| EM 2016

EM Amsterdam Tag 2 – Die DLV-Frauen in den Vorrunden

Fünf Tage Leichtathletik-Fest in Amsterdam! Hier lesen Sie, wie sich die deutschen Frauen am zweiten Tag der Europameisterschaften in den Vorrunden geschlagen haben.
Christian Fuchs / Jan-Henner Reitze

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100 Meter Vorläufe

Rebekka Haase läuft sich frei

Rebekka Haase nutzte ihren Vorlauf auf der ganzen Linie. Nachdem es bei der DM in Kassel für die Athletin vom LV 90 Erzgebirge nicht nach Wunsch lief und sie sich zwischendurch beim Meeting in Zeulenroda noch eine Rückenverletzung eingehandelt hatte, eilte sie in Amsterdam zum souveränen Vorlaufsieg. Bei etwas Gegenwind (-0,5 m/sec) lief sie sich in 11,23 Sekunden von Bahn eins aus frei und tankte Selbstvertrauen für die nächste Runde. Keine andere Sprinterin war in den Vorläufen schneller.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge):
Ich bin super happy. Es war noch kein optimaler Lauf. Aber es war wieder Sprinten. In Kassel war alles viel zu verkrampft und es ging nichts vorwärts. Jetzt ist es einfach wieder ein freies Laufen, das mir persönlich Spaß macht. Es ist wirklich eine coole Stimmung da unten im Stadion. Ich freue mich jetzt einfach auf morgen.

400 Meter Halbfinale

Ruth Sophia Spelmeyer knapp am Finale vorbei

Ein strahlendes Lächeln und beide Daumen nach oben vor dem Start: Die Oldenburgerin Ruth Sophia Spelmeyer ging ihr Semifinale selbstbewusst an. Das Rennen selbst war dann ähnlich: Die Deutsche  Meisterin teilte sich ihren Lauf gut ein, kam auf Rang drei auf die Zielgerade. Dort wurden die Plätze aber noch einmal ordentlich getauscht. Platz vier in 52,40 Sekunden ging schließlich für die beste deutsche Viertelmeilerin in die Statistik ein.

Der erste Rang in dem Lauf ging an die Britin Anyika Onuora (51,84 sec). Die zweitplatzierte Tamara Salaski (Serbien) kam in 52,27 Sekunden 13 Hundertstel vor Ruth Sophia Spelmeyer an und holte sich in dem hart umkämpften Finish den zweiten direkten Finalplatz. Für die Deutsche reichte es auch nicht, um noch als eine von zwei Zeitschnellsten in das Finale einzuziehen. Sechs Hundertstel fehlten ihr.

In den anderen Läufen blieben Floria Guei (Frankreich; 51,01 sec) und Christine Ohuruogu (Großbritannien; 51,35 sec) bzw. Titelverteidigerin Libania Grenot (Italien; 50,43 sec) und Malgorzata Holub (Polen; 51,67 sec) unter 52 Sekunden und meldeten damit Ansprüche an eine Medaille an.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg):
Als es bei 200 Metern in die Kurve ging, musste ich gegen den Wind ankämpfen. Das hat mich etwas rausgebracht. Ich habe dann versucht, in der Kurve Druck zu machen. Hinten habe ich alles gegeben, aber es hat ein Stückchen gefehlt. Die Zeit war gar nicht gut. Davon war ich überrascht. Es ist ärgerlich und ich bin enttäuscht. Ich hatte damit geliebäugelt, ins Finale zu kommen. Ich wusste, es wird schwer, aber ich war nah dran. Trotzdem habe ich hier Erfahrung gesammelt, die mir bestimmt in Rio helfen wird, und ich bin gespannt, wie es in der Staffel laufen wird.

800 Meter Halbfinale

Platz fünf für Christina Hering

Für die Münchnerin Christina Hering sprang im Halbfinale ein fünfter Platz heraus. Von Beginn an reihte sich die Deutsche Meisterin im Mittelfeld ein. Nachdem die erste Runde in etwas über 60 Sekunden passiert worden war, hielt die großgewachsene Mittelstrecklerin auf der Gegengeraden den Anschluss an die Spitze.

Auf den letzten hundert Metern versuchte sie noch einmal alles und wollte mit einem längeren Schritt außen vorbei. Eine entscheidende Verbesserung sprang aber nicht mehr heraus. So blieb beim Sieg der Polin Joanna Jozwik (2:01,52 min) Platz fünf in einer Zeit von 2:02,56 Minuten.

Renelle Lamote (Frankreich; 1:59,87 min) und Nataliya Pryshchepa (Ukraine; 2:01,75 min) gewannen die beiden anderen Semifinals.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Christina Hering (LG Stadtwerke München):
Bis 700 Meter fand ich das Rennen richtig, richtig gut. Dann wurde es echt hart. Das ist erst das zweite Mal, dass ich zwei Rennen so direkt nacheinander hatte. Ich habe leider auch eine leichte Erkältung, aber darauf will ich es gar nicht schieben. Ich glaube, es wäre auf jeden Fall möglich gewesen, aber ich bin trotzdem stolz. Ich habe es heute deutlich besser taktisch gemacht, die Olympischen Spiele habe ich noch vor mir und ich glaube, mit jedem Rennen lerne ich dazu.

