| Senioren-DM

Knabe und Müller erzielen Weltrekorde

Überragende Teilnehmer der dreitägigen Deutschen Senioren-Meisterschaften in Erfurt waren Wolfgang Knabe (OSC Damme) und Guido Müller (TSV Vaterstetten). Seit dem Wochenende können sie sich Weltrekordler nennen.
Jörg Reckemeier

Wolfgang Knabe bereitete sich selbst das schönste Geburtstagsgeschenk, indem er in Klasse M 55 den Dreisprungweltrekord des Finnen Stig Bäcklund aus dem Jahr 1995 von 13,85 Metern um zwei Zentimeter auf 13,87 Meter verbesserte. Einen Tag zuvor war er mit 6,27 Metern auf eine neue deutsche Bestleistung im Weitsprung gekommen.

Guido Müller (TSV Vaterstetten), mit fünf Einzeltiteln wieder einmal der erfolgreichste Athlet einer Deutschen Seniorenmeisterschaft, lief die 300 Meter Hürden in der Klasse M 75 in 49,65 Sekunden und steigerte die Weltrekordleistung des Kanadiers Earl Fee von 52,91 Sekunden aus dem Jahr 2005 gleich um mehr als drei Sekunden. Seine Titelsammlung vergrößerte Guido Müller mit seinen Siegen über 100 Meter in 13,63 Sekunden, über 200 Meter in 27,98 Sekunden, über 400 Meter in glatten 70 Sekunden und über 80 Meter Hürden in 14,50 Sekunden.

Elf deutsche Bestleistungen

Neben den beiden Weltrekorden von Wolfgang Knabe und Guido Müller wurden im Erfurter Steigerwald-Stadion sage und schreibe elf neue deutsche Senioren-Bestleistungen notiert.

Als Sieger des M40-Wettbewerbs über 4 x 100 Meter erzielte die komplett aus Sprintern der Klasse M 45 zusammengesetzte Staffel der LG OVAG Friedberg-Fauerbach (Holger Ühlein, Dr. Bernd Schauwecker, Bernd Lachmann, Gunter Bernhard) 44,75 Sekunden. Damit war das Quartett deutlich schneller als die Startgemeinschaft Pfalz Team 40 mit ihren 45,42 Sekunden aus dem Jahr 2010.

Müller mit drei deutschen Bestleistungen

Wie schon erwähnt, steigerte Wolfgang Knabe (OSC Damme) die deutsche Bestleistung im Weitsprung der Klasse M 55 auf 6,27 Meter, womit ihm jetzt nur noch acht Zentimeter zum Weltrekord fehlen.

Gleich drei neue deutsche Bestleistungen steuerte Herbert E. Müller (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in der Klasse M 85 bei. Die ohnehin schon in seinem Besitz befindlichen Bestzeiten steigerte er über 100 Meter von 16,77 Sekunden auf 16,72 Sekunden und über 200 Meter von 35,76 Sekunden auf 35,03 Sekunden. Über 1.500 Meter verbesserte Herbert E. Müller die fast 30 Jahre alte Bestmarke von Josef Galia (ASV St. Augustin) von 7:29,4 Minuten auf 7:18,37 Minuten.

Weltrekord in Reichweite

In Reichweite hat Jana Müller-Schmidt (SV Werder Bremen) die Weltrekordleistung im Kugelstoß der Klasse W 50. Mit 15,00 Metern verbesserte sie die deutsche Bestleistung von Helma Teuscher (SV Halle) aus dem Jahr 2008 um sechs Zentimeter und nun fehlen nur noch 15 Zentimeter bis zum Weltrekord von Alexandra Marghieva (Moldawien). Ein Angriff auf diesen Weltrekord könnte durch Jana Müller-Schmidt, die dem Jahrgang 1964 angehört, aber erst frühestens Ende Oktober erfolgen, dann wird die Bremerin 50 Jahre alt.

Früh in der Wettkampfsaison 2014 hatte Silke Schmidt (mettmann-sport) schon die deutschen W55-Bestleistungen in den Straßenwettbewerben mit 36:02 Minuten über 10 Kilometer und 1:19:40 Stunden im Halbmarathonlauf deutlich verbessert. Anfang Juni steigerte sie dann über 5.000 Meter die deutsche Bestzeit um fast eine Minute auf 17:26,59 Minuten, nun war in Erfurt die Bestzeit auf der Mittelstrecke über 1.500 Meter fällig: Nachdem sie schon am ersten Meisterschaftstag die 5.000 Meter in 17:44,76 Minuten gewonnen hatte, blieb sie bei ihrem Alleingang über 1.500 Meter als erste deutsche Athletin der Klasse W 55 mit 4:58,65 Minuten unter der 5-Minuten-Grenze.

Ebenfalls in der Altersklasse W 55 gelang Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) die Verbesserung zweier deutscher Bestleistungen in Sprungdisziplinen. Ihre eigene, erst kürzlich aufgestellte Bestleistung im Stabhochsprung steigerte sie von 2,91 Meter auf 2,92 Meter. Im Dreisprung fiel die Steigerung drastischer aus: Mit 10,48 Metern lag Petra Herrmann deutlich über der alten Bestmarke von Christiane Schmalbruch (HSG Uni Rostock), die im Jahr 1994  9,93 Meter erzielt hatte.

