Am Dienstagabend hat Weitspringer Christian Reif (LC Rehlingen) bei einer Pressekonferenz überraschend das Ende seiner Leistungssportkarriere bekanntgegeben. Künftig steht für ihn seine berufliche Karriere im Vordergrund.
Er hat ein starkes Jahr hinter sich - mit neun Wettkämpfen mit Ergebnissen jenseits der acht Meter, inklusive neuer Bestleistung (8,49 m). Allerdings verliefen die Finals der internationalen Meisterschaften mit jeweils Rang acht bei der Hallen-WM in Sopot (Polen) und der EM in Zürich (Schweiz) nicht nach Wunsch. Das diese Jahr das letzte in der leistungssportlichen Karriere von Christian Reif ist, kommt überraschend.
In der Einladung zur Pressekonferenz des LC Rehlingen wurde lediglich darauf hingewiesen, dass Top-Weitspringer Christian Reif zur Verfügung steht um seine Zukunftspläne zu erläutern.
Nur wenige ausgewählte Personen, bei denen Christian Reif nicht wollte, dass sie das aus der Presse erfahren, seien vorab informiert gewesen. Darunter sei auch Markus Rehm gewesen, der ihn bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm geschlagen und mit dem er sich angefreundet hat.
Keine leichte Entscheidung
Der Schritt seine Kariere zu beenden sei keine leichte, aber dennoch eine wohl überlegte Entscheidung gewesen. „Ich hatte eine sehr schöne Zeit als Leistungssportler mit tollen Erfolgen, die ich mir zu Beginn meiner Karriere nicht erträumt hätte“, sagt Christian Reif, zu dessen größtem Erfolg der Weitsprung-Titel bei Europameisterschaften 2010 in Barcelona (Spanien) zählt.
„Ich beginne jetzt einen neuen Lebensabschnitt, da ich das Gefühl habe, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen ist“, so Christian Reif weiter. Konkret bedeutet das, dass er ab Dezember zum Regionalverkaufsleiter bei einem großen Einzelhandelsunternehmen aufgebaut werden soll. „Das Unternehmen ist bereits vor meinem ersten Saisonwettkampf in Weinheim auf mich zugekommen, meinen Entschluss habe ich aber erst nach der Saison gefasst.“
Finanzielle Gründe mit ausschlaggebend
Der Abschied habe allerdings nichts mit seinem Abschneiden bei der EM in Zürich (Schweiz) zu tun gehabt. „Bis auf den Höhepunkt war das meine beste Saison, die ich als Zweitbester in der Welt abgeschlossen habe.“ Das Hauptproblem sei die finanzielle Unterstützung gewesen, die in den letzten Jahren schlechter geworden sei. Der 29-Jährige betont aber ausdrücklich, dass dabei der LC Rehlingen und der Landessportverband nicht gemeint seien. „Die konnten meine finanziellen Einbußen nicht auffangen, und das wollte ich auch nicht verlangen.“
Thomas Klein, Vorsitzender des LC Rehlingen, kann die Entscheidung verstehen, auch wenn der Verein erst einmal traurig gewesen sei. Christian Reif bedankte sich bei ihm für die mit zwei Jahren zwar kurze aber sehr intensive Zeit beim LC Rehlingen. „Ich habe mich hier von Anfang an zu Hause gefühlt.“ Auch deswegen wird Christian Reif dem Verein und dem Pfingstsportfest in Zukunft weiter beratend und unterstützend zur Seite stehen.
Der EM-Achte vergaß aber auch nicht seinen vorherigen Vereinen, dem TSV Iggelheim und dem ABC Ludwigshafen, zu danken. Christian Reif möchte auch in Zukunft weiterhin seine sozialen Projekte vorantreiben und sich insbesondere für das Kinderhospiz Sterntaler einsetzen.
Trainerjob zeitlich nicht möglich
Sein Hauptaugenmerk gilt aber nun seiner beruflichen Zukunft. Christian Reif, der einen Master of Business Administration (MBA) in Sportökonomie und Sportmanagement hat, sagt: „Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen. Künftig werde ich zeitlich so stark eingebunden sein, dass auch ein Traineramt nicht in Frage kommt.“
Verabschiedet wurde er in Rehlingen nicht nur von Vertretern seines Vereins, sondern auch von seinem langjährigen Trainer Uli Knapp, bei dem er sechs Jahre trainierte. „Ich hatte noch nie ein so großes Talent in den Händen“, war auch er voll des Lobes für seinen Vorzeigeschützling. „Mit ein klein wenig mehr Glück hätte er noch viel mehr erreichen können.“