Genzebe Dibaba riss am Dienstag beim World Challenge-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) die Zuschauer von den Sitzen. In 5:27,52 Minuten verpasste die Äthiopierin den Weltrekord über 2.000 Meter nur um etwas mehr als zwei Sekunden.
Die Hallen-Weltmeisterin lag bis eingangs der letzten Runde auf Kurs. Dann aber fehlte doch das letzte Quäntchen, um sich auf den selten gelaufenen fünf Stadionrunden in die Rekordbücher einzutragen. Bereits zuvor hatten viele Leistungen unter windigen Verhältnissen gelitten.
Sprintstar Justin Gatlin erfüllte auf den 100 Metern bei leichtem Gegenwind mit seinen 9,86 Sekunden die Erwartungen ebenso wie Weltmeister LaShawn Merritt (USA). Dieser hatte auf der Stadionrunde mit einem kraftvollen Auftritt und einem neuen Meetingrekord von 44,16 Sekunden überzeugt. Beide sorgten damit vor ausverkauftem Haus für weitere Highlights.
Die heimischen Fans durften auch Speerwurf-Weltmeister Vitezslav Vesely bejubeln. Der 31-jährige Tscheche steigerte seine Saisonbestleistung um mehr als vier Meter auf 87,38 Meter und gewann damit einen hochklassigen Wettkampf vor dem Letten Zigismunds Sirmais (86,61 m).
Mohamed Aman klar geschlagen
Auf den 110 Meter Hürden nutzte der Jamaikaner Hansle Parchment ein unsauberes Rennen des Jahresbesten Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich), um sich in 13,18 Sekunden mit einer Zehntel Vorsprung klar durchzusetzen. Für den Olympia-Dritten war es an seinem 24. Geburtstag ein besonderes Geschenk.
Favorit Mohamed Aman (Äthiopien) musste über 1.000 Meter als Vierter (2:16,33 min) eine Niederlage einstecken. Bei dem Rennen behauptete sich überraschend der Türke Ilham Tanui Özbilen (2:15,08 min) vor dem Franzosen Pierre-Ambroise Bosse (2:15,31 min). Auch wenn der im Vorfeld ins Visier genommene Weltrekord von 2:11,96 Minuten in weiter Ferne blieb, war es ein ausgesprochen flotter Lauf. Fast alle Athleten erzielten eine neue persönliche Bestzeit oder sogar einen Landesrekord.
20.000 Meter im Wind
Auch der Weltrekordversuch über 20.000 Meter stand angesichts windiger Verhältnisse unter keinem guten Stern. Die Kenianerin Florence Kiplagat, die eine Zeit unter 1:05 Stunden angepeilt hatte, gab eingangs der zweiten Hälfte auf.
Die Äthioperin Mulahabt Tsega lag dann lange alleine in Führung, ehe in der Schlussphase die als Tempomacherin ins Rennen gegangene Alice Kimutai (Kenia) vorbeizog und nach 1:08:32,20 Stunden als Erste im Ziel war.
Arne Gabius mit Signal für Braunschweig
Arne Gabius zeigte auf den 3.000 Metern nach dem Ausstieg in Oslo (Norwegen), wo er von Magen-Darm-Problemen heimgesucht worden war, ein couragiertes und beharrliches Rennen. In 7:41,41 Minuten war der Tübinger als Siebter und auch bester Europäer im Ziel. "Ich war nach Oslo noch ein bisschen verunsichert, aber insgesamt war es ganz gut - auch hinten raus", sagte Arne Gabius, der das Rennen vor allem als gutes Signal für die Team-EM in Braunschweig am Wochenende (21./22. Juni) wertete.
Den Sieg holte sich der Kenianer Caleb Ndiku, der in 7:31,66 Minuten überlegen gewann und zugleich einen Meetingrekord aufstellte.
