| Leitender DLV-Verbandsarzt

Andrew Lichtenthal: Athleten-Betreuung modernisieren

Mit Start des neuen Olympiazyklus 2020 hat Andrew Lichtenthal den zurückgetretenen Leitenden DLV-Verbandsarzt Dr. Helmut Schreiber abgelöst. Der 45–Jährige Chirurg ist bereits seit 2008 für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) im Einsatz und gehörte 2016 bei der EM in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio zum Betreuerteam. Eines seiner Hauptprojekte: Die Einführung einer zentralen Datenbank, in der die wichtigsten Informationen der Sportler gesammelt werden.
Pamela Ruprecht

Zu Beginn des neuen Olympiazyklus löst Andrew Lichtenthal den langjährigen Leitenden DLV-Verbandsarzt Dr. Helmut Schreiber ab. Sein Vorgänger sah in ihm schon seit zwei Jahren seinen potenziellen Nachfolger und führte ihn an das Amt heran. “In dieser Form haben wir vor allem dieses Jahr eng zusammen gearbeitet“, erzählt Andrew Lichtenthal. 2016 zählte der Oberarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie des Krankenhaus St. Vinzenz Hanau zum medizinischen Betreuungsteam bei den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) und den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien).

Andrew Lichtenthal, Sohn einer Schottin, freut sich auf die interessante neue Aufgabe. Seit 2008 ist der 45-Jährige schon für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) im Einsatz. Mit der Begleitung der U18- und U20-Nationalmannschaften hatte es angefangen, 2013 folgte bei den U23-Europameisterschaften in Tampere (Finnland) die erste Athleten-Betreuung bei einer internationalen Aktiven-Meisterschaft.

Einführung einer zentralen Datenbank

Zu seinen Projekten gehört der Ausbau einer zentralen Datenbank, die es ermöglicht, mobil und jeder Zeit auf die wichtigsten Informationen der Athleten zurückzugreifen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. „Eines meiner Hauptthemen ist die Einrichtung eines Informatiksystems“, erklärt Andrew Lichtenthal. Ein Schritt, der in enger Zusammenarbeit mit dem DLV und seinem Leitenden Direktor Sport Idriss Gonschinska erfolgen wird.

Per Handy oder Laptop sollen individuelle Sportler-Daten über bisherige Verletzungen und behandelnde Personen zur Verfügung stehen. So kann das medizinische Team im Einzelfall, etwa bei internationalen Meisterschaften die Vorgeschichte einsehen und die medizinische Versorgung der Athleten weiter optimieren. Hierbei sollen Erfahrungen anderer deutscher Sportverbände positiv genutzt werden. Die Informationen werden nur nach Zustimmung der Athleten gespeichert.

Der Leitende DLV-Verbandsarzt führt, koordiniert und repräsentiert das medizinische Team. Die von Dr. Helmut Schreiber aufgebauten Strukturen will Andrew Lichtenthal weiter ausbauen: Das Kompetenzteam und die Aufteilung der verschiedenen medizinischen Mannschaften (Ärzte und Physiotherapeuten) auf Meisterschaften, Disziplingruppen und Altersklassen.

Empathische Medizin

Generell unterscheidet der Chirurg zwei Aufgabenfelder nach ihren Zuständigkeiten: Die akute Therapie und Betreuung zur unmittelbaren Vorbereitung auf die Wettkämpfe, sprich das Reagieren auf Probleme und deren Behandlung, liegt ganz beim medizinischen Team. Das Gesundheitsmanagement zielt darauf ab, sich gar nicht erst oder möglichst selten zu verletzen, und kann hingegen nur im Team-Work erreicht werden. „Die Prophylaxe ist nicht unsere alleinige Aufgabe, sondern muss unter anderem zusammen mit Ernährungswissenschaftlern, Sportwissenschaftlern und Trainern erarbeitet werden“, sagt Andrew Lichtenthal über Konzepte in diesem Bereich.

Geht es um die konkrete sportmedizinische Behandlung verfolgt Andrew Lichtenthal im Umgang mit Patienten eine empathische Medizin: „Ich versuche, den Athleten und seine Beschwerden ernst zu nehmen.“ Wichtig sind gemeinsam erarbeitete Pläne. Der Athlet muss wissen, in welche Richtung die Behandlung und der gemeinsame Weg geht. „Wenn es keine rote Linie gibt, können wir auch keine adäquaten Veränderungen erzielen.“

Ehemaliger Leichtathlet

Als ehemaliger Leichtathlet, der in seinen Jugend-Jahren zweimal Hessischer Hallen-Landesmeister im Hürdensprint war, ist der Oberarzt mit der Sportart vertraut und auch mit einer Palette an Verletzungen. Muskelfaserrisse, Sprunggelenks- oder Knieverletzungen erfuhr der leidenschaftliche Staffelläufer (früher Deutscher B-Jugend-Meister 4x100 m) am eigenen Leib. Das hilft ihm nun bei seinem Beruf: „Ich weiß, was es heißt, sich Bänder gerissen zu haben und operiert worden zu sein. Das kann ein Vorteil für die Behandlung meiner Patienten sein.“

Vier Jahre nach Abschluss seines Humanmedizin-Studiums an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt nahm Andrew Lichtenthal 2003 die Position des Leitenden HLV-Verbandsarztes ein. Von diesem langjährigen Amt beim Hessischen Leichtathletik-Verband (HLV) ist er im November zurückgetreten, um sich auf die Herausforderung beim DLV zu konzentrieren. In der Zeit von 2005 bis 2010 betreute er auch eine andere Sportart: Die Football-Mannschaft "Harnau Hornets".

Bei seiner Arbeit mit den Leichtathleten habe für ihn „jede Disziplin ihren Charme“, ein besonders schönes Thema ist für ihn unter anderem die Staffel. Der Grund: „Wir sind eine Einzelsportart und die Staffel kommt der Mannschaftssportart am nächsten“, sagt der Sportmediziner, der 2015 in das DLV-Kompetenzteam der A-Nationalmannschaft rückte. Auch dort wird der Team-Gedanke groß geschrieben.

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