| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 - 400 Meter Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: 400 Meter der Männer.
Jan-Henner Reitze

2014 im Rückblick

Es war das Comeback des Sommers. Sechsmal ist Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) in der vergangenen Saison unter 46 Sekunden geblieben - nachdem ihm das in den Jahren 2011 bis 2013 nicht gelungen war. Die Hälfte seiner zehn schnellsten Zeiten stammt aus dem Jahr 2014. Der 30-Jährige hat unter Trainer Volker Beck zurück zu alter Stärke gefunden und wurde mit Rang sechs bei der EM belohnt.

Einige weitere DLV-Viertelmeiler haben das Potential, solche Zeiten abzuliefern, oder sie haben es sogar schon einmal getan. Zum Staffel-Team gehören seit Jahren die gleichen Namen. Thomas Schneider (SC Magdeburg; 46,08 sec) und Miguel Rigau (LT DSHS Köln; 46,13 sec) kamen der 46-Sekunden-Marke nahe. Für einen weiteren Einzelstart bei der EM reichte es aber nicht. Ein Gewitterschauer pünktlich zum DM-Finale trug dazu bei, dass die Saisonbestzeiten in dem Lauf nicht purzelten, wie sie es in der Vergangenheit oft getan haben.

Was die Staffel angeht, lieferte das eingespielte Team seine Leistung ab. In 3:01,70 Minuten war das Quartett im EM-Finale sogar etwas schneller als 2012, wo es Bronze gab. Diesmal reichte die Zeit wegen der starken Konkurrenz nur zu Rang sechs.

Unsere Top Drei

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail kamghe-gaba zum athletenporträt von kamghe>Kamghe Gaba

LG Stadtwerke München, 30 Jahre
SB: 45,63 sec | PB: 45,47 sec (2006)
DM: 1. Platz
EM: 6. Platz (Einzel und 4x400 m Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 19.
Welt-Jahresbestenlisten: 83.

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail thomas-schneider zum athletenporträt von thomas>Thomas Schneider

SC Magdeburg, 25 Jahre
SB: 46,08 sec | PB: 45,56 sec (2011)
DM: 2. Platz
EM: 6. Platz (4x400 m Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 41.
Welt-Jahresbestenlisten: 151.

Miguel Rigau

LT DSHS Köln, 29 Jahre
SB/PB: 46,13 sec (2014)
DM: 4. Platz
EM: 6. Platz (4x400 m Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 45.
Welt-Jahresbestenlisten: 166.

Unser Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail constantin-schmidt zum athletenporträt von constantin>Constantin Schmidt

TG Obertshausen, 18 Jahre
SB/PB: 47,45 sec (2014)

Mit der schnellsten Zeit des Jahres unter den U20-Athleten, gelaufen beim Jahreshöhepunkt, den Deutschen Jugendmeisterschaften, steht Constantin Schmidt für die junge Garde auf der Viertelmeile. Einige weitere Läufer haben sich ebenfalls in diesen Zeiten-Bereich gekämpft. Diesen Athleten gehört die Zukunft.

Der Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alex-schaf zum athletenporträt von alex>Eric Krüger

SC Magdeburg, 26 Jahre
SB: - | 45,77 sec (2013)
                   
In der Halle holte sich Eric Krüger noch den DM-Titel. Den Sommer musste er wegen Problemen mit der Achillessehne abschreiben. Mittlerweile ist er zurück im Training und möchte 2015 wieder durchstarten.

2015 im Ausblick

Seine Bestzeit (45,47 sec) aus dem Jahr 2006 hat Kamghe Gaba in der abgelaufenen Saison noch stehen lassen. Hat er sich die Steigerung für 2015 aufgehoben? Gelingt es, auf der Basis des konstant starken Niveaus in diesem Jahr aufzubauen, könnte auch ein Einzelstart bei der WM in den Bereich des Möglichen rücken. Dass er auf der Jagd nach einer Steigerung nicht überdrehen darf, hat Kamghe Gaba bei der Team-EM zu spüren bekommen, als er nach furiosen 300 Metern einging. Gelingt es ihm, so konzentriert, kontrolliert und verletzungsfrei weiterzuarbeiten, wie in seinen anderen Saisonrennen, ist noch mehr drin.

Neben ihm gibt es weitere Athleten, die in ähnliche Regionen vorstoßen können. Das Beispiel Kamghe Gaba zeigt, dass es sich lohnt, immer weiter an sich zu arbeiten, auch wenn es mal nicht so läuft. Thomas Schneider hat auch eine Bestzeit von 45,56 Sekunden, Eric Krüger von 45,77 Sekunden. Beiden kann 2015 eine ähnliche Erfolgsgeschichte gelingen.

