| Halplus Werfertage

Claudine Vita glänzt in Halle mit neuer Bestleistung

Die Halleschen Werfertage haben mal wieder für Top-Resultate gesorgt. Gleich zu Beginn beeindruckte Diskuswerferin Claudine Vita. Die U23-Europameisterin steigerte ihre wenige Wochen alte Bestleistung auf 65,15 Meter. Auch Speerwerferin Christin Hussong zeigte mit 66,36 Metern eine starke Leistung.
Sandra Arm/mbn

Claudine Vita (SC Neubrandenburg) ist momentan das Maß der Dinge bei den deutschen Diskuswerferinnen. Die 21-Jährige steigerte am Samstag bei den Halleschen Werfertagen ihre Bestleistung um sieben Zentimeter auf 65,15 Meter. Für die U23-Europameisterin war es erst der zweite Wettkampf mit einer Weite von mehr als 65 Metern. "Mir fehlen ein bisschen die Worte", zeigte sie sich ob ihrer erneuten Leistungssteigerung überrascht.

Es scheint ihr Jahr zu werden. Und das versetzt sie zugleich in eine neue Rolle: Sie ist nun die Gejagte. "Sonst war ich immer in der Verfolgerposition." Doch auch damit hat sich arrangiert und glänzt mit reichlich Selbstvertrauen. Zum Sieg reichte die Weltklasseweite trotzdem nicht. Den holte sich in Halle die Chinesin Yang Cheng (66,56 m). Die Plätze fünf, sechs und acht belegten Anna Rüh (SC Magdeburg; 62,66 m), Shanice Craft (MTG Mannheim; 61,61 m) und Nadine Müller (SV Halle; 60,27 m).

Nadine Müller noch mit Trainingsrückstand

Letztere bremsten Rückenprobleme im Vorfeld ihres Heimmeetings aus. Ihr fehlten Trainingswürfe. Stattdessen wurde der Fokus in in den zurückligenden zwei Wochen auf die Stabilität gelegt. Dafür wurde intensiv mit den Physiotherapeuten in Halle gearbeitet. Nun scheint alles wieder in Ordnung zu sein, so dass sie normal ins Wurftraining wieder einsteigen kann.

Schließlich will Nadine Müller im Kampf um die drei EM-Tickets ein gehöriges Wörtchen mitreden. "Das wird wirklich eine enge Kiste. Die DM wird entscheiden, wer die Tickets bekommt", meint Nadine Müller. Mit Shanice Craft hat bei den Werfertagen die vierte deutsche Diskuswerferin den Richtwert für die Heim-EM übertroffen.

Knallharter Kampf um die EM-Tickets

Bei den Männern ist es nicht minder spannend. Auch dort gibt es nur drei Tickets. Aktuell haben vier Werfer die Norm, mit Robert Harting (SCC Berlin) schickt sich der fünfte an. Wenngleich er in Halle nicht am Start war. Mit 65,91 Metern glänzte Daniel Jasinski (TV Wattenscheid) als Viertplatzierter hinter dem Sieger Traves Smikle (Jamaika; 67,14 m), Daniel Stahl (Schweden; 66,65 m) und Ehsan Hadadi (Iran; 66,13 m). Der Olympia-Dritte war an sich zufrieden mit seiner neuen Saisonbestleistung, nur der Ausrutscher nach oben fehlte. "Da muss noch ein bisschen mehr kommen. Ich peile eine neue Bestleistung an. Nach zwei Jahren wird es mal wieder Zeit", diktierte er den anwesenden Journalisten in den Block.

Und das muss es wohl, denn Martin Wierig, David Wrobel (beide SC Magdeburg) und Christoph Harting (SSC Berlin) haben bisher weiter geworfen. Um in Berlin dabei zu sein, so schätzt Daniel Jasinski ein, müsse wohl um die 66 beziehungsweise 66,50 Meter geworfen werden. Eine Weite, die Martin Wierig mit 66,98 Metern zum Saisonstart in Schönebeck  übertroffen hat. In Halle standen 64,19 Meter im Protokoll. "Ich bin gar nicht so unzufrieden. Die Beine haben sich etwas lahm angefühlt, so dass ich zum Schluss keinen Druck auf den Diskus bekommen habe", sagte der 30-Jährige. Vor ihm platzierte sich als Fünfter und zweitbester Deutscher Olympiasieger Christoph Harting mit 65,85 Metern.

Christin Hussong ganz dicht dran an der Bestleistung

Eine Weltklasseleistung zeigte auch Christin Hussong (LAZ Zweibrücken). Die WM-Sechste von 2015 ließ den 600-Gramm-Speer bis auf 66,36 Meter segeln. Nur fünf Zentimeter fehlten der 24-Jährigen zu ihrer Bestleistung. Die EM-Norm von glatten 60,00 Metern übertraf sie allerdings deutlich. "Ich bin super happy", freute sie sich über die starke Leistung. Die EM-Norm hatte sie bereits beim Winterwurf-Europacup im portugiesischen Leiria abgehakt. Ein gutes Gefühl, wodurch sie bei ihrem Saisoneinstieg in Halle kaum Druck verspürte und frei aufwerfen konnte.

