| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2014 - Hochsprung Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2014 ist fast Geschichte. Hinter den Topathleten liegen die EM in Zürich (Schweiz), die Team-EM in Braunschweig und die Hallen-WM in Sopot (Polen). Der Nachwuchs hat bei der U20-WM in Eugene (USA) und den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) internationale Erfahrungen gesammelt. Zeit zurückzublicken – und die deutschen Leistungen in den einzelnen Disziplingruppen genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute: der Hochsprung der Männer.
Silke Morrissey

2014 im Rückblick

Der Hochsprung der Männer war eines der Highlights des Leichtathletik-Jahres 2014 – aber in der Weltspitze leider ohne deutsche Beteiligung. Während Mutaz Essa Barshim (Katar) und Bohdan Bondarenko (Ukraine) 2,40-Meter-Sprünge am laufenden Band lieferten und sich schließlich gar auf 2,43 beziehungsweise 2,42 Meter steigerten, blieb für die deutschen Hochspringer sogar die 2,30-Meter-Marke in weiter Ferne.

Für den besten DLV-Athleten des Jahres blieben Auftritte auf nationaler Bühne die Saison-Höhepunkte: Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) holte sich sowohl in der Halle (2,28 m) als auch im Freien (2,25 m) den deutschen Titel und präsentierte sich drei Jahre nach seinem Achillessehnen-Riss wieder stabil auf dem Niveau vor der Verletzung. Für einen Start auf internationalem Parkett sollte das aber nicht reichen – vor allem weil er nach einer Herzbeutel-Entzündung im Sommer nicht an die Höhen aus der Hallensaison herankam.

Unterm Strich muss konstatiert werden: Die Durststrecke der deutschen Hochspringer hält an. Der WM-Dritte von 2009 Raúl Spank (LG Nord Berlin) feierte zwar in der Halle mit 2,24 Metern einen Achtungserfolg. Die Rückkehr nach einem Jahr Verletzungspause bremste im Sommer aber eine Schambein-Verletzung aus. Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen), Deutscher U23-Meister von 2013 und Deutscher Hallen-Vize-Meister von 2014, kämpfte mit den Folgen eines Bänderrisses.

Grund zur Freude gab es dagegen in der U20-Altersklasse, die sich 2014 stark wie nie präsentierte. Gleich sechs Athleten des Jahrgangs 1995 meisterten in diesem Jahr (Halle und Freiluft) die Höhe von 2,16 Metern, die für die Teilnahme an der U20-WM gefordert war. Hier schlugen sich der U20-Vize-Weltmeister von 2012 Falk Wendrich (TV Wattenscheid 01; 2,22 m) und U20-Europameister Tobias Potye (FC Aschheim; 2,17 m) auf den Rängen fünf und neun achtbar – auch wenn sie wenig später in Eberstadt mit Sprüngen über 2,23 Meter zeigten, dass sogar noch mehr drin gewesen wäre.

Nur wenig nach stand ihnen der Tübinger David Nopper. Mit Wut im Bauch über die verpasste U20-WM-Qualifikation startete der 19-Jährige anstelle dessen bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven und holte sich dort mit Bestleistung von 2,21 Metern Silber.

Unsere Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail martin-guenther zum athletenporträt von martin>Martin Günther
LG Eintracht Frankfurt, 28 Jahre
SB: 2,25 m | PB: 2,25 m (2014) / 2,30 m (Halle; 2010)
DM: 1. Platz
EM: -
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 30.
Welt-Jahresbestenlisten: 58.
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail falk-wendrich zum athletenporträt von falk>
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail falk-wendrich zum athletenporträt von falk>Falk Wendrich
TV Wattenscheid 01, 19 Jahre
SB: 2,23 m | PB: 2,24 m (2012)
DM: -
U20-WM: 5. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 46.
Welt-Jahresbestenlisten: 93.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail tobias-potye zum athletenporträt von tobias>Tobias Potye
FC Aschheim, 19 Jahre
SB: 2,23 m | PB: 2,23 m (2014)
DM: -
U20-WM: 9. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 46.
Welt-Jahresbestenlisten: 93.

Unser Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail david-nopper zum athletenporträt von david>David Nopper
LAV Stadtwerke Tübingen, 19 Jahre
SB: 2,21 m | PB: 2,21 m (2014)

David Nopper steht stellvertretend für die starken deutschen Hochspringer des Jahrgangs 1995, die 2015 in die Aktivenklasse aufrücken. Mit DM-Silber hat er schon 2014 im Kreis der deutschen Männer vorne mitgemischt. Ihm gehört wie Wendrich, Potye & Co. die Zukunft.

