Nach einer fantastischen Saison mit dem WM-Titel im Kugelstoßen gab es zum Saisonfinale die Krönung für Christina Schwanitz: Deutschlands Sportjournalisten wählten die Athletin vom LV 90 Erzgebirge zur "Sportlerin des Jahres" 2015 - mit vier Punkten Vorsprung vor Leverkusens Speer-Weltmeisterin Katharina Molitor. Am Sonntag nahm Schwanitz in Baden-Baden die Auszeichnung entgegen, ließ ihr Jahr noch einmal Revue passieren und warf auch einen kritischen Blick auf ihre Situation als Profi-Leichtathletin.
Christina Schwanitz, Gratulation zum Sieg bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres 2015! Wann haben Sie erfahren, dass es geklappt hat?
Christina Schwanitz:
Einen Tag vorher hat sich jemand in meinem Bekanntenkreis verplappert, aber ich habe es für einen Scherz gehalten. Mein Mann hat es die ganze Zeit gewusst, aber nichts gesagt. Er war deswegen eine Woche ein nervliches Wrack. Ich selbst hätte es mir nie träumen lassen, dass ich es schaffe, und bin megastolz auf die Auszeichnung. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal bei meinem Arbeitgeber bedanken. Durch die Bundeswehr habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und kann finanziell überleben. Am Montag geht es bereits wieder nach Frankenberg zur Weihnachtsfeier. Dort werden wir schön feiern.
Hat sich denn Ihre Sponsoren-Situation nach Ihrem Weltmeistertitel verbessert?
Christina Schwanitz:
Das wäre schön. Grundsätzlich hat man es als Leichtathlet im Sponsoren-Geschäft schwer, im Vergleich zum Fußball. Wir müssten einfach im Fernsehen präsenter sein als bisher. Im Fußball gibt es bis zur vierten Liga Live-Übertragungen, die sogar noch wiederholt werden. Dass es funktioniert, zeigt der Wintersport. Ich mache Leichtathletik aus Leidenschaft, nicht weil man viel verdienen kann. Man darf nicht vergessen, was einem der Leistungssport abverlangt. Dafür müssten wir finanziell viel besser abgesichert sein.
Wie ließe sich aus Ihrer Sicht die Sponsoring-Situation grundsätzlich verbessern?
Christina Schwanitz:
Wie schon gesagt: Mehr TV-Übertragungszeiten würden uns sicherlich helfen, aber uns wird es auch schwer gemacht. Zum Beispiel dürfen wir im kommenden Jahr bei Olympischen Spielen vier Wochen lang überhaupt keine Werbung betreiben. Ich persönlich passe natürlich auch nicht in das Schema F der Werbeindustrie, da ich nicht so schlank bin, wie es viele gerne hätten. Da ist ein Jan Frodeno schon eine ganz andere Werbefigur. Ich kann 20 Kilogramm abnehmen, aber dann werde ich sicherlich nicht mehr Weltmeisterin.
Aber Sie sind doch mit Ihrem herzhaften Lachen und Ihren markanten Aussagen eine gute Werbebotschafterin für die Leichtathletik.
Christina Schwanitz:
Auf jeden Fall konzentriere ich mich nicht nur auf das Kugelstoßen, sondern werbe wo ich kann für die Leichtathletik. Besonders gerne bei den Kindern. Ich versuchen den Kindern zu zeigen, wie interessant meine Sportart ist. Ich versuche unseren Sport so positiv wie möglich zu verkaufen. Das fetzt mir besonders.
Sie hatten 2015 ein unglaubliche Saison. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Christina Schwanitz:
Ich denke, was ich 2015 erreicht habe, ist nicht zu toppen. Den WM-Titel in Peking mit 20,37 Metern und sieben Zentimetern Vorsprung zu holen, war genial. Ich denke, es gibt keine Frau, die sich über sieben Zentimeter so freut wie ich. Es wird schwer sein, meine Leistungen 2016 zu wiederholen.
Und was nehmen Sie sich für 2016 vor, mit den Höhepunkten Europameisterschaften in Amsterdam und Olympische Spiele in Rio?
Christina Schwanitz:
Das ist alles noch weit weg. Zunächst habe ich mal auf die Hallensaison verzichtet, um mich voll auf die Sommersaison zu konzentrieren. Bei den Europameisterschaften in Amsterdam im Juli möchte ich auf jeden Fall den Titel holen und in Rio im August würde ich gern auf dem Treppchen stehen.
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