| Hochsprung-Meeting

Brandon Starc spingt 2,36 Meter beim furiosen Eberstadt-Finale

Mit einem Sieg des Australiers Brandon Starc mit Einstellung des Landesrekords ging die 39-jährige Geschichte des Hochsprung-Meetings in Eberstadt am Sonntag zu Ende. Unter den Augen von 2.500 Zuschauern verschmolzen mit den einstigen Größen – Dietmar Mögenburg (Olympiasieger), Carlo Thränhardt (Hallen-Europarekordler), Gerd Nagel (zweifacher Eberstadt-Sieger) und Jaszek Wszola (Polen), der 1980 mit 2,35 Meter einen der beiden Weltrekorde in Eberstadt erzielte – und dem klasse Teilnehmerfeld um Europameister Mateusz Przybylko Gegenwart und Geschichte des Hochsprungs.
Ewald Walker

Sonntagnachmittag im August: ein Blick vom Eberfürst, einem Weinberg nahe Heilbronn, hinunter auf eine Sportarena zwischen Wein und Reben. „Eberstadt grüßt seine Besucher“, steht auf dem Transparent am Ortseingang. Die grünliche Kirchturmspitze führt uns hinaus zur Ebersfürstarena, vorbei am Ortsbrunnen, einem Eber, dem Wahrzeichen des 3.000-Seelen-Ortes. Zum 40. und letzten Mal nahmen die Höhenjäger Anlauf über die Latte auf die Matte. Zwölf Springer, 2.500 Zuschauer bei Sommerwetter – Eberstadt-Atmosphäre, der strahlende Himmel lacht zum Abschied. 

Schlangen an den Eingängen, die Arena war erstmals nach vielen Jahren wieder ausverkauft. Man spürte: die Zuschauer waren heiß auf Hochsprung. Als Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach seinem dritten gelungenen Versuch über 2,24 Meter (Platz zehn) neben der Matte liegen blieb, stockte vielen der Atem. Przybylko war mit dem Knie auf der Metallumrandung gelandet. „Es ist schmerzhaft und ich werde am Montagmorgen mit dem Arzt entscheiden, ob ich die Saison beim ISTAF in Berlin und dem Diamond League-Finale in Brüssel zu Ende bringen kann“, sagte der 26-Jährige hinterher. Speerwurf-Vize-Europameister Andreas Hofmann (MTG Mannheim) tröstete seinen DLV-Teamkollegen.

Eike Onnen und Tobias Potye über 2,27 Meter

Acht Springer waren bei 2,30 Meter noch im Wettbewerb, erfreulicherweise darunter auch die beiden Deutschen Eike Onnen (Hannover 96) und Tobias Potye (LG Stadtwerke München). Der Youngster stellte mit 2,27 Meter seine Bestleistung ein und deutete bei drei vielversprechenden Versuchen über 2,30 Meter sein Potential an. „Tobias ist ein hochtalentierter Athlet, der mit professionellem Training ein Versprechen für die Zukunft ist“, stellte Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen mit Freude fest und denkt dabei an die Olympischen Spiele 2020 in Tokio (Japan).

Eike Onnen scheiterte ebenfalls nur knapp an den 2,30 Metern und war am Ende als Fünfter bester Deutscher. „Das war heute ein guter Wettkampf für mich, ich habe mich hier in Eberstadt wieder ausgesprochen wohl gefühlt,“, sagte der EM-Dritte von 2016.

Starc glänzt, Tamberi als Stimmungsmacher

Das furiose Finale von Eberstadt bestimmten Gianmarco Tamberi (Italien), Showman des Hochsprungs, und Brandon Starc. Tamberi flippte nach seinem geglückten Sprung über 2,33 Meter aus, lag vor Freude heulend am Boden, riss sich sein Trikot vom Leib und warf es zu Boden, drehte eine Ehrenrunde – und verzichtete auf weitere Versuche. „Ich war im Kopf völlig leer", versuchte der Mann aus Ancona mit den zwei Gesichtshälften (mit und ohne Bart) zu erklären.

Der Australier Brandon Starc überquerte mit 2,36 Metern den australischen Rekord und erinnerte mit seinem Versuch bei 2,40 Meter noch einmal an die Höhenflüge von Mutaz Essa Barshim (Katar; 2,41 m) und Javier Sotomayor (Kuba; 2,40 m). „Ich bin total happy mit den Siegen in Eberstadt und Birmingham und einer neuen Bestleistung, das ist die beste Saison meiner Karriere“, stellte der 24-Jährige fest, war aber auch traurig über das Ende der Veranstaltung. „Das weltbeste Hochsprung-Meeting geht leider“, befand der letzte Sieger in den Weinbergen.

Die Veranstaltung kann aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr fortgeführt werden. Sotomayor, Barshim, Holm, Ukhov, Drouin, Bondarenko, Wszola, Mögenburg, Thränhardt, Nagel, alle sind sie hier gesprungen. „Ich hatte noch keine Zeit für Wehmut“, stellte Initiator und Macher Peter Schramm danach fest. Über den Platz tönte der Song „I did it my way“. Eberstadt hat in der Tat einen eigenen Weg beschritten und der Leichtathletik etwas Außergewöhnliches hinterlassen. 

Mehr:

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Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link ergebnisse wettkampf-resultate>Ergebnisrubrik...

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