| Team-EM Braunschweig

Christian Reif will keine vier Jahre warten

Selbst zwölf Punkte geholt, indirekt Arne Gabius zum Maximum getrieben – aber natürlich noch lange nicht am Ziel. Christian Reif (LC Rehlingen) hat bei der Team-Europameisterschaft in Braunschweig überzeugt, hat aber ein großes Ziel vor Augen. Fünf Zentimeter fehlen ihm noch zum deutschen Rekord von Lutz Dombrowski aus dem Jahr 1980. Weitere vier Jahre auf einen Satz in diese Dimension möchte er nicht warten.
Michael Wiener

Wichtig ist für Christian Reif zunächst, die Wettkämpfe für sich zu entscheiden. Egal an welchem Ort, egal unter welchen Bedingungen, egal gegen welche Gegner. Der 29-Jährige analysiert dabei die Wettkämpfe ganz genau. „Ich schaue mir gerne an, wie meine Leistungen im Vergleich zu den Konkurrenten einzuschätzen sind. Da rechne ich manchmal ganz schön lange rum. Ein bisschen Schwachsinn ist es schon“, erklärt Christian Reif seine Liebe zur Statistik.

In dieser Freiluft-Saison hat der Saarländer bislang immer die besten Argumente gehabt. Siege in Weinheim, Rehlingen, Dessau und Braunschweig – die Konkurrenz hatte stets das Nachsehen. „Ich hoffe immer auf den ersten Platz. Das ist mein Anspruch“, sagt der vierfache Deutsche Meister. Es sei wichtig, insbesondere bei den Meisterschaften vorne zu sein.

Olympiasieger bezwungen

In Braunschweig hat der Weitspringer ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt, erstmals besiegte er in einem Finale den Olympiasieger Greg Rutherford. Diesem Fakt möchte Christian Reif nicht zu viel Bedeutung beimessen. Dennoch sagt er: „Man muss mich immer auf der Rechnung haben. Die Konkurrenten wissen: Der Reif kommt noch, der kann hier noch einen raushauen“.

Dass er dazu immer in der Lage ist, zeigt seine Stärke in den entscheidenden Momenten – wie vor vier Jahren bei der Europameisterschaft in Barcelona (Spanien), als er nach zwei Versuchen vor dem Aus stand und dann mit 8,47 Metern den Siegessprung zeigte.

Starke Nerven

Auch in Braunschweig musste Christian Reif zittern. Nach zwei Versuchen lag er nicht auf den ersten vier Plätzen, die für einen vierten und letzten Durchgang berechtigen. Der Mann aus Rehlingen zeigte Nervenstärke, flog mit 8,13 Metern an die Spitze und jubelte ausgelassen.

5.000-Meter-Läufer Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen) befand sich in diesem Moment rund 600 Meter vor dem Ziel, sah Reifs ausgelassene Freude auf der Leinwand – und setzte zu einem fulminanten Schlussspurt an. Der Langstreckenläufer sagte später auf Nachfrage: „Ja, das hat mich motiviert“.

Zum deutschen Rekord fehlen fünf Zentimeter

Siege und Titel stehen auf der einen Seite, Rekorde auf der anderen. Sie sind das i-Tüpfelchen. Insbesondere, wenn eine nationale Bestmarke seit 34 Jahren besteht. Mit seinen 8,49 Metern von Weinheim hat Christian Reif ein Ausrufezeichen gesetzt. Was dies bedeutet, hat der 29-Jährige auf seiner Homepage detailliert aufgelistet. Saarland-Rekord, die Plätze zwei, sieben beziehungsweise 25 der ewigen deutschen, europäischen beziehungsweise Welt-Bestenliste.

Kürzlich sagte der studierte Sportmanager (zwei Jahre Fernstudium an der Universität Bayreuth) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Ich muss nicht noch mal Europameister werden. Aber schön wäre es schon.“ Für den deutschen Rekord ist also Platz auf der Liste der Zielsetzungen. „Wenn nur fünf Zentimeter fehlen, hat man das natürlich im Kopf. Aber jeder Wettkampf ist anders. Ich muss mich noch ein bisschen vorarbeiten“, verweist er auf einige technische Makel. Doch selbstbewusst fügt er hinzu: „Wenn ich gesund bin, bringe ich gute Leistung. Mein Kopf ist immer bereit“.

Sprünge über 8,30 Meter hatte sich Christian Reif für dieses Jahr vorgenommen. Konstanter werden auf hohem Niveau also. Denn bislang gelangen ihm bei regulären Bedingungen erst zwei Sprünge über 8,27 Meter. Das waren die Ausreißer von Barcelona 2010 und Weinheim vor wenigen Wochen. Ob der große Satz schon vor dem Jahr 2018 kommt? Christian Reif wird darauf hinarbeiten und auf diesem Weg gerne weitere Siege und Titel mitnehmen.

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