behinderten ihn immer wieder, nachdem er vor einem Jahr bei dem Rennen in Spanien 2:09:46 Stunden gelaufen war. Der 31-Jährige, der eine Bestzeit von 2:09:25 aufweist, hat sich in Kenia auf das Rennen vorbereitet und peilt eine Zeit von unter 2:10:00 an. 

Überraschend wird auch Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) am Sonntag an den Start gehen. Der 33-Jährige lief erst vor knapp sechs Wochen den Mainova Frankfurt-Marathon. Bei sehr windigem Wetter verpasste er dort seine Bestzeit von 2:08:11 Stunden am Ende deutlich (2:09:43 h). In Valencia will er einen zweiten Versuch starten. Mit Erik Hille (TV Burglengenfeld/Bestzeit: 2:13:03 h) startet zudem ein deutscher Läufer, der zur erweiterten nationalen Spitze zählt. Auch er lief im September in Berlin (2:16:40 h). 

Gesa Krause peilt bei Debüt Zeit unter 2:30:00 an

Ihr Marathon-Debüt läuft in Valencia Gesa Krause. Die zweimalige WM-Dritte über 3.000 Meter Hindernis (2015 und 2019) erklärte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass es ihr Ziel sei, eine Zeit von unter 2:30:00 Stunden zu erreichen. Das bestätigte auch ihr Trainer Wolfgang Heinig. „Das Ziel sind 2:29:59 Stunden. Es wird eine neue Erfahrung für Gesa. Ich hoffe, sie kommt gut mit der Streckenlänge zurecht“, sagte der erfahrene Marathon-Coach. „Gesa hat das neue Training sehr gut verkraftet.“ Im Frühjahr steigerte sich die Hindernis-Spezialistin über die Halbmarathon-Distanz auf 69:47 Minuten. 

Auch Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) hat einen Start in Valencia geplant. Auf der Elite-Startliste ist sie allerdings nicht zu finden und soll stattdessen im Amateurfeld mitlaufen. Die 33-Jährige ist vor zwei Jahren in Valencia ihre Bestzeit von 2:24:32 Stunden gelaufen. 

Den Valencia-Marathon sehen Sie am Sonntag live in der ARD-Mediathek und auf sportschau.de. Der Stream startet um 8:05 Uhr. 

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