Kopfschütteln bei Georg Fleischhauer
Mit viel Kopfschütteln kommentierte Georg Fleischhauer seine 51,48 Sekunden über 400 Meter Hürden (Platz sieben). Der Dresdner hatte forsch losgelegt, bekam dann aber zum Ende des Rennens Probleme. "Die achte Hürde war schon eine Katastrophe und danach war es aus."
Der Brite Niall Flannery gewann das Rennen in neuer persönlicher Bestzeit von 48,80 Sekunden vor Rasmus Mägi (Estland; 48,87 sec) und Ashton Eaton (USA; 48,94 sec).
Kristin Gierisch nähert sich den 14 Metern
Kristin Gierisch kam im Dreisprung mit 13,95 Metern auf Platz drei hinter der Chinesin Yanmei Li (14,03 m) und der Portugiesin Susana Costa (13,98 m). Die B-Norm für die EM wurde der Chemnitzerin allerdings von 2,2 Metern pro Sekunde Rückenwind verblasen.
"Das ist ärgerlich. Ich hatte im ersten Versuch super angefangen und habe dann leider nicht so weiter gemacht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, den Wind zu treffen. Es war anstrengend", meinte die 23-Jährige danach. Sie konnte aber auch Positives aus Ostrava mitnehmen: "Es war wieder eine Steigerung. Wenn ich mich weiter so steigere, dann bin ich in zwei Wettkämpfen da, wo ich sein möchte."
Katharina Molitor nach langer Anreise Dritte
Die Leverkusener Speerwerferin Katharina Molitor kam ebenfalls auf den dritten Rang. Sie hatte die Weiterreise vom Diamond League-Meeting in New York (USA) nicht gescheut, die wegen einer Verspätung rund 24 Stunden dauerte. Eine Weite von 58,68 Metern stand für sie am Ende unter diesen alles andere als idealen Vorzeichen zu Buche.
"Dass es kein Glanzstück wird, war zu erwarten. Beim Einlaufen dachte ich noch, es geht. Es hat sich dann doch ein bisschen langsam angefühlt. Ich habe vorne irgendwie gar kein Tempo hingekriegt", erklärte die 30-Jährige. Katharina Molitor ist noch auf der Suche nach dem richtigen Timing: "Ich weiß aber noch nicht, wie ich diesen Fehler ausmerzen soll. Mein Gefühl ist aber so, dass es jetzt irgendwann mal klappen muss."
Den Sieg sicherte sich die Slowenin Martina Ratej mit 64,45 Metern souverän vor der Serbin Tatjana Jelaca (60,16 m). Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik) hatte wegen dem Verdacht auf eine Blinddarmentzündung abgesagt.
Bei Raphael Holzdeppe Knoten noch nicht geplatzt
Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe wählte mutig seine Saisonbestleistung von 5,53 Metern als Einstiegshöhe, die er im zweiten Versuch meisterte. Bei 5,63 Metern war für den Höhenjäger des LAZ Zweibrücken im Anschluss daran allerdings Schluss. "Es war mehr drin. Die Bedingungen hätten es hergegeben. Die Form zeigt nach oben", sagte Raphael Holzdeppe nach seinem sechsten Platz. Noch wartet er darauf, dass der Knoten platzt.
Olympiasieger Renaud Lavillenie ließ sich den Sieg in Ostrava nicht nehmen. Mit im ersten Versuch übersprungenen 5,83 Metern drückte er dem Wettkampf seinen Stempel auf. Danach scheiterte er an 5,93 Metern. "Der Wind war sehr stark und hat jede Minute gedreht, ich konnte nicht höher springen", meinte der Weltrekordhalter.
Im Hochsprung setzte sich der kurzfristig verpflichtete Weltmeister Bogdan Bondarenko mit 2,33 Metern durch. Der erhoffte Satz des Ukrainers über 2,40 Meter blieb allerdings aus. Obwohl ihm die weite Anreise aus New York in den Knochen steckte, hätte er sich die Höhe zugetraut: "Ich war darauf eingestellt, dass ich sehr hoch springen werde."