Mehr als zehn nationale Titel, von der Jugend- bis in die Aktivenklasse, von der Mittel- über die Langstrecke, im Einzel und mit der Mannschaft hat Florian Orth bereits. Am Sonntag kam das erste Einzel-Gold auf der Straße hinzu: Der Regensburger holte sich in Hamburg den Titel im 10-Kilometer-Straßenlauf. Gold bei den Frauen ging an Melat Yisak Kejeta.
Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) und die gebürtige Äthiopierin Melat Yisak Kejeta (PSV Grün-Weiß Kassel) sind die neuen Deutschen Straßenlauf-Meister über 10 Kilometer. Im Rahmen des 27. Internationalen Alsterlaufes in Hamburg siegte Florian Orth am Sonntag in 28:58 Minuten vor Amanal Petros (SV Brackwede; 29:04 min), der lange in Führung gelegen hatte. Dritter wurde Vorjahressieger Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth; 29:18 min).
Melat Yisak Kejeta (PSV Grün-Weiß Kassel; 33:16 min) gewann den Meistertitel der Frauen deutlich vor Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe; 34:10 min) und Lokalmatadorin Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg; 34:20 min). Die ersten Plätze in der Teamwertung belegten die LG Telis Finanz Regensburg mit Florian Orth, Tobias Blum und Jonas Koller sowie das LT Haspa Marathon Hamburg mit Jana Sussmann, Agata Strausa und Mona Stockhecke.
Florian Orth holt Amanal Petros ein
Vor allem die Zeiten bei den Männern klingen dabei nach einem spannenden Rennverlauf. Der war es auch, doch besonders Florian Orth, der sich seine Bestleistung bei gefühlt permanentem Gegenwind erkämpfen musste („das ist natürlich eine besondere Leistung“), sparte anschließend nicht mit Kritik. Denn sein Einlauf wäre angesichts der schnellen Afrikaner vor ihm fast untergegangen.
„Für mich ist das eigentlich keine Deutsche Meisterschaft, wenn vorne so ein Elitefeld Tempo macht, das verzerrt den Wettbewerb“, befand er. Vor Florian Orth kamen im Rahmen des traditionsreichen Hamburger Alsterlaufs sieben Läufer ins Ziel. Dabei stellte Kalipus Lomwai (Kenia) bei den Männern in 28:15 Minuten einen Streckenrekord auf. Auch der Sieg im Frauen-Rennen ging nach Kenia, an Antonina Kwambai (31:52 min).
Florian Orth selbst hatte bis rund einen Kilometer vor Schluss noch hinter Amanal Petros gelegen, der mit dem Elitefeld mitgegangen war. „Ich bin zu schnell angelaufen“, räumte der spätere Zweite und Sieger der U23 ein. Orth erklärte: „Ich habe unterwegs immer gedacht, dass der Rückstand gar nicht kleiner wird.“ Doch schließlich wurde Petros' Mut nicht ganz belohnt. Orth zog an dem Konkurrenten vorbei, der das Tempo der Topläufer nicht mehr halten konnte.
Defensive Taktik führt aufs Podium der Frauen
Bei den Frauen konnte Melat Yisak Kejeta das schnelle Feld nicht nutzen, um die erhoffte 32er-Zeit zu laufen. „Ich habe Hüftprobleme“, erklärte die gebürtige Äthiopierin, die seit 2014 in Deutschland lebt, nach der Siegerehrung. Trotz des Handicaps konnte die Kasslerin die Konkurrentinnen in der DM-Wertung deutlich in Schach halten.
Melina Tränkle zeigte sich dennoch „sehr zufrieden“ mit ihrem zweiten Platz: „Es ist gut gelaufen. Ich bin defensiv angegangen.“ Dass Hindernis-Spezialistin Jana Sussmann, die die 10 Kilometer nur einmal im Jahr für das Team läuft, Bronze gewinnen konnte, war die vielleicht größte Überraschung. „Ich bin langsamer losgelaufen. Mir war es wichtig, nicht überholt zu werden, sondern andere Läuferinnen später überholen zu können.“ Der Sieg in der U23 ging an Inga Hundeborn (Solinger LC; 35:12 min).
Kritik und Lob
Ob die Integration der Deutschen Meisterschaften in einen großen Straßenlauf eine Zukunft hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Zwar bekam Florian Orth, der seine Kritik beim Interview mit Renndirektor Karsten Schölermann wiederholte, doch reichlich Applaus. Dass sich jedoch die Siegerehrungen verzögerten, weil die Dopingkontrollen mehr Zeit in Anspruch nahmen, als eingeplant gewesen war, hatte nichts mit dem Elitefeld zu tun. Und es gab auch viel Zuspruch für die Organisatoren.
Der Vorsitzende des DLV-Bundesausschuss Laufen, Harald Rösch, befand: „Ich bin sehr zufrieden und drücke die Daumen für die Zukunft.“ Auch Karsten Schölermann zeigte sich zufrieden: „Ich war heute sehr stolz, dass wir zwei Wettbewerbe mit einem Startschuss starten konnten, ich fand es großartig.“
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