Und auch in der Klasse W 80 gab es Steigerungen: Nach ihren Mitte Juni gelaufenen 17,77 Sekunden über 100 Meter setzte sich Hildegund Bürkle (TG „zur roten Erde“ Schwelm) nun auch mit 38,43 Sekunden über 200 Meter in den Besitz der deutschen Bestleistung dieser Altersklasse. Mit 24,92 Metern überbot Christa Winkelmann (CSV Krefeld) die bisher gültige deutsche Bestmarke von Lieselotte Leiss (TV Borghorst) im Hammerwurf der Klasse W 80 um sieben Zentimeter.

Steigerung durch Andy Dittmar

Aber auch außerhalb dieser internationalen Rekordleistungen und deutschen Bestmarken boten die vom Thüringer Leichtathletik-Verband wieder bestens ausgerichteten Titelkämpfe bemerkenswerte Leistungen.

So steigerte Andy Dittmar (BiG Gotha) als Sieger des Kugelstoßwettbewerbs der Klasse M 40 seine Jahresbestmarke auf 18,34 Meter. In der Klasse M 45 lief Dr. Bernd Schauwecker (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) die 100 Meter in 11,43 Sekunden, die 200 Meter in 23,25 Sekunden und die 400 Meter in 52,59 Sekunden. Hubert Leineweber (OSC Berlin) blieb in der Klasse M 45 mit 1:59,74 Minuten unter zwei Minuten, das war seit dem Jahr 2000 keinem Mittelstreckler dieser Altersklasse mehr gelungen. Ralf Jossa (SV Herzberg) übertraf mit dem Hammer wieder die 60-Meter-Marke und siegte mit 61,80 Metern.

Alle drei Sprintwettbewerbe der Klasse M 50 gewann Roland Gröger (TopFit Berlin). Über 100 Meter lief er 11,70 Sekunden über 200 Meter blieb er erneut unter der deutschen Bestleistung von 23,62 Sekunden, die Guido Müller seit dem Jahr 1988 innehatte, ehe sie der Berliner Anfang Juni auf 23,33 Sekunden geschraubt hatte. Und auch im Langsprint hatten die 400-Meter-Spezialisten keine Chance gegen der Roland Gröger, der in 52,59 Sekunden gewann. Drei Titel gewann auch Norbert Demmel (TSV Unterhaching) in der Klasse M 50 mit 15,45 Metern im Kugelstoß, 52,03 Metern im Diskuswurf und 47,72 Metern im Speerwurf.

Drei Titel für Ritte

Genau wie Dr. Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten), der in der Klasse M 55 die Sprints mit 12,18 Sekunden über 100 Meter, 24,82 Sekunden über 200 Meter und 56,12 Sekunden über 400 Meter beherrschte, gewann Wolfgang Ritte (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in der Klasse M 60 drei Titel. Über 100 m Hürden lief er 15,54 Sekunden, im Weitsprung kam er auf 5,28 Meter und im Stabhochsprung erzielte er mit 4,11 Metern eine Leistung, die in der AK M 60 weltweit bisher nur von ihm selbst überboten wurde.

Fünfkampfmeisterin Tatjana Schilling (TSV 1850/09 Korbach) war in der Klasse W 40 über 80 Meter Hürden in 12,47 Sekunden, im Hochsprung mit 1,60 Metern und im Weitsprung mit 5,32 Metern vorne.

Bettina Schardt (MTG Mannheim) verfehlte in der gleichen Altersgruppe ihre Jahresbestleistung als Siegerin des Diskuswurfes mit 45,99 Metern nur knapp und siegte auch im Hammerwurf mit 42,37 Metern.

Siege durch Favoritinnen

Die erwarteten Sprintsiege gab es in der Klasse W 45 durch Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 12,96 Sekunden über 100 Meter und 26,43 Sekunden über 200 Meter, in der Klasse W 50 durch Katja Berend (SV Großhansdorf) mit 13,24 Sekunden über 100 Meter und 28,12 Sekunden über 200 Meter sowie Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) in der Klasse W 55 mit 13,73 Sekunden über 100 Meter, 29,33 Sekunden über 200 Meter und 68,10 Sekunden über 400 Meter.

Mit fünf Titeln und einem zweiten Rang in der Klasse W 60 wurde Ulrike Hiltscher (LG Neiße) zur erfolgreichsten Athletin der Meisterschaften. Über 100 Meter in 14,94 Sekunden, über 200 Meter mit 31,23 Sekunden, über 400 Meter mit 71,64 Sekunden, über 80 m Hürden mit 15,67 Sekunden und mit 4,10 Metern im Weitsprung war die Sächsin nicht zu schlagen. Dazu kam noch ein zweiter Rang über 800 Meter in 2:49,23 Minuten.

Nicht nur auf dieser Mittelstrecke der Klasse W 60 sicherte sich Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt) in 2:40,46 Minuten die Meisterschaft sondern sie war auch über 1.500 Meter in 5:31,79 Minuten und über 5.000 Meter in 20:09,19 Minuten erfolgreich.

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