Dass Kontinuität fruchtet, zeigt nicht nur das DLV-Staffel-Team, sondern auch der Nachwuchs. Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) hat sich in den vergangenen Jahren Stück für Stück entwickelt und ist bei 46,50 Sekunden angekommen. Ihm kann der Sprung ins Staffel-Team gelingen - wie langfristig auch weiteren Athleten.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Poser, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Stefan Poser:

Nach zwölf Jahren hatten wir mit Kamghe Gaba wieder einen Einzelstarter in einem europäischen Finale. Mit seinem sechsten Platz konnten wir zufrieden sein. Das kleine weinende Auge in Zürich war, dass wir unsere Bronzemedaille in der Staffel aus Helsinki nicht wiederholen konnten. Die Vorzeichen waren nicht schlecht und auch die Zeit in Zürich war die zweitbeste in meiner Funktion als Bundestrainer. Leider hat das nur zum sechsten Platz gereicht. Für den vierten Platz hätte ein deutscher Rekord hergemusst.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Stefan Poser:

Neben dem Finalplatz von Kamghe Gaba in Zürich war auch die Team-EM ein Highlight. Dort haben wir mit einem dritten Platz in der Staffel und einer guten Zeit zum Gesamterfolg des DLV-Teams beigetragen.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Stefan Poser:

Bei der WM in Peking wollen wir um die Finalteilnahme in der Staffel kämpfen. Dafür muss wieder eine Zeit unter 3:01 angegangen werden. Kamghe Gaba hat sich auch in Richtung eines Einzelstarts entwickelt. Auch Eric Krüger oder Thomas Schneider sind von ihrer Bestleistung her nicht so weit weg von diesem Ziel. Auch der Versuch von Kurzsprintern auf die 400 Meter umzusteigen, wird weitergehen. Außer Maximilian Kessler wird es noch weitere Athleten geben, die diesen Weg einschlagen wollen.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

45,63 sec - Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München)
46,08 sec - Thomas Schneider (SC Magdeburg)
46,13 sec - Miguel Rigau (LT DSHS Köln)
46,36 sec - David Gollnow (LG Stadtwerke München)
46,50 sec - Johannes Trefz (LG Stadtwerke München)
46,69 sec - Jonas Plass (LG Stadtwerke München)
46,85 sec - Philipp Kleemann (SG Johannesberg)
46,99 sec - Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München)
47,04 sec - Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied)
47,06 sec - Tobias Mausbach (TV Herkenrath)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2014

Hallen-WM: keine
Staffel-WM: keine
EM: 6. Platz Kamghe Gaba, 6. 4x400 Meter Staffel
U20-WM: keine
Olympische Jugendspiele: keine

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten < 46,00Schnitt Top Ten
2005 Simon Kirch (45,80) 46,65
2006 Ronny Ostwald Kamghe Gaba (45,47), Ruwen Faller (45,82), Sebastian Gatzka (45,88), Bastian Swillims (45,91), Andreas Wischek (45,93), Florian Seitz (45,95) 46,10
2007 Bastian Swillims (45,44), Ingo Schultz (45,67), Kamghe Gaba (45,84) 46,29
2008 Simon Kirch (45,57), Kamghe Gaba (45,67), Bastian Swillims (45,71) 46,03
2009 Kamghe Gaba (45,88 sec), Martin Grothkopp (45,94) 46,27
2010 Kamghe Gaba (45,92) 46,43
2011 Thomas Schneider (45,56) 46,41
2012 Eric Krger (45,97) 46,54
2013 David Gollnow (45,72), Eric Krüger (45,77), Thomas Schneider (45,89) 46,40
2014 Kamghe Gaba (45,63) 46,53

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 45,80 (S. Kirch) 44,56 (Benjamin/GBR) 1,24 43,93 (Wariner/USA) 1,87
2006 45,47 (K. Gaba) 44,91 (Djhone/FRA) 0,56 43,62 (Wariner/USA) 1,85
2007 45,44 (B. Swillims) 44,46 (Djhone/FRA) 0,98 43,93 (Wariner/USA) 1,99
2008 45,57 (S. Kirch) 44,60 (Rooney/GBR) 0,97 43,75 (Merritt/USA) 1,82
2009 45,88 (K. Gaba) 44,74 (Bingham/GBR) 1,14 44,06 (Merritt/USA) 1,82
2010 45,92 (K. Gaba) 44,71 (J. Borlée/BEL) 1,21 44,13 (Wariner/USA) 1,79
2011 45,56 (T. Schneider) 44,74 (K. Borlée/BEL) 0,82 44,35 (Merritt/USA) 1,21
2012 45,97 (E. Krüger) 44,43 (J. Borlée/BEL) 1,54 43,94 (James/GRN) 2,03
2013 45,72 (D. Gollnow) 44,73 (J. Borlée/BEL) 0,99 43,74 (Merritt/USA) 1,98
2014 45,63 (K. Gaba) 44,71 (Rooney/GBR) 0,92 43,74 (James/GRN)1,89

Das fällt auf

  • Durchhaltevermögen zahlt sich über 400 Meter aus: Kamghe Gaba ist an seine acht Jahre alte Bestzeit herangelaufen, an der Spitze in Europa steht nach sechs Jahren wieder Martyn Rooney
  • Erstmals seit zwölf Jahren stand ein DLV-Athlet im Einzel in einem EM-Finale
  • In der Staffel war das Niveau bei der EM hoch wie nie. Erstmals blieben mehr als zwei Mannschaften unter drei Minuten - vier
  • An der Spitze der Welt wechseln sich seit Jahren nur wenige Namen ab
  • Die DLV-Athleten sind in der Breite konstant. Der Zehnerschnitt der vergangenen Jahre bewegt sich innerhalb von elf Hundertsteln

Video-Clips

<link video:9770>Kamghe Gaba sprintet zur EM-Norm
<link video:10028>Starker Auftritt von Johannes Trefz
<link video:10756>Furioses Rennen von Marvin Schlegel
<link video:10676>Constantin Schmidt mit starker Zielgeraden
<link video:10406>Wattenscheid hauchdünn vor Dresden
<link video:9438>Eric Krüger gewinnt dramatisches Rennen

Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

<link news:37049>Sprint - Frauen
<link news:37046>Sprint - Männer

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