Lisa Hahner (run2sky.com) will am Sonntag (25. Oktober) beim Frankfurt Marathon die Norm für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (Brasilien) angreifen. Im Interview spricht die 25-Jährige über ihr Comeback nach zwei schweren Verletzungen, Erinnerungen an ihren ersten Marathon-Auftritt am Main und Fußballtricks á la Ronaldinho.
Lisa Hahner, Sie haben die lange Verletzungspause genutzt und sind unter die Mountainbike-Artisten gegangen?
Lisa Hahner:
Ja, ich kann jetzt mit beiden Rädern abheben und über eine Wasserflasche springen. Es waren ja lange Monate, in denen ich nicht laufen durfte. Auch meine Fußballkünste haben sich extrem verbessert. Einen alten Trick von Ronaldinho habe ich jetzt fast perfekt drauf.
Wie verliefen nach Ihrem Ermüdungsbruch im Wadenbein die ersten Laufschritte?
Lisa Hahner:
Der Wiedereinstieg nach der Verletzung war hart. Das Laufen war zunächst nicht mehr so, wie ich es kannte. Weil es ja leider nicht meine erste Verletzung war, wusste ich aber, dass ich über diesen Punkt hinüberkommen werde. Mit viel Geduld und Beharrlichkeit. In den vergangenen Wochen habe ich umso mehr das Gefühl genossen, dass es von Trainingseinheit zu Trainingseinheit besser läuft.
Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie nach zwei Jahren wieder einen Marathon durchstehen werden?
Lisa Hahner:
Weil es einfach läuft. Ich bin seit vielen Wochen gesund und beschwerdefrei und kann exakt nach Plan trainieren. Die Kurve ist steil nach oben gegangen.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrem letzten erfolgreichen Marathon-Rennen in Frankfurt 2013?
Lisa Hahner:
Sehr viele schöne Bilder. Ich denke in diesen Tagen sehr häufig an das damalige Rennen zurück. Damals bin ich Bestzeit [Anm. d. Red.: 2:30:17 h] gelaufen und die Stimmung im Ziel war grandios. Ich liebe den Einlauf in die Festhalle und auch die Atmosphäre am Streckenrand war super. Ich wollte in diesem Jahr unbedingt zurück nach Frankfurt.
Ist es realistisch, nun schon die Olympianorm von 2:28:30 Stunden in Angriff zu nehmen?
Lisa Hahner:
Ich werde in Frankfurt so schnell laufen, wie ich kann. Ob die Zeit es in den Augen des DLV wert sein wird, dass ich in Rio starte, werde nicht ich entscheiden. Meine Ziel ist es, schnell zu laufen und mich um ein oder zwei Minuten im Vergleich zu 2013 zu verbessern. Das scheint mir sehr gut möglich.
Fühlt es sich nach zwei verletzungsbedingt fast verlorenen Jahren gerade wie ein Neustart Ihrer Karriere an?
Lisa Hahner:
Nein, das wäre zu hoch gegriffen. Es sieht auf den ersten Blick doof aus, dass ich zwei Jahre keinen Marathon mehr bewältigt habe. Aber ich habe im Frühjahr 2014 und auch in diesem Frühjahr jeweils eine fast komplette Marathonvorbereitung absolviert, ehe die Verletzungen kamen. Es fühlt sich nicht so an, als ob ich ganz draußen gewesen bin.
Können Sie Ihre Unbekümmertheit und Freude am Laufen mit dieser Vorgeschichte zweier schwerer Verletzungen aufrechterhalten?
Lisa Hahner:
Ich glaube schon. Ich freue ich mich gerade deshalb so megamäßig auf Frankfurt, weil es für mich das Größte ist, nach 42,195 Kilometern über eine Ziellinie zu laufen.
Wie darf man sich die Zusammenarbeit mit dem wohl berühmtesten Marathon-Trainer Renato Canova vorstellen, der über 100 Topathleten auf der ganzen Welt betreut?
Lisa Hahner:
Er schreibt uns unsere Trainingspläne und wir stehen in ständigem Email- und Telefonkontakt. Wir nennen ihn Maestro, wenn wir über ihn sprechen. Er kennt das Marathon-Geschäft vermutlich wie kein Zweiter. Er weiß auf jede Frage eine lange Antwort (lacht).
Wie sehr haben Sie mit Ihrer Zwillingsschwester Anna bei Ihrem Rennen in Berlin mitgefiebert?
Lisa Hahner:
Anna war in Berlin extrem fit und ich hätte ihr eine richtig krasse Zeit zugetraut. Schade, dass es in Anführungsstrichen nur eine 2:30:19 Stunden wurde. Ein Marathon bleibt ein Marathon – da kann