Der Pechvogel

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail mateusz-przybylko zum athletenporträt von mateusz>Mateusz Przybylko
TSV Bayer 04 Leverkusen, 22 Jahre
SB: 2,24 m (Halle) / 2,22 m (Freiluft) | PB: 2,24 m (2014)

Der Fünfte der U23-EM von 2013 galt als EM-Kandidat. In der Halle präsentierte er sich mit 2,24 Metern schon in vielversprechender Form. Nach einem Innenband-Riss im Gelenk des Sprungfußes Anfang Juni in Regensburg war die Freiluft-Saison jedoch gelaufen.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail patrick-karl zum athletenporträt von patrick>

2015 im Ausblick

Die internationalen Höhepunkte starten 2015 im März mit den Hallen-Europameisterschaften in Prag (Tschechische Republik). 2014 lieferten mehrere deutsche Athleten eine gute Hallensaison ab. Gelingt das im kommenden Jahr wieder, dürften die Startplätze für Prag nicht unbesetzt bleiben. Martin Günther hat bisher stets unter dem Hallendach seine besten Sprünge abgeliefert, er ist reif für den nächsten Start im Nationaltrikot. Die Kandidaten, die ihn begleiten könnten, heißen Raúl Spank und Mateusz Przybylko – wenn sie denn verletzungsfrei trainieren und springen können.

Eine harte Nuss müssen die DLV-Hochspringer knacken, wenn sie mit zur WM nach Peking (China) wollen. Ohne 2,30-Meter-Sprung wird man wohl nicht dabei sein in der Stadt der Olympischen Spiele von 2008. Und diese Höhe hat sich zuletzt als unüberwindbares Hindernis dargestellt.

Mehr als ein halbes Dutzend Athleten hat dagegen die U23-EM in Tallinn (Estland) im Visier. Dort können die Springer um Falk Wendrich, Tobias Poye, David Nopper & Co. die Tradition vorderer Platzierungen bei internationalen Nachwuchs-Titelkämpfen nahtlos fortsetzen. Der 17 Jahre alte Stefan Tigler (Weseler TV) hat sich Ende August mit einem Satz über 2,13 Meter für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden) ins Gespräch gebracht.

Das sagt die Bundestrainerin

Frau Kurschilgen, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2014 aus?

Brigitte Kurschilgen:

Das Jahr 2014 lief für die deutschen Hochspringer leider nicht gut.  Martin Günther ist in der Hallensaison mit 2,28 Metern den Richtwert für die EM gesprungen und hat sich mit großen Ambitionen auf den Sommer vorbereitet. Die Herzbeutel-Entzündung verhinderte, dass er diese Höhe auch im Freien springt, obwohl er in Ulm mit 2,25 Meter sein Potenzial andeuten konnte.

Raúl Spank wurde nach seinem Wechsel nach Berlin zu Rainer Pottel behutsam aufgebaut, wir hatten uns erhofft, dass er ohne Verletzungen springen kann. Aber die Schambein-Entzündung, die im Trainingslager in Südafrika Ende März auftrat, ist extrem langwierig.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Brigitte Kurschilgen:

Insgesamt die Situation im Nachwuchsbereich. Wir haben für die kommenden Jahre eine große Basis mit vielen guten Athleten und 2015 einen so starken U23-Jahrgang wie noch nie! Für mich persönlich besonders emotionsgeladen war der Wettkampf bei der Junioren-Gala in Mannheim mit dem knappen Ausgang im Kampf um die U20-WM-Startplätze.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Brigitte Kurschilgen:

Noch steht in den Sternen, ob wir zu den Weltmeisterschaften in Peking einen Athleten schicken können. In der Halle konnte man sehen, dass Martin Günther Höhen um 2,30 Meter springen kann, wir müssen schauen, ob er sich hier stabilisieren kann. Bei Raúl Spank gilt es, seine Verletzungsanfälligkeit in den Griff zu bekommen.

