| Trainingslager Stellenbosch

DLV-Nationalmannschaft nimmt in Südafrika Kurs auf Glasgow, Doha und Tokio

Zahlreiche Top-Athleten der DLV-Nationalmannschaft waren in den vergangenen Wochen zum Auftakt-Trainingslager im südafrikanischen Stellenbosch. Einige von ihnen sind noch bis kurz vor Weihnachten in der östlich von Kapstadt gelegenen Universitätsstadt. Das renovierte Hochschul-Stadion, der große Kraftraum und die Begleitung durch das DLV-Kompetenzteam bieten optimale Bedingungen für die Vorbereitung auf die Hallen- und Freiluftsaison 2019.
Pamela Lechner

Im Winter bringen sich die DLV-Athleten für die Höhepunkte des kommenden Leichtathletik-Jahres in Form. Die Wärme im Süden Afrikas hilft durch diese harte Trainingsphase. Ein Teil bereitet sich dort gezielt auf die Hallensaison 2019 vor, wie zu Beginn des Camps Kugel-Ass David Storl (SC DHfK Leipzig). Andere verfolgen eine langfristige Vorbereitung auf den Sommer mit dem extrem späten WM-Termin. Und: Das DLV-Trainingslager, das insgesamt 58 Athleten wahrnahmen, ist auch wegweisender Startschuss auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan).

„Es sind große Teile der Nationalmannschaft und viele Disziplinen vor Ort, das ist eine gute Mischung, die bei normalen Lehrgängen der einzelnen Disziplinen nicht gegeben ist“, berichtet der Leitende Bundestrainer Sprint/Langsprint Volker Beck, der noch bis Sonntag die drei Langhürdler Luke Campbell, Joshua Abuaku (beide LG Eintracht Frankfurt) und Felix Franz (LG Neckar-Enz) zweimal täglich bei „perfekten Bedingungen“ trainiert.

Letzte Woche war die Gruppe zur Abwechslung am Strand. „Dort kann man gut Läufe durch das Wasser machen, das ist prophylaktisch und regenerativ sehr wirksam“, sagt der erfahrene Coach, der 1980 selbst Olympiasieger über 400 Meter Hürden war. „Die Jungs arbeiten sehr diszipliniert und zielorientiert.“ Unterstützung gibt es durch die mitgereiste physiotherapeutische und ärztliche Betreuung. Wichtig für den verletzungsgeplagten EM-Fünften von 2014 Felix Franz, der sein Aufbautraining mit diversen medizinischen Hilfestellungen gestaltet.

Johannes Vetter: Hoch motiviert in lange WM-Vorbereitung gestartet

Aufgrund der späten Weltmeisterschaften in Doha, die erst vom 28. September bis 6. Oktober 2019 im Wüstenstaat Katar stattfinden, haben viele Athleten, die keine Hallensaison bestreiten, den Start der Saisonvorbereitung nach hinten verschoben. Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) hatte erst im November mit dem Sport begonnen, bevor er bis zum Nikolaustag zwei Wochen in Südafrika war - die erste Woche davon begleitet von Heim- und Bundestrainer Boris Obergföll.  

In der Zeit absolvierte der 25-Jährige 18 Trainingseinheiten mit einer Länge von eineinhalb bis zweieinhalb Stunden. „Wir haben viel Wert auf allgemeine Grundlagenausdauer gelegt“, berichtet Johannes Vetter, der viel geschwommen ist und oft auf dem Ergometer-Rad saß. Dazu kamen Krafttraining, Medizinballwürfe, Sprünge, Tempoläufe und Speerwurf-Imitation. „Es macht enorm Spaß, die Form wieder aufzubauen und es ist schön, relativ schnell Ergebnisse zu sehen, sowohl was die Trainingsleistungen als auch das Optische betrifft“, sagt der Werfer in Anspielung auf seinen muskulösen Oberkörper. Die Motivation, wieder an die eigene Belastungsgrenze zu gehen ist groß.

Sein Trainingsplan ist an den späten WM-Zeitpunkt angepasst. Er kann das Training ruhig und stressfrei angehen – auch weil er als Titelverteidiger eine Wild Card für Doha besitzt. Sein Ziel für 2019 ist klar: „Ich will meinen WM-Titel verteidigen.“ Wichtig sei dafür, gesund durch die Saison zu kommen. Dann sind starke Weiten möglich. „Ich will auch den deutschen Rekord angreifen.“ Diesen hält Johannes Vetter seit 2017 selbst mit 94,44 Meter.

Andreas Hofmann: Kugelstoßen nur noch im Training

Ähnlich hohe Ziele wird auch Disziplinkollege Andreas Hofmann (MTG Mannheim) verfolgen. „Es fühlt sich sehr gut an, wieder trainieren zu können. Ich habe viel an der Ausdauer gearbeitet, um die Grundlage für die lange Saison zu legen und auch mal geturnt“, sagt der Vize-Europameister, der am Wochenende aus Südafrika zurück gekommen ist und sein Trainingsprogramm nach Weihnachten schrittweise erweitern wird. „Es ist richtig gut gelaufen. Die Stimmung im DLV-Team war sehr entspannt“, bilanziert der Diamond League-Sieger. Neben dem Training relaxte er gerne mit einem Buch am Pool.

