Oft war er nah dran, viele Jahre lang ebenso wie der neue Vize-Weltmeister Rico Freimuth (SV Halle) einer der konstantesten deutschen Zehnkämpfer. Bei der WM in London hat Kai Kazmirek als Dritter mit 8.488 Punkten endlich den Sprung aufs Treppchen geschafft. Welche Disziplin auf dem Weg dorthin die entscheidende war, wie der Erfolg gefeiert werden soll und warum er sich schon auf das Heimspiel bei der EM 2018 in Berlin freut, berichtete der Athlet der LG Rhein-Wied nach der Siegerehrung in der Mixed Zone.
Kai Kazmirek, Ihre erste internationale Medaille bei den Aktiven hängt um Ihren Hals. Wie fühlt sich WM-Bronze an?
Kai Kazmirek:
Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin mega stolz. Mein Trainer, meine Eltern, meine Freundin sind hier. Ich denke mal, dass es eine lange Nacht wird. Erstmal zur Dopingkontrolle. Und dann werden wir alle gemeinsam feiern gehen. Das ist eigentlich unter Zehnkämpfern so üblich, dass wir uns noch mal treffen. Das ist dann auch noch mal eine Familienfeier.
Es war ein Zehnkampf mit mehreren Positionswechseln. Mal lagen Sie in den Medaillenrängen, dann waren Sie wieder Vierter. Hatten Sie Sorgen, dass es nichts wird mit dem Podium?
Kai Kazmirek:
Ich habe eigentlich mein eigenes Ding gemacht und wenig auf die anderen geschaut. Naja, nach den Hürden habe ich schon gesehen: Okay, der Russe ist raus, der US-Boy auch, da wird es etwas einfacher. Da war der Druck ein bisschen raus und ich wusste: Du kannst dich nur noch selbst schlagen. Aber ein ganz wichtiger Punkt war der Stabhochsprung. Dass ich da die fünf Meter gesprungen bin. Sonst wäre es vielleicht nicht Bronze geworden, sondern Platz vier.
Sie waren in den vergangenen Jahren oft nah dran an den Medaillenrängen. Was war das Schwierigste auf dem Weg zu Ihrem ersten Edelmetall?
Kai Kazmirek:
Das Schwierigste ist immer das Mentale. 2014 [EM in Zürich] war ich schon ganz dicht dran, da habe ich im Stabhochsprung versagt. Das wäre vielleicht schon die erste Medaille gewesen. Dann wäre alles in den nachfolgenden Jahren ein bisschen einfacher geworden. Man will unbedingt. Und dieser Wille führt dazu, dass man verkrampft. Aber das muss man ausschalten. Man muss locker bleiben. Wenn die Medaille kommt, dann kommt sie. Jetzt hat es geklappt. Und ich denke mal, da bin ich ein bisschen befreiter im nächsten Jahr.
Gold hat Kevin Mayer gewonnen. Wird er in der Zukunft derjenige Athlet sein, den es zu schlagen gilt?
Kai Kazmirek:
Auf jeden Fall! Er ist einer der talentiertesten Zehnkämpfer, die es gibt. Technisch unglaublich versiert, macht kaum Krafttraining, ist jetzt auch noch schnell geworden… Das ist unglaublich. Und er ist auch mental extrem stark.
Ein Wiedersehen gibt es spätestens bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin…
Kai Kazmirek:
Ich glaube, das wird für uns sogar noch attraktiver als hier, das ist ja ein Heimspiel! Da kommt Familie, da kommen Freunde. Aber die Chancen werden nicht unbedingt größer, denn viele der stärksten Athleten sind ja Europäer. Ich denke, es wird wieder auf einen Dreikampf oder Vierkampf hinauslaufen. Die Karten werden neu gemischt, und natürlich werden wir unser Bestes geben, dass wir nicht die französische Nationalhymne hören, sondern die deutsche.
Schon die Qualifikation wird bei der Anzahl starker Zehnkämpfer in Deutschland eine Herausforderung.
Kai Kazmirek:
Man kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Man muss sich immer neu pushen und neu motivieren. Wir haben viele gute Nachwuchs-Zehnkämpfer, sechs Athleten über 8.000 Punkte, wenn man Niklas Kaul [U20-Weltrekordler] dazu zählt, dann sogar sieben, und er wird nächstes Jahr im Männer-Zehnkampf sicher nicht viel weniger Punkte machen.
Wie können Sie selbst noch mehr aus sich herauskitzeln?
Kai Kazmirek:
Wir werden sicher wieder neue Schwerpunkte legen. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Diskuswurf. Da habe ich mit Miroslav Jasinski einen neuen Trainer gefunden, für das Kugelstoßen und Diskuswerfen. Diskus hat hier schon super geklappt, Kugel leider noch nicht, aber wir werden weiter daran arbeiten. Wenn wir das noch ausbauen können, dürfte einer neuen Bestleistung eigentlich nichts im Wege stehen.
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