Nur ein Zentimeter hat Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) im Finale der Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien) zur Goldmedaille gefehlt. Mit 19,11 Metern gewann die Mutter von Zwillingen am Sonntag Silber. Im Interview der Woche spricht die 33-Jährige über ihre Gedanken während des Wettkampfes und den besonderen Zusammenhalt der deutschen Kugelstoßerinnen.
Christina Schwanitz, wie beurteilen Sie den Wettkampf, vor allem aus technischer Sicht?
Christina Schwanitz:
[lacht] Welche Technik? Das ist ja das Problem. Das ist genau das Problem.
Sie hatten als Ziel eigentlich eine Top Drei-Platzierung genannt. Das war Ihrer Reaktion nach zu urteilen, oder?
Christina Schwanitz:
Ich glaube, es wäre sehr arrogant, zu sagen: Ich werde Europameister. Das steht mir nicht zu, und wie gesagt: Eine andere hat ja auch gezeigt, dass es nicht so gekommen ist. Von daher wäre das nicht angemessen gewesen.
Die Winzigkeit eines Zentimeters hat in Glasgow zu Gold gefehlt. Wie ärgerlich ist das?
Christina Schwanitz:
Es ist echt sehr, sehr ärgerlich. Ein Zentimeter ist beim Kugelstoßen nichts. Das ist jetzt die zweite Silbermedaille. Ich hoffe, dass sich das dann endlich wieder ändert. Ich liebe meinen Sport, ich mache ihn sehr gerne. Heute war es eben so, dass eine andere einen Zentimeter besser war und wenn ich meinen Sport nicht lieben würde, würde ich auch diesen Wettkampf, diese Herausforderung nicht lieben. Nur durch das Verlieren, lernt man das Gewinnen.
Sie haben das letzte Mal erzählt, dass Sie vor Wettkämpfen immer noch aufgeregt sind. Wie war es diesmal?
Christina Schwanitz:
Es ging. Die Aufregung war jetzt nicht so, dass ich wie vor der Quali bald verrückt geworden bin. Ich bin da ziemlich optimistisch in den Wettkampf gegangen.
Bei guten Stößen, bei guten Stößen von den Kontrahentinnen: Inwiefern schwankt da diese Aufregungskurve?
Christina Schwanitz:
Nach dem 19-Meter-Stoß waren meine Gedanken: 'Okay, jetzt kannst du dich sammeln.' Da war die Aufregung dann komplett weg. Das war eigentlich schon nach dem ersten Versuch so. Da habe ich mir gesagt, 'okay, jetzt hast du eine stabile Weite stehen und kannst darauf aufbauen.'Das ist was ganz anderes als in der Qualifikation. Das ist es eher nach dem Motto: ‚Oh Gott!‘ Im Wettkampf denke ich eher: ‚Jetzt will ich sie plattmachen.‘
Ihr Kugelstoß-Kollege David Storl hat gemeint, er habe vor seinem Wettkampf auch noch Kontakt mit der Familie gehabt, mit den Kindern: Haben Sie auch nochmal nach Hause telefoniert?
Christina Schwanitz:
Ja, selbstverständlich. Das ist die Vorbereitung des klassischen Wettkampfes, dass ich nochmal mit meinem Mann telefoniere. Das muss einfach sein, denn wir sind zusammen eine Leistungssportfamilie und nur zusammen stark.
Zwischen den Stößen haben Sie sich auch immer wieder mit Ihren Kugelstoß-Kolleginnen Sara Gambetta und Alina Kenzel abgeklatscht. Wie haben Sie sich gegenseitig motiviert?
Christina Schwanitz:
Wir hatten im EM-Finale 40 Prozent deutsche Beteiligung. Das ist natürlich schon geil. Natürlich versuchen wir, uns gegenseitig zu pushen und uns gegenseitig Mut zuzusprechen, dem anderen noch ein Stück mehr Leidenschaft oder auch Mut und Zuversicht zu geben. Das ist, glaube ich, auch unsere Aufgabe.
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