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Christine Salterberg – Wieder im Geschäft

Viele junge, neue Gesichter haben bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg ihren ersten nationalen Titel bei den Erwachsenen geholt. Aber auch schon bekanntere Namen werden in der Serie auf leichtathletik.de diesmal vorgestellt, sogar ein Diamond League-Sieger. Heute: 400-Meter-Hürden-Läuferin Christine Salterberg (LT DSHS Köln).
Jan-Henner Reitze

Christine Salterberg
LT DSHS Köln

*9. Juni 1994
Größe: 1,80 m

400 Meter Hürden

Bestleistung: 56,95 sec (2018)

Erfolge:

Deutsche Meisterin 2018
Sechste U20-EM 2013

Die 400 Meter Hürden waren von Anfang an ihre Strecke. Als 14-Jährige lief Christine Salterberg im Jahr 2009 erstmals die mit Hürden bestellte Stadionrunde und schaffte auf Anhieb die Norm für die Deutschen Jugendmeisterschaften, obwohl sie damals noch der Altersklasse W15 angehörte. Schon in der U18 folgte 2011 neben Medaillen auf nationaler Ebene der erste Start im Nationaltrikot bei der U18-WM in Lille (Frankreich). In der U20 wurde die Langhürdlerin dann jeweils Deutschen Jugendmeisterin, lief obendrein bei der U20-WM 2012 in Barcelona (Spanien) als Neunte nur um anderthalb Zehntel am Finale vorbei und belegte 2013 bei der U20-EM in Rieti (Italien) den sechsten Platz.

„Die Jugend war bei mir ziemlich erfolgreich. Damit bin ich sehr zufrieden“, erinnert sich die heute 24-Jährige. „Beim Debüt bei der U18-WM in Lille habe ich zwar einen Fehlstart gemacht. Da waren meine Nerven einfach noch nicht auf Zack und ich mit der Situation etwas überfordert. Danach habe ich das Gefühl und die Atmosphäre sehr genossen, im Nationaltrikot zu starten.“

Von diesen Erinnerungen zehrt die Kölnerin bis heute. Dieses Gefühl möchte sie unbedingt noch einmal erleben. Doch es folgten Jahre, in denen sie um den internationalen Anschluss bei den „Großen“ kämpfte. Und die Mission ist noch nicht vollendet. Die zurückliegende Saison war wieder ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn sich die Athletin mit einem Start bei der Heim-EM einen noch größeren gewünscht hätte. Trotz der verständlichen Enttäuschung darüber, geht der Blick schon wieder nach vorn. Christine Salterberg hat gelernt, Geduld aufzubringen.

Trainingspartnerin von einst jetzt stärkste Gegnerin

Mit der Leichtathletik begonnen hat Christine Salterberg im Alter von acht Jahren. Parallel spielte sie zuerst noch Tennis. „Da war aber nur einmal die Woche Training. Das hat mich nicht ausgepowert. Deshalb habe ich mich dann ganz für die Leichtathletik entschieden.“ Bei ihrem ersten Verein, dem TuS Köln rhh. trainierte sie bei Georgi Kamenezki unter anderem gemeinsam mit der Deutschen Meisterin über 400 Meter Hürden des Jahres 2017 Djamila Böhm (ART Düsseldorf), die in der Jugend weniger erfolgreich war und sich als „Spätzünderin“ in die nationale Spitze vorgearbeitet hat.

Das Finale der Deutschen Meisterschaften in Nürnberg in diesem Sommer lief auf der Zielgeraden auf ein Duell der einstigen Trainingspartnerinnen hinaus, die sich immer noch austauschen und im freundschaftlichen Kontakt stehen. Im Zielsprint nach der letzten Hürde überholte Christine Salterberg die Favoritin und Titelverteidigerin Djamila Böhm und sicherte mit neun Hundertsteln Vorsprung ihren ersten nationalen Titel bei den Aktiven, nach Bronze in den Jahren 2014, 2016 und 2017. Die mit 55,72 Sekunden aus dem Vorjahr schnellste DLV-Langhürdlerin seit dem Jahr 2010, Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen), konnte verletzungsbedingt nicht mitmischen.