Für die U23-Europameisterschaften haben wir dagegen eine schöne Ausgangssituation mit vielen Kandidaten, die über 2,20 Meter und damit in den Bereich der Norm springen können.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

2,25 m - Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt)
2,23 m - Tobias Poyte (FC Aschheim)
2,23 m - Falk Wendrich (TV Wattenscheid 01)
2,22 m - Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
2,21 m - David Nopper (LAV Stadtwerke Tübingen)
2,17 m - Torsten Sanders (Weseler TV)
2,17 m - Raúl Spank (LG Nord Berlin)
2,16 m - Philipp Erfurth (LAC Erdgas Chemnitz)
2,15 m - Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied)
2,14 m - Christian Heinze (1. LAC Dessau)
2,14 m – René Stauß (LAV Stadtwerke Tübingen)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2014

Hallen-WM: keiner
EM: keiner
U20-WM: Falk Wendrich (2,22 m; Platz 5); Tobias Potye (2,17 m; 9. Platz)
Olympische Jugendspiele: keiner

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten >= 2,30 MeterSchnitt Top Ten
2005 Roman Fricke (2,30) 2,21
2006 keine 2,19
2007 Eike Onnen (2,34) 2,21
2008 Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) 2,22
2009 Raul Spank (2,33) 2,22
2010 Raul Spank (2,30) 2,21
2011 Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) 2,22
2012 keiner 2,21
2013 keiner 2,18
2014 keiner 2,19

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 2,30 (R. Fricke) 2,38 (Sokolovskyy/UKR) 0,08 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) 0,08
2006 2,28 (E. Onnen) 2,37 (Silnov/RUS) 0,09 2,37 (Silnov/RUS) 0,09
2007 2,34 (E. Onnen) 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) 0,01 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) 0,01
2008 2,32 (R. Spank) 2,38 (Silnov/RUS) 0,06 2,38 (Silnov/RUS) 0,06
2009 2,33 (R. Spank) 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) 0,02 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) 0,02
2010 2,30 (R. Spank) 2,36 (Ukhov/RUS) 0,06 2,36 (Ukhov/RUS) 0,06
2011 2,32 (R. Spank) 2,36 (Dmitrik/RUS; Shustov/RUS) 0,04 2,37 (Williams/USA) 0,05
2012 2,26 (E. Onnen) 2,39 (Ukhov/RUS) 0,13 2,39 (Ukhov/RUS; Barshim/QAT) 0,13
2013 2,24 (Günther; Przybylko) 2,41 (Bondarenko/UKR) 0,17 2,41 (Bondarenko/UKR) 0,17
2014 2,25 (M. Günther) 2,42 (Bondarenko/UKR) 0,17 2,43 (Barshim/KAT) 0,18

Das fällt auf

  • Vier Athleten meisterten 2014 die magische Marke von 2,40 Meter – das gab es noch nie! Neben Barshim und Bondarenko gelang dies auch Ivan Ukhov (Russland; 2,41 m) und Andriy Protsenko (Ukraine; 2,40 m).
  • Die deutschen Hochspringer dagegen warten seit 2011 auf einen 2,30-Meter-Sprung.
  • Sie werden seit Jahren immer wieder von Verletzungen ausgebremst.
  • Den Anschluss zur Weltspitze haben die DLV-Hochspringer verloren – die Differenz zu den internationalen Topathleten beträgt im dritten Jahr in Folge zwischen 13 und 18 Zentimetern.
  • Ganz anders sieht das Bild in der U20-Altersklasse aus: Drei Springer zählten 2014 zu den Top Elf der Welt, in Europa hatte der DLV gar vier Athleten in den Top Ten.

Video-Clips

<link video:10735>Falk Wendrich überfliegt 2,20 Meter
<link video:10231>Tobias Potye und David Nopper vorn
<link video:9918>Torsten Sanders feiert Heimsieg
<link video:9462>Martin Günther knapp an Hallen-WM-Norm vorbei
<link video:9309>Tobias Potye nicht zu schlagen

Die weiteren Disziplin-Checks 2014 im Überblick

<link news:37638>Gehen Männer und Frauen
<link news:37533>Langhürden - Frauen
<link news:37530>Langhürden - Männer
<link news:37456>Hürdensprint Frauen
<link news:37450>Hürdensprint Männer
<link news:37361>Langstrecke/Marathon Frauen
<link news:37358>Langstrecke/Marathon Männer
<link news:37215>Mittelstrecke Frauen
<link news:37224>Mittelstrecke - Männer
<link news:37211>400 Meter - Frauen
<link news:37205>400 Meter - Männer
<link news:37049>Sprint - Frauen
<link news:37046>Sprint - Männer

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024