| Neue Meister

Alexander Ziegler – Weichen für Ausreißer nach oben gestellt

In Nürnberg haben elf DLV-Athleten zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der "Großen" ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Einige von ihnen haben schon große internationale Erfolge gefeiert - andere wollen den Sprung auf die große Bühne von Olympia, WM und Co. noch schaffen. leichtathletik.de stellt die „Neuen Meister“ vor. Heute: Hammerwerfer Alexander Ziegler (LG Staufen).
Jan-Henner Reitze

Alexander Ziegler
LG Staufen

*7. Juli 1987
Größe: 1,80 Meter
Gewicht: 89 Kilo

Hammerwerfen

Bestleistung: 76,29 (2014)
Deutscher Meister 2015
Bronze U23-EM 2009

Studium, Polizei, Bundeswehr, Ausbildung. Es gibt einige Möglichkeiten, wie sich DLV-Athleten neben dem Sport innerhalb ihrer Karriere organisieren. Hammerwerfer Alexander Ziegler hat dabei einen recht außergewöhnlichen Weg gewählt. Dem Studium an der Virginia Tech University in den USA, was noch nicht so ungewöhnlich ist, folgt im Moment die Arbeit am Doktortitel an der Universität von Kentucky in Lexington im Fach Verbraucherpsychologie.

Sportlich hat sich der 28-Jährige seit der Verlagerung des Lebensmittelpunktes über den großen Teich im Jahr 2009 von 72,46 Metern bis auf 76,29 Meter gesteigert. Zwischen der positiven Entwicklung im Ring und dem Fortschritt auf beruflicher Ebene sieht er eine Wechselwirkung. "Ich könnte ohne zu studieren nicht auf dem Niveau trainieren, dass der Leistungssport erfordert. Auf der anderen Seite habe ich mir natürlich auch Gedanken über meine Zukunft nach dem Leistungssport gemacht. Eine erfolgreiche College-Karriere hat sich als Türöffner erwiesen."

2011 und 2012 gab es jeweils den Titel bei den US-College-Meisterschaften, auch wegen der großen Kulisse zwei der bisher schönsten Momente seiner Karriere. 2015 ist ein weiterer dazugekommen, auf deutschem Boden, wo Alexander Ziegler regelmäßig den Sommer verbringt. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg holte er mit 73,91 Metern Gold und ließ mit Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen; 72,32 m) den Meister der fünf Vorjahre hinter sich, für den der Auftritt im Grundig-Stadion gleichzeitig der Schlusspunkt seiner erfolgreichen Laufbahn war.

Coaching per Skype

Trotz des ersten nationalen Titels ist Alexander Ziegler nicht ganz zufrieden mit seiner Saison, hat aber auch eine Erklärung dafür. "Ich bin vor gut einem Jahr umgezogen und habe meine Arbeit an der Universität von Kentucky aufgenommen. Damit waren einige Veränderungen in meinem Umfeld verbunden. Der DM-Titel zum Abschluss meiner Saison 2015 war allerdings ein sehr versöhnliches Ende."

Wenn er in den USA ist, tauscht sich der Dritte der U23-EM 2009 mit seinem Trainer Fred Eberle per Mail und über Skype aus. Dieses Konzept hat sich inzwischen eingespielt. "Ich genieße meine Zeit in den Staaten. Die Möglichkeiten, die Athleten an den Universitäten geboten werden, sind der Wahnsinn", sagt der Deutsche Meister.

Zum Hammerwerfen gekommen ist er schon früh. "Ich habe es einfach mal im Training ausprobiert. Damals war ich zehn oder elf Jahre alt und in dem Alter ist es eine tolle Sache, dass man in der Leichtathletik so viele unterschiedliche Dinge ausprobieren kann."

Internationale Einsätze das Ziel für 2016

Im kommenden Jahr möchte Alexander Zielger schaffen, was ihm in der U20 und U23 schon gelungen ist: Der Sprung in die Nationalmannschaft und zu einer internationalen Meisterschaft. Die EM in Amsterdam (Niederlande) ist Ziel Nummer eins, eine Steigerung auf die für Olympia geforderten 78 Meter im Hinterkopf.

Die Veränderungen im Umfeld mit dem Wechsel der Uni sind vollzogen, jetzt soll die nächste sportliche Verbesserung her. Zu einer Steigerung der Bestleistung (76,29 m) aus dem Jahr 2014 hat es im zurückliegenden Sommer nicht gereicht. "Ich denke, dass ich noch etwas gründlicher an kleinen Fehlern arbeiten muss. Das Niveau ist jetzt ordentlich – jetzt kommt der Feinschliff", nennt der Doktorand seine Ansatzpunkte. "Ich möchte endlich den Ausreißer nach oben erwischen."
    
Gleichzeitig denkt er auch an die Zukunft seiner Disziplin insgesamt und richtet einen Appell an DLV und ehemalige deutsche Top-Hammerwerfer: "Wir sind im Moment nicht ganz auf dem Niveau vergangener Tage. Aber ich denke, wir haben sehr talentierte junge Athleten, die Vertrauen sowie Unterstützung brauchen und verdienen. Ehemalige Athleten, die WM- und EM-Medaillen gewonnen und große Weiten erzielt haben, besitzen einen riesen Erfahrungsschatz, von dem wir alle profitieren können."

Video: <link video:12747>Alexander Ziegler: "Unbeschreiblich"

Das sagt Bundestrainer Helge Zöllkau:

Alex ist mit einer vielversprechenden Leistung im April in die Saison eingestiegen. Der Durchschnitt der besten fünf Wettkämpfe war auf einem hohen Niveau, leider blieb der entscheidende Leistungssprung aus. Natürlich gibt es immer Reserven in der sportlichen Technik, diese kann er vor allem durch Verbesserung seiner speziellen Kraftwerte erlangen und: Ein bisschen mehr Lockerheit. Leistungen im Bereich von 77 Metern und darüber sind mit Sicherheit möglich.

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