Johannes Vetter hat am Samstagabend das Speerwurf-Finale bei der WM in London gewonnen. Der 24-Jährige beförderte seinen Speer zweimal in Richtung 90-Meter-Marke. Thomas Röhler wurde im letzten Durchgang noch vom Bronze-Rang verdrängt.
Angereist als die drei Besten der Welt wurde der Showdown um den WM-Titel nicht nur in der deutschen Leichtathletik-Szene mit Spannung erwartet. Johannes Vetter (LG Offenburg) hatte Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) mit 94,44 Metern in Luzern (Schweiz) erst vor einem Monat den deutschen Rekord (93,90 m) abgejagt und am Donnerstag mit 91,20 Metern den weitesten Wurf in einer WM-Qualifikation aller Zeiten erzielt. Andreas Hofmann (MTG Mannheim) war mit seiner Bestleistung (88,79 m) im Vorfeld der dritte DLV-Medaillenkandidat.
Und der Wettbewerb nahm von Anfang an gewaltig an Fahrt auf: Johannes Vetter donnerte den Speer im ersten Versuch nahe an die 90-Meter-Marke – das erste erklärte Ziel fürs Finale – auf 89,89 Meter. Und auch im zweiten Anlauf segelte sein Fluggerät auf eine ähnliche Weite (89,78 m). Prompt visierte auch der Tscheche Jakub Vadlejch diesen Bereich an: 89,73 Meter (Bestleistung!), nur 16 Zentimeter hinter Vetter.
Starke Tschechen
Auch Thomas Röhler zeigte von Beginn an ein hohes Niveau: Bei 87,08 und 88,26 Metern landeten die ersten beiden Würfe. Hinter ihm machte jedoch ein zweiter Tscheche Druck: Petr Frydrych haute in Runde vier und fünf 87,93 Meter raus. Und zog im letzten Durchgang mit 88,32 Metern an Röhler vorbei. Damit musste der Jenaer wie schon bei der WM in Peking (China) mit Platz vier Vorlieb nehmen. Silber und Bronze schnappten sich die Tschechen Vadlejch und Frydrych.
Gold aber war Johannes Vetter nicht mehr zu nehmen, der seinem Trainer Boris Obergföll jubelnd in die Arme fiel. Der letzte Speerwurf-Weltmeister aus Deutschland war 2011 Matthias de Zordo (86,27 m). Der dritte DLV-Starter Andreas Hofmann (MTG Mannheim) konnte sich im letzten Versuch auf 83,98 Meter steigern und trug mit Rang acht zum stärksten Abschneiden eines DLV-Trios in einem WM-Speerwurf-Finale bei.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF:
Thomas Röhler (LC Jena)
Es muss auch einen geben, der den vierten Platz belegt. Heute war ich das wieder. Es war alles sehr dicht. Ich hatte gute Würfe dabei, zwei waren vom Fuß her etwas kippelig. Es ist schade, es ist schmerzhaft. Ich hätte mir den kleinen Unterschied in der Körperposition gewünscht, der über gewinnen und verlieren entschieden hat. Das liegt sehr dicht beieinander. Es ist ein vierter Platz in der Welt. Für Johannes habe ich mich sehr gefreut, dass er seine Leistung bestätigen konnte, die er die letzten Wochen gezeigt hat. Er war der, der stabil weit geworfen hat. Wir hätten gerne oben gemeinsam gestanden. Weite Würfe auf diesem Niveau passieren aber eben nicht jeden Tag. Wir sind keine Maschinen. Es kommt auf wenige Grad in den Winkeln der Körperposition an. Dann kommen der Faktor Boden und Wind dazu. Auf dem Körper steckt dann auch noch ein Kopf.
Andreas Hofmann (MTG Mannheim)
Was die Konkurrenz vorne getrieben hat, war top. Ich bin da nicht rangekommen. Warum kann ich nicht sagen. Das muss ich analysieren. Ein, zwei Meter haben gefehlt. Ich habe gedacht, dass ich im Letzten was draufpacken kann. Aber hey, ich bin Achter in der Welt. Wer kann das von sich behaupten? Ich habe mich sehr gut gefühlt, ich habe mich auf den Wettkampf gefreut. Es war alles top alles easy, wir waren alle gut drauf. Wir waren zu Dritt aus Deutschland im Finale, das hat es in keiner anderen Disziplin gegeben. Wir sind top besetzt. Jojo konnte seine Leistung zeigen. Bei mir lief es nicht wie gewünscht.
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