„Ich habe den Anschluss wiedergefunden“, so Christine Salterberg über ihren Erfolg, der das Ende einer Durststrecke markieren soll. Diese erklärt die Deutsche Meisterin mit vielen Veränderungen nach ihren starken U20-Jahren. Im Herbst 2014 hatte sie ein Studium (Grundschullehramt) an der Sporthochschule Köln aufgenommen, war zum LT DSHS Köln gewechselt und hatte sich der Trainingsgruppe von Andreas Gentz angeschlossen. „Das war eine große Umstellung insgesamt im Leben, an die ich mich erst gewöhnen musste“, erzählt die gebürtige Kölnerin. „Sportlich bin ich auf den Unterdistanzen zwar schneller geworden, konnte das aber nicht über die 400 Meter Hürden nutzen.“

Attacke auf die WM-Norm

Langsam wieder aufwärts ging es im vergangenen Jahr, als mit 56,97 Sekunden endlich wieder eine Bestzeit gelang, die vorher aus dem Jahr 2014 (57,55 sec) datierte. In der Vorbereitung auf die gerade abgelaufene Sommersaison verzichteten Athletin und Trainer auf eine Hallensaison. „Wir konnten gute Grundlagen legen und haben auch mehr Pausen eingeschoben“, berichtet Christine Salterberg von leichten, aber wirkungsvollen Veränderungen im Training. Finanziell gesehen ermöglichen ihr übrigens hauptsächlich ihr Verein und ihre Eltern, dass sie ihre sportlichen Ziele weiterhin verfolgen kann.

Im bevorstehenden Winter ist wieder eine Hallensaison geplant, wo Bestzeiten über die Flachstrecken (200 Meter: 24,11 sec; 400 Meter: 55,19 sec) fallen sollen. Auch auf der Zielgeraden der Spezialstrecke liegt noch Potenzial. „Ich hatte noch nie ein annähernd perfektes Rennen. Mindestens zwei Hürden waren immer nicht gut. Deshalb bin ich auch überzeugt, noch deutlich schneller sein zu können“, sagt die angehende Lehrerin. „Ich möchte die WM-Norm angreifen und dann Richtung Olympia 2020 in Tokio blicken.“ 2017 lag die WM-Norm bei 56,00 Sekunden, die Olympia-Norm 2016 bei 56,20 Sekunden.

Eine kleinere Veränderung im Alltag gilt es auf diesem Weg zu meistern. Mittlerweile im Masterstudium angekommen, steht für Christine Salterberg ein Praxissemester an, in dem sie nicht im Hörsaal sitzt, sondern täglich im Klassenraum steht. „Training ist dann nur nachmittags möglich“, beschreibt sie die Auswirkungen auf ihren Sport. „Aber ich freue mich auch, da das Studium sonst sehr theoretisch ist.“  

Video: <link video:18745>Christine Salterberg setzt sich knapp durch

Das sagt Bundestrainer Marco Kleinsteuber:

Christine hat in diesem Sommer konstante Leistungen gezeigt und sich zurückgemeldet. Nachdem sie in der Jugend auch international am Start war, kämpft sie um den Anschluss bei den Erwachsenen. Dies braucht Zeit und es ist sehr positiv, dass die Athletin weiterhin an ihre Ziele glaubt. Ich traue ihr schnellere Zeit zu. Christine ist in Hürdentechnik und Rhythmusgefühl sehr gut ausgebildet. Die Differenz zwischen ihrer Hürdenzeit und der Bestleistung auf der Flachstrecke ist gering. Wenn sie kontinuierlich und verletzungsfrei weiter arbeitet und ihre Schnelligkeit ohne Hürden weiterentwickelt, ist eine Zeit von 56,0 Sekunden und darunter möglich.

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