100 Meter Hürden Halbfinale

Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz buchen ihre Final-Tickets

Das erste Halbfinale mutete von der Besetzung her fast schon wie ein Finale an. Mehr als nur mittendrin die Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder: Die Leipzigerin lieferte sich ein Duell mit der WM-Dritten Alina Talay. Beide wurden in 12,76 Sekunden gestoppt, das Zielfoto entschied für die Weißrussin. Für Cindy Roleder bedeutete das eine neue Saisonbestzeit. Die nach langer Abstinenz international wieder in Erscheinung getretene Hallen-Weltrekordlerin Susanna Kallur (Schweden) schied als Fünfte in 12,96 Sekunden aus.

Bei Nadine Hildebrand musste im zweiten Semifinale auch das Zielfoto entscheiden, ebenfalls zu ihren Ungunsten. Die Auswirkung war allerdings dramatischer: In der Konsequenz bedeutete das für die Sindelfingerin nämlich, dass sie in 12,95 Sekunden hinter der Schweizerin Clélia Rard-Reuse (12,90 sec) und der zeitgleichen Elisávet Pesiridou das Finale verpasste. Die Auswertung des Zielfotos ergab, dass die Griechin vier Tausendstel schneller war.

In das Finale zog im dritten Halbfinale Pamela Dutkiewicz weiter. Ihr reichte dafür eine Zeit von 13,02 Sekunden. Damit wurde die Wattenscheiderin Zweite hinter der Mitfavoritin Tiffany Porter (Großbritannien; 12,97 sec).

Stabhochsprung Qualifikation

Alle DLV-Stabhochspringerinnen fliegen ins Finale

Bei 4,45 Metern trennte sich in der Stab-Quali die Spreu vom Weizen aus bis dahin immer noch 19 verbliebenen Springerinnen. Alle drei deutschen Athletinnen waren zu diesem Zeitpunkt noch dabei. Annika Roloff (MTV 49 Holzminden) hatte vorher die 4,20 und 4,35 Meter im ersten Versuch genommen, haderte aber trotzdem mit ihren Sprüngen. Die Deutsche Meisterin Martina Strutz (Schweriner SC) leistete sich zum Einstieg bei 4,20 Metern einen Fehlversuch.

Die 4,45 Meter überflog die frühere Vize-Weltmeisterin im ersten Versuch genauso wie die Ludwigshafenerin Lisa Ryzih, die damit gewohnt spät in den Wettkampf einstieg und Kräfte sparte. Diese beiden hatten damit entscheidende Weichen gestellt. Annika Roloff leistete sich bei dieser Höhe drei Fehlversuche, kam aber trotzdem ins Finale.

Neben Lisa Ryzih behielt auch die Niederländerin Femke Pluim eine weiße Weste. Die griechische Medaillenkandidatin Ekaterini Stefanidi stieg erst bei 4,50 Metern ein, als alle anderen ihre Pflicht schon erfüllt hatten, und legte diese Höhe im zweiten Versuch nach.

Die Schweizer Medaillenhoffnung Nicole Büchler musste wegen einer Oberschenkelverletzung auf ihren EM-Start verzichten.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Martina Strutz (Schweriner SC):
Es war nicht schön, aber es hat gereicht. Ich habe gestern noch einmal ordentlich trainiert. Jetzt packen wir auch noch einmal ordentlich mit zwei Einheiten was drauf. Der Fokus ist natürlich Rio. Mal kucken, was man aus diesem Training gestalten kann. Im Finale will ich höher als heute springen und schönere Sprünge zeigen.

Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen):
Ich bin froh, dass ich nur einen Sprung gebraucht habe. Man weiß ja nie genau, ob 4,45 Meter wirklich nötig sind oder nicht. Es war für mich eine ordentliche Anfangshöhe und nichts Utopisches. Dort fange ich meistens an. Ich habe Kräfte fürs Finale gespart. Mit der Quali habe ich die wichtigste Hürde genommen. Natürlich will man in jedem Wettkampf an die Bestleistung heranspringen. Ich denke, in diesem Feld ist im Finale auch was Gutes möglich.

Annika Roloff (MTV Holzminden):
Es war nicht so toll. Es war für mich schwer heute Morgen. Es ist mein erster Großeinsatz, man will niemanden enttäuschen. Ich habe meinen Heimtrainer nicht dabei, den ich im Moment noch brauche, weil ich erst gewechselt habe. Er gibt mir viel Sicherheit, das brauche ich im Moment noch, auch wenn Andrei [Tivontchik] das toll macht. Aber ich glaube, im Finale wird das wesentlich besser. Ich weiß jetzt, was ich verbessern kann und was ich verändern muss.