Zudem machte sich noch etwas anderes bezahlt. "In der Vorbereitung habe ich viel mit den Männern wie Thomas Röhler und Johannes Vetter zusammengearbeitet." Allerdings reichte auch dieses starke Ergebnis "nur" zu Rang zwei, da im sechsten Versuch die Chinesin Lyu Huihui mit 67,69 Metern der Pfälzerin den Sieg nocht entriss. Bei den Männern siegte Bernhard Seifert (SC Potsdam; 81,01 m).

Zu aufgeregt: Christina Schwanitz hatte sich mehr erhofft

Im Kugelstoßen der Frauen dominierte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge). Die Weltmeisterin von 2015 setzte sich am Sportzentrum Brandberge mit 19,19 Metern durch. Es war ihr vierter 19-Meter-Wettkampf bei vier Starts seit ihrem Comeback nach einer Babypause am 12. Mai. "Die 19,19 Meter sind toll, aber ich habe mir was anderes vorgestellt", resümierte die zweifache Europameisterin, die unglaublich aufgeregt gewesen sei. Hinter der 32-Jährigen belegten die Chinesinnen Yang Gao (18,28 m) und Ka Bian (18,15 m) die Plätze zwei und drei. Knapp das Podest und die 18-Meter-Marke verpasste U20-Weltmeisterin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) mit 17,94 Metern.

Bei den Männern sorgte Dennis Lewke (SC Magdeburg) für das wertvollste Resultat. Der 24-Jährige steigerte seine Saisonbestleistung (19,12 m) deutlich. Im sechsten und letzten Versuch wuchtete er die Kugel auf 19,64 Meter und blieb nur vier Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung. Dennoch reichte die Weite nur zum vierten Platz. Die ersten drei Plätze gingen an Jakub Szyszkowski (Polen; 20,30 m), Bob Bertemes (Luxemburg; 20,27 m) und Orazio Cremona (Südafrika; 20,18 m).

Pawel Fajdek wirft Weltjahresbestleistung

Bei den Hammerwerfern gab es gleich zwei Überraschungen: So sorgte Pawel Fajdek (Polen) im sechsten und letzten Versuch mit 80,70 Metern für eine neue Jahresweltbestleistung. Diese hatte bis dato Nick Miller aus Großbritannien inne, er kam in Halle nicht über 77,05 Meter hinaus und wurde Dritter. Der Ungar Bence Halasz wurde mit 78,66 Metern Zweiter.

Bei den Frauen schaffte es Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen) überraschend nicht in den Endkampf. Dafür reichten 65,71 Meter nicht aus. Besser machte es Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt), die mit 69,28 Metern den sechsten Rang belegte. Es siegte Luo Na (China; 75,02 m). Beste deutsche Hammerwerferin war allerdings Charlene Woitha. Die Berlinerin setzte sich in der B-Gruppe mit 69,34 Metern durch und verpasste die EM-Norm nur um 66 Zentimeter. Sie wollte sechs Versuche haben und startete deshalb in der B-Gruppe. Es war der drittbeste Wettkampf in der bisherigen Karriere der Olympia-Teilnehmerin von Rio.

U20-Kugelstoßer steigern sich deutlich

Auch die deutschen U20-Kugelstoßer zeigten sich in Halle in starker Form. Bei der weiblichen Jugend steigerte U18-Weltmeisterin Selina Dantzler (LG Stadtwerke München) ihren Hausrekord um mehr als einen halben Meter auf 16,75 Meter. Die Leistung gelang ihr im sechsten und letzten Versuch. Bis dato standen für sie lediglich 15,87 Meter und Platz zwei zu Buche. "Von der Technik bin ich noch etwas unsicher. Daran muss ich noch arbeiten", erklärte die Abiturientin.

Doch mit dem fulminanten letzten Versuch setzte sich Selina Dantzler doch noch klar vor Hanna Meinikmann (TV Wattenscheid 01) durch, die mit 15,99 Metern ebenfalls einen halben Meter besser war als jemals zuvor. "Ich bin überrascht. Im Training habe ich nicht schlecht gestoßen, obwohl ich technisch noch etwas unsicher bin. Ich stoße total flach, ich muss deutlich höher rausstoßen", sagte Hanna Meinikmann. Bei der männlichen U20 gewann Valentin Moll (LC Rehlingen) mit 20,74 Metern und einer ebenfalls klaren Steigerung seiner Bestleistung.

Samantha Borutta übertrifft 60-Meter-Marke

Bei den Diskuswerferinnen überbot Charleen Zoschke (SSC Berlin) mit 50,57 Metern den Richtwert für die U20-Weltmeisterschaften in Tampere (Finnland; 10. bis 15. Juli). Im vierten Versuch katapultierte Samantha Borutta (TSG Mutterstadt) ihren Vier-Kilo-Hammer auf 60,67 Meter und erfüllte damit ebenso den geforderten WM-Richtwert.

Sieg mit Normerfüllung: Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) steigerte sich im zweiten Durchgang mit dem Speer auf 51,79 Meter, Tim Ader glänzte mit dem Diskus und schleuderte ihn auf 58,91 Meter. Große Freude bei den Speerwerfern. Dort empfahlen sich Fabian Strehlau (LAZ Möchengladbach; 70,37 m) und Maurice Voigt (LC Jena; 70,09 m) für den internationalen Höhepunkt. Am Sonntag werden die Halleschen Werfertage mit den Wettbewerben der U23- und der Jugendklassen fortgesetzt.

Alle Ergebnisse finden Sie in unserer <link https: www.leichtathletik.de ergebnisse wettkampf-resultate>Ergebnisrubrik

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