| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 - Hindernis Frauen

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: Hindernislauf der Frauen.
Jan-Henner Reitze

2014 im Rückblick

Antje Möldner-Schmidt sorgte bei der EM für den magischen Moment. Das Hindernis-Finale war ein Ausscheidungslauf. Auf den letzten 200 Metern kämpften vier Athletinnen um die Medaillen. Zwei davon ließ die Cottbuserin am letzten Wassergraben stehen und die dritte am letzten Hindernis. Charlotta Fougberg (Schweden) geriet ein wenig ins Straucheln, Antje Möldner-Schmidt hatte auch im entscheidenden Endspurt genug Kraftreserven, um ihre Technik gewohnt stabil durchzuziehen. Das war Gold wert! Und zwar das am wenigsten erwartete für den DLV in Zürich (Schweiz).

Mit diesem Sieg krönt die 30-Jährige ihre Karriere, in der sie sich nach einer schweren Krankheit zurückgekämpft hat. Besonders vor diesem Hintergrund ist Antje Möldner-Schmidt über die Leichtathletik-Szene hinaus ein Vorbild.

Wie die Europameisterin lieferte auch Gesa Felicitas Krause im EM-Finale ihre schnellste Zeit des Jahres ab. Als Fünfte reichte es nicht ganz, um in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Die 22 Jahre alte Frankfurterin hat aber wieder eine starke internationale Platzierung erreicht.

Und auch in der Breite waren die DLV-Hindernisläuferinnen gut aufgestellt. Jana Sussmann meldete sich zurück und schaffte den Sprung zur EM. Mit Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden) und Maya Rehberg (SC Rönnau 74) konnten zwei weitere Athletinnen an frühere Leistungen anknüpfen beziehungsweise diese sogar weiter steigern. Mit der Erfurterin Tina Donder erreichte eine Nachwuchshoffnung das Finale der U20-WM.

Unsere Top Drei

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail antje-moeldner-schmidt zum athletenporträt von antje>Antje Möldner-Schmidt

LC Cottbus, 30 Jahre
SB: 9:29,43 min | PB: 9:18,54 min (2009)
DM: 1. Platz
EM: Gold
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 4.
Welt-Jahresbestenlisten: 21.

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail martin-grau zum athletenporträt von martin>Gesa Felicitas Krause

LG Eintracht Frankfurt, 22 Jahre
SB: 9:35,46 min | PB: 9:23,52 min (2012)
DM: 2. Platz
EM: 5. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 10.
Welt-Jahresbestenlisten: 35.

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail jana-sussmann zum athletenporträt von jana>Jana Sussmann

LT Haspa Marathon Hamburg, 24 Jahre
SB: 8:43,52 min | PB: 9:43,28 min (2011)
DM: 3. Platz
EM: Vorlauf
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 19.
Welt-Jahresbestenlisten: 61.

Unsere Hoffnungsträgerin

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail tina-donder zum athletenporträt von tina>Tina Donder

Erfurter LAC, 18 Jahre
SB/PB: 10:14,51 min (2014)

Eine Bestzeit im Vorlauf von Eugene brachte den Einzug ins Finale der U20-WM, wo Tina Donder den zehnten Platz belegte. National gab es außerdem Gold bei der Jugend-DM. Im nächsten Jahr gehört die 18-Jährige immer noch zur U20 - die Nachwuchs-EM ruft. 

2015 im Ausblick

Seit Jahren verstehen es Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause ihre Leistung so aufzubauen, dass sie sich für den Jahreshöhepunkt qualifizieren und dort noch einmal steigern können. Der EM-Titel ist noch ein zusätzlicher Motivations-Schub und lässt insbesondere bei Antje Möldner-Schmidt die Freude am Hindernis-Lauf noch einmal wachsen. Alles sind gute Voraussetzungen für weitere Top-Leistungen.

Bei der WM und langfristig bei Olympia ist die Konkurrenz natürlich wieder stärker einzuschätzen. Aber auch das kennen Möldner-Schmidt und Krause aus den vergangenen Jahren und werden sich darauf einstellen.

Den Anschluss an das Top-Duo können Jana Sussmann und Sanaa Koubaa herstellen, vorausgesetzt sie kommen gesund durch. Maya Rehberg kann bei der U23-EM weitere internationale Erfahrung sammeln und ein Wörtchen vorne mitreden. Für Tina Donder ist die U20-EM das kommende internationale Ziel.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Klein, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Werner Klein:

Es war eine sehr gute und herausragende Saison mit dem absoluten Höhepunkt der Europameisterschaften, aber auch der Team-EM in Braunschweig. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft von Antje Möldner-Schmidt, aber auch dem 5. Platz von Gesa Felicias Krause, sowie der Teilnahme von Jana Sussmann, wurden die Ziele weit übertroffen. Dazu hat sich die Disziplin in der Breite sehr gut entwickelt, was für die nächsten Jahre hoffen lässt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Frauen, auch im absoluten Weltmaßstab, konkurrenzfähig sind.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Werner Klein:

