Christina Schwanitz, Rebekka Haase und David Storl haben bei ihrer Olympia-Verabschiedung im Erzgebirge viele Interviews geben müssen. Kurz nach Rio wartet mit dem 13. Thumer Werfertag der nächste Höhepunkt.
Fast hätte man meinen können, Christina Schwanitz, David Storl und Rebekka Haase haben die Disziplin gewechselt. Die Olympia-Verabschiedung für die beiden Kugelstoß-Hoffnungsträger sowie die Sprinterin vom LV 90 Erzgebirge erwies sich im Saal der Erzgebirgssparkasse in Annaberg-Buchholz als wahrer Marathon – zumindest was die Medien betrifft. Rund 30 Vertreter von Zeitung, Funk und Fernsehen waren gekommen, um vor der Abreise nach Brasilien ein letztes Interview mit den Olympia-Teilnehmern zu erhaschen.
Doch wünschten vor Ort auch Vertreter aus Politik, Sport und Wirtschaft den Sportlern alles Gute. Unter anderem war mit Tassilo Lenk der Präsident des Sächsischen Leichtathletik-Verbandes dabei, der voller Optimismus ein gutes Abschneiden des Trios erwartet. Schließlich sei Sachsen nachgewiesenermaßen das erfolgreichste (Bundes-)Land, wenn es um internationale Leichtathletik-Medaillen geht.
Christina Schwanitz reist mit drei Glücksbringern
Damit in Rio de Janeiro (Brasilien; 12. bis 21. August) weiteres Edelmetall für den Freistaat hinzukommt, verlässt sich Christina Schwanitz nicht nur auf ihr Training. „Ich habe auch drei Glücksbringer dabei“, verriet die amtierende Kugelstoß-Weltmeisterin vom LV 90 Erzgebirge. „Ein von einer Freundin gestricktes Glücksschweinchen, mein Bierchen und ein Plektrum von meinem Mann.“
Auch das winzige Plättchen, mit dem die Saiten von Zupfinstrumenten gespielt werden, könnte also helfen, in Rio den Ton anzugeben. Zudem wollen die Fans in der Heimat moralische Unterstützung leisten, wenn es drauf ankommt. Deshalb wird in der Nacht vom 12. zum 13. August ein Public Viewing im Gelenauer Freibad organisiert. Beachvolleyball, Nachtbaden, Cocktails und Samba-Tänzerinnen sollen bei dieser Olympia-Party für südamerikanisches Flair sorgen – und die Fans auf das 3 Uhr beginnende Kugelstoß-Finale der Frauen einstimmen.
Zurückhaltender David Storl
Etwas zurückhaltender als Christina Schwanitz wirkte David Storl vom SC DHfK Leipzig, der es im Kugelstoßen der Männer dennoch weit bringen will. Wer in der aktuellen Bestenliste vor ihm liegt, konnte er nicht auf Anhieb sagen. „Da muss ich mal schnell meinen Trainer fragen“, so Storl.
Statt auf Statistiken einzugehen, gab der angesprochene Sven Lang allerdings seine Erfahrungen wider. „In der Vergangenheit wurde immer davon geredet, dass es schon 22 Meter sein müssen für einen Sieg, aber dann kam es oft anders“, erklärte der beim LV 90 Erzgebirge beheimatete Bundestrainer. Das Potenzial für solche Stöße müsse auch zweifellos vorhanden sein. „Aber ich denke, ein Stoß im hohen 21-Meter-Bereich reicht“, meinte Lang.
Rebekka Haase fühlt sich fit für Olympia
Eine Prognose wagte auch Rebekka Haase. „Das wird wohl eher nix“, sagte die LV-90-Sprinterin auf die Frage, ob sie in Brasilien über 100-Meter-Marke die Elf-Sekunden-Marke knacken werde. Zuletzt war ihr das ja bei der sportlichen Verabschiedung der deutschen Olympia-Leichtathleten in Mannheim gelungen. Allerdings kamen die 10,98 Sekunden bei unzulässigen Bedingungen zustande – mit mehr als drei Metern pro Sekunde half der Rückenwind kräftig mit.
Doch auch ohne diese Unterstützung fühlt sich die dreifache U23-Europameisterin absolut fit für die Einzel- und die Staffelwettbewerbe. Als zusätzliche Stärkung gab es beim Olympia-Abschied in Annaberg noch einen Fitness-Verpflegungskorb für Rebekka Haase und die Kugelstoß-Experten. Mit sauberer Nahrung wie Müsli, Wurst und Backwaren, wie die Gastgeber betonten.
Thomas Röhler beim Thumer Werfertag
Neben Präsenten für die Rio-Fahrer hatten die Veranstalter aber auch für die Medien-Vertreter noch einiges parat. Und zwar Informationen zum 13. Internationalen Thumer Werfertag, der am 2. September abends im heimischen Stadion des LV 90 über die Bühne geht. „Derzeit haben uns elf Olympia-Teilnehmer zugesagt. Mindestens sieben Länder werden vertreten sein. Wir befinden uns aber noch in Verhandlungen mit weiteren Spitzen-Sportlern“, erklärte Mitorganisator Sven Lang, der „erneut einen Höhepunkt im Erzgebirge“ versprach.
Während das Kugelstoßen mit Teilnehmern wie dem Neuseeländer Tomas Walsh oder der Ungarin Anita Marton sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen hochkarätig besetzt sein wird, ist das Diskuswerfen diesmal eher den Damen vorbehalten. Das Speerwerfen bleibt beim Thumer Werfertag dagegen eine Herren-Domäne – unter anderem dank Thomas Röhler vom LC Jena, der sich wie alle anderen ambitionierten Athleten aber erst einmal auf Rio konzentriert.