Speerwurf Qualifikation

Katharina Molitor und Linda Stahl ohne Probleme

Die Qualifikationen im Speer- und Diskuswurf haben bei dieser EM einen ganz speziellen Charakter, sie sind ausgelagert auf den Museumsplatz, und auf den extra aufgebauten Tribünen an der großen Rasenfläche dürfen die Zuschauer kostenlos Platz nehmen. An diesem Vormittag waren die Ränge gut gefühlt und Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) war die erste Athletin, die den Speer über die fürs Finale geforderten 60,00 Meter schickte. Auf Anhieb 60,75 Meter und die Pflicht war erfüllt.

Zweimal anlaufen musste Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen), die wieder mal in dieser Saison mit ungeliebtem Gegenwind zurecht kommen musste. In Runde zwei war die Quali aber auch abgehakt: 60,35 Meter und ein Lächeln im Gesicht. Die Titelverteidigerin erzielte die größte Weite: Barbora Spotakova (Tschechische Republik) warf 63,73 Meter.

Mit dem Gegenwind kämpften auch die Athletinnen in der zweiten Gruppe. Der Speer von Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) kam nicht ins Fliegen, aus den ersten beiden Versuchen standen nur 57,17 Meter. Vor dem dritten Wurf war klar: Fürs Finale muss mehr her. Die Deutsche Meisterin konnte aber nicht mehr zulegen und kann sich nur damit trösten, dass sie ihr Olympia-Ticket durch den Titel in Kassel schon sicher gebucht hat.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich fand die Kulisse sehr schön. Die Zuschauer sind super nah dran und machen mit, obwohl es vielleicht überwiegend keine Kenner sind. Das macht Spaß. Etwas schwierig war, dass wir uns so lange Zeit vorher warm machen mussten. Schön wäre es, sich gleich vor Ort warm machen zu können. Wenn es dem Veranstalter nichts ausmacht, dass die Karten nichts kosten, kann ich mir in einem solchen Rahmen auch sehr gut ein Finale vorstellen. Mein erster Wurf ging über 60 Meter, die hier gefordert waren. Damit bin ich zufrieden. Ich hoffe, im Stadion geht es noch weiter. Die letzten Qualis waren nicht so erfolgreich, deshalb bin ich froh, im Ersten durch gewesen zu sein. Ich hoffe, dass mir im Finale ein technisch sauberer Versuch gelingt. Ich kann noch etwas drauflegen und glaube, dass ich im Kampf um die Medaillen eingreifen kann. Es kommt darauf an, ob Barbora Spotakva wieder einen raushaut. Aber ich denke, ich kann auch in diese Bereiche werfen.

Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Es hat mir super gefallen, die Kulisse ist ganz toll. Ich finde es auch familiär. Was schwierig ist, besonders für rostige, alte Athleten wie mich (lacht): Der Callroom war 90 Minuten vor Wettkampfbeginn. Dann sind wir 20 bis 25 Minuten im Bus ohne Klimaanlage zum Museumsplatz gefahren worden, wir waren alle total geschwitzt. Dann standen wir nochmal rum und dann hieß es: Drei Würfe und ab geht's. Das ist gerade für mich schwierig, man muss sich vom Kopf reinfuchsen. Aber wir sind auch schon lange genug dabei. Der Erste ist etwas in die Hose gegangen, das kann aber in der Quali mal passieren. Beim Finale sitzen 13 Kollegen hinter mir, mein Chef ist da, meine Eltern. Das finde ich ganz toll, dass sie da sind und mich unterstützen. Egal wie es ausgeht, ich werde es genießen. Die Diskussion um Rio ist schwierig. Man kann Ergebnisse einer EM nicht mit anderen Wettkämpfen zur gleichen Zeit vergleichen. Ich werde versuchen, im Finale meine Leistung abzurufen. Dann werde ich in Rio dabei sein. Ich habe bisher von uns am wenigsten Wettkämpfe gemacht, weil alles auf EM und Olympia ausgerichtet war. Entweder es funktioniert so oder nicht. Die anderen sind stark. Ich hatte aber auch schon mal einen Ausrutscher in Barcelona. Das kann ja wieder kommen, es ist immerhin schon sechs Jahre her.

Christin Hussong (LAZ Zweibrücken):
Die ersten beiden Würfe waren technisch ganz gut. Sie gingen gut raus, sind dann aber abgestürzt. Möglicherweise haben sie oben eine Böe abbekommen. Ich werfe sowieso eher ein bisschen höher als die anderen. Da ist Gegenwind gar nicht gut. Im letzten Versuch habe ich alles versucht, aber der ging daneben. Ich habe schon ähnliche Situationen gehabt, auch in Peking. Da ging es gut, jetzt ging es schlecht. In Rio bin ich sicher dabei, dort geht es von vorne los. Die Zuschauer so nah bei sich zu haben, war hier in Amsterdam schön. Vom Wind her haben alle die gleichen Bedingungen gehabt, zumindest in der Gruppe. Insgesamt haben nur fünf Leute 60 Meter geworfen, auf der Meldeliste waren es deutlich mehr. Es ist vorbei. Ich kann es nicht mehr ändern. Ich kann daraus lernen, man muss bis zum dritten Versuch da sein.

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