Der Gewinn des Europameistertitels von Antje Möldner-Schmidt war das überragende Highlight der Saison. Dabei spielt die Geschichte von Antje sicherlich eine ganz besondere Rolle, sie hat das Erlebnis im Stadion sehr emotional werden lassen. Aber auch der Gewinn der Team-EM war ein ganz besonderes Erlebnis, was sicherlich noch lange nachwirkt und sehr viele positive Effekte mit sich gebracht hat.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Werner Klein:

Die kommende Saison steht auch schon ganz im Zeichen einer langfristigen Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2016. Dabei gilt es in 2015 die methodische Weiterentwicklung und die Systeme so vorzubereiten, damit in 2016 die höchsten Trainingsbelastungen realisiert werden können. Natürlich müssen auch einige Verletzungsprobleme, gerade bei älteren Athletinnen, auskuriert werden, damit die Olympischen Spiele ohne Trainings- und Belastungs-Einschränkungen angegangen werden können. Nur so können wir erfolgreich sein. Wir wollen sowohl bei der WM in Peking als auch bei der U23-EM erfolgreich in den Finals vertreten sein.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

9:29,43 min - Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus)
9:35,46 min - Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
9:43,52 min - Jana Sussmann (LT Haspa-Marathon Hamburg)
9:48,75 min - Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden)
9:55,73 min - Maya Rehberg (SC Rönnau 74)
10:00,58 min - Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt)
10:09,74 min - Jannika John (LAC Quelle Fürth)
10:14,51 min - Tina Donder (Erfurter LAC)
10:16,05 min - Lisa Ziegler (TV Bühl)
10:19,46 min - Ronja Böhrer (SSC Bad Sooden-Allendorf)

Internationale Endlauf-Platzierungen 2014

EM: Antje Möldner-Schmidt (Gold; 9:29,43 min) Gesa Felicitas Krause (5. Platz; 9:35,46 min)
U20-WM: Tina Donder (10. Platz; 10:24,04 min)
Olympische Jugendspiele: keine

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten < 10:00,00Schnitt Top Ten
2005 Verena Dreier (9:56,70) 10:27,41
2006 Verena Dreier (9:48,50) 10:22,44
2007 Verena Dreier (9:53,25), Julia Hiller (9:57,79) 10:19,89
2008 Antje Möldner (9:29,86), Julia Hiller (9:42,72) 10:06,54
2009 Antja Möldner (9:18,54), Julia Hiller (9:55,47), Verena Dreier (9:56,45) 10:09,64
2010 Gesa Felicitas Krause (9:47,78), Verena Dreier (9:50,25), Susi Lutz (9:58,48) 10:10,72
2011 Gesa Felicitas Krause (9:32,74), Jana Sussmann (9:43,28) 10:08,86
2012 Antje Möldner-Schmidt (9:21,78), Gesa Felicitas Krause (9:23,52), Sanaa Koubaa (9:43,08) 10:00,37
2013 Antje Möldner-Schmidt (9:29,27), Gesa Felicitas Krause (9:37,11) 10:12,16
2014 Antje Möldner-Schmidt (9:29,27), Gesa Felicitas Krause (9:37,11), Jana Sussmann (9:43,52), Sanaa Koubaa (9:48,75), Maya Rehberg (9:55,73) 9:57,32

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 9:56,70 (V. Dreier) 9:20,49 (Volkova/RUS)36,21 9:15,04 (Inzikuru/UGA) 41,66
2006 9:48,50 (V. Dreier) 9:17,15 (Frankiewicz/POL) 31,35 9:17,15 (Frankiewicz/POL) 31,35
2007 9:53,25 (V. Dreier) 9:06,57 (Volkova/RUS) 46,68 9:06:57 (Volkova/RUS) 46,68
2008 9:29,86 (A. Möldner)8:58,81 (Galkina/RUS) 31,05 8:58,81 (Galkina/RUS) 31,05
2009 9:18,54 (A. Möldner) 9:07,32 (Dominguez/ESP)11,22 9:07,32 (Dominguez/ESP) 11,22
2010 9:47,78 (G. Krause) 9:17,07 (Dominguez/ESP) 30,71 9:11,71 (Chemos/ETH) 36,07
2011 9:32,72 (G. Krause) 9:07,03 (Zaripova/RUS) 25,71 9:07,03 (Zaripova/RUS) 25,71
2012 9:21,78 (A. Möldner-Schmidt) 9:05,02 (Zaripova/RUS) 16,79 9:05,02 (Zaripova/RUS) 16,79
2013 9:29,27 (A. Möldner-Schmidt) 9:28,00 (Zaripova/RUS) 1,27 9:11,65 (Chemos/KEN) 17,62
2014 9:29,43 (A. Möldner-Schmidt) 9:23,86 min (Fougberg/SWE) 5,57 9:10,64 min (Ayalew/ETH)18,79

Das fällt auf

  • Der Top-Ten-Schnitt liegt erstmals unter 10 Minuten
  • Antje Möldner-Schmidt ist die erste deutsche Hindernis-Europameisterin
  • Gesa Felicitas Krause ist es in den vergangenen drei Jahren immer gelungen, im Finale des internationalen Höhepunkt ihre Saisonbestzeit abzuliefern

Video-Clips

<link video:10802>Lea Meyer läuft souverän zum Titel
<link video:10793>Tina Donder mit flottem Schlusskilometer
<link video:9983>Jannika John siegt souverän

Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

<link news:37495>Hindernis - Männer
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