Die Diskus-Wettbewerbe in Wiesbaden haben am Sonntag gehalten, was sie versprochen hatten: Gleich sechs deutsche Athletinnen übertrafen beim Werfercup die Olympia-Norm, wenig später zogen mit Martin Wierig und Daniel Jasinski auch zwei deutsche Männer nach.
Julia Fischer (SCC Berlin) hat vorgelegt. Die Deutsche Meisterin schleuderte die Ein-Kilo-Scheibe beim Wiesbadener Werfercup auf starke 66,59 Meter und hielt damit die hochkarätige nationale Konkurrenz in Schach. Es war das beste Resultat ihrer Karriere – und ein erster kleiner Etappensieg im Kampf um die begehrten drei Tickets für die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August).
Wie spannend der Kampf im Saison-Verlauf werden kann, deuten die weiteren Resultate an. Mit 65,42 Metern holte sich die WM-Dritte Nadine Müller (SV Halle) dahinter Rang zwei, Dritte wurde die EM-Dritte von 2014 Shanice Craft (MTG Mannheim; 64,42 m). Auf den Rängen vier und sechs überboten auch Anna Rüh (SC Magdeburg; 63,42 m) und Kristin Pudenz (SC Potsdam; 61,01 m) den Richtwert für Rio, der bei 61,00 Metern liegt.
Sogar noch weiter als Pudenz, die erst am Mittwoch aus dem Trainingslager in Belek (Türkei) zurückgekehrt war und der noch ein paar Körner fehlten, kam im U23-Wettbewerb die Neubrandenburgerin Claudine Vita: Mit 62,40 Metern stellte die U20-Europameisterin eine neue Bestleistung auf und deutete an, dass sie die Arrivierten im Kampf um die Olympia-Startplätze durchaus herausfordern kann.
Ergebnis korrigiert: Martin Wierig siegt mit 67,60 Metern
Ein Duell auf höchstem Niveau gab es im Wettbewerb der Männer – und im Anschluss an den Frauen-Wettbewerb zwei weitere Olympia-Normen: Der Olympia-Sechste Martin Wierig (SC Magdeburg), siegte mit 67,60 Metern vor Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 67,16), der seine Bestleistung um mehr als einen Meter steigerte. Zunächst war für beide dieselbe Tages-Bestweite von 67,16 Metern ausgerufen worden, was aber einem Hörfehler geschuldet war: Nach Prüfung der Protokolle der optischen Weitenmessung wurde die Siegesweite von Martin Wierig nach oben korrigiert.
Mit starken Würfen, aber ohne messbares Ergebnis verabschiedete sich Christoph Harting (SCC Berlin) aus Wiesbaden: Der WM-Achte schied mit drei ungültigen Versuchen aus – einer davon, knapp übergetreten, flog an die 70 Meter.
"Schade, dass er nicht gezeigt hat, was er drauf hatte", sagte Bundestrainer und Weltrekordler Jürgen Schult über Christoph Harting. Bei Wierig und Jasinski sprach er von einem "Topergebnis. Damit ist man in der Weltklasse dabei." Während Harting zu seinem Auftritt keinen Kommentar abgeben wollte, zeigte sich Wierig über seinen Einstieg hocherfreut: "Ich bin wirklich stolz auf meine Leistung. Das ist ein überragendes Ergebnis für mich."
Clemens Prüfer kratzt am U20-Rekord
Für das herausragende Resultat der U20-Wettbewerbe sorgte der Potsdamer Clemens Prüfer, der die 1,75 Kilo-Scheibe auf 66,27 Meter schleuderte. Nur 18 Zentimeter fehlten zum deutschen U20-Rekord von Gordon Wolf. Mit dem Männer-Diskus legte der Zweite der Olympischen Jugendspiele später noch 61,62 Meter nach, eine Weite, die fast noch höher einzuschätzen ist.
In der weiblichen U20 steigerte Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) ihre Bestmarke auf 53,68 Meter. In ihrer Paradedisziplin musste sich die U18-Weltmeisterin dagegen mit 15,61 Metern und Rang drei zufrieden geben: Das Kugelstoßen dominierten Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 16,63 m) und Katharina Maisch (TuS Metzingen; 16,53 m).
Kälte und Wind von hinten
Die Athleten starten gerne in Wiesbaden in die Saison – wegen der guten, familiären Organisation, aber auch wegen der guten Bedingungen auf der Werferwiese hinter der Jet-Tankstelle. „Segelwetter war das heute aber nicht“, musste Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Schulte feststellen, dessen Vater Peter Schulte als Organisationschef des Meetings seit Jahren die Topathleten nach Wiesbaden holt. Der Wind blies von hinten oder von der Seite, Temperaturen von gefühlt unter zehn Grad ließen Athleten und Zuschauer frösteln.
So kam morgens um 11 Uhr auch Kugelstoßer Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) noch nicht recht in Schwung. Er setzte sich mit 19,24 Metern durch, ein weiterer Stoß Richtung 19,80 Meter war ungültig. In diese Regionen und darüber hinaus soll es für ihn am Montag (16. Mai) in Rehlingen gehen. „Die Form ist da“, sagte er. Für ihn war der Wettkampf in Wiesbaden ohnehin nur als Auftakt gedacht. Acht andere Athleten dagegen durften mit der Olympia-Norm die Heim- oder Weiterreise antreten.
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