In der Hallensaison wird man Andreas Hofmann, der 2017 bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig mit seiner Bestweite von 18,59 Metern im Kugelstoßen noch beachtlicher Vierter geworden war, nicht sehen. „Im Training werde ich die Kugel wieder etwas in die Hand nehmen, an einem Wettkampf nehme ich aber nicht mehr teil“, erklärt der 90-Meter-Speerwerfer.

Cindy Roleder: Hallen-EM-Medaille im Visier

Die Hallensaison dagegen vor Augen hat Cindy Roleder (SV Halle). „Die Saisonvorbereitung läuft hervorragend, ich bin verletzungsfrei und kann alles machen“, berichtet die EM-Dritte im Hürdensprint.  Neben vielen langen Läufen, Kraft- und Ausdauertraining überquert die 29-Jährige auch schon fleißig Hürden. Ihr Training enthält erneut Mehrkampf-Elemente wie Speerwurf oder Weitsprung. „Ich bin nach einem Jahr auch mal wieder hoch gesprungen, das macht richtig viel Spaß.“

Im Januar ist für den letzten Hürden-Feinschliff ein weiteres Trainingslager in Teneriffa (Spanien) geplant. Über Starts unter anderem beim ISTAF Indoor in Berlin (1. Februar) und in Karlsruhe (2. Februar) geht’s zur Hallen-DM nach Leipzig (16./17. Februar) und bei planmäßiger Qualifikation zur Hallen-EM nach Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März). „Ich bin in Glasgow Titelverteidigerin, also will ich gerne wieder Richtung Medaille schauen“, sagt Cindy Roleder. Ihre Zimmerpartnerin Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) baut nach ihrer Knie-OP langsam ihre Form auf.

Bo Kanda Lita Baehre: 2019 weiter mit den Großen messen

Auch Stabhochsprung-Talent Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) bereitete sich in Stellenbosch mit Heimtrainerin und DLV-Teamleiterin Christine Adams auf die Hallensaison vor – Bausteine seines Trainings waren Sprint, Kraft und Technik. Die Technikeinheiten an der Stabhochsprung-Anlage machte der Youngster parallel mit Raphael Holzdeppe und Daniel Clemens (beide LAZ Zweibrücken). 2019 wird „Bo“ sein erstes Jahr bei den Männern beziehungsweise in der U23-Klasse absolvieren.

„Das wird schon etwas anders sein, aber ich habe mich schon in dieser Saison mit den Männern gemessen und wollte besser sein, von daher bleibt die Motivation gleich“, meint der 19-Jährige, der 2017 und 2018 bereits den DM-Titel bei den Aktiven abgeräumt und sein Trainingspensum leicht erhöht hat. Die freie Zeit verbrachte der U20-Vize-Europameister mit seiner Crew, zu der auch Joshua Abuaku gehört – Essen gehen, Musik hören, rumfahren, die Landschaft genießen.

Ituah Enahoro: Vor erster Saison als Weitsprung-Spezialist

Über einen interessanten und sympathischen Neuzugang im Weitsprung freut sich der Leitende Bundestrainer Sprung Uwe Florczak. Der 8.000-Punkte-Zehnkämpfer und Acht-Meter-Springer Ituah Enahoro (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) hat sich mit 21 Jahren für die Einzel-Disziplin Weitsprung entschieden. „Was ich in Stellenbosch von ihm gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf seine Leistungen im Sommer“, erzählt Uwe Florczak.

Aus dem Weitsprung-Lager, dem auf der Gegengeraden zwei neue Weitsprung-Gruben zur Verfügung stehen, trainierte unter anderen die Hallen-WM-Dritte Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) in Stellenbosch. Maryse Luzolo (Königsteiner LV) kämpft sich nach ihrer schweren Knieverletzung weiter zurück und absolvierte Tempoläufe und Sprints. Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) bereitet nächste Höhenflüge vor. Vor den ersten Hallen-Wettkämpfen holen sich die Springer im Januar ihren Feinschliff auf Lanzarote – einem weiteren Ort an dem sich bestens trainieren lässt.

Derzeit absolviert unter anderen Sprinterin Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen, ab 2019 SCC Berlin), zweifache EM-Medaillengewinnerin von Berlin, mit Staffel-Kollegin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge, ab 2019 Sprintteam Wetzlar) noch Tempoläufe in Stellenbosch. Auch die Weltklasse-Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Rico Freimuth (SV Halle) bauen ihre Form gerade auf. Nach dem intensiven Trainingsblock in Südafrika warten auf die DLV-Athleten ein paar erholsame Weihnachtstage.

Impressionen aus Stellenbosch:

Am Freitag folgt eine große Bildergalerie aus dem DLV-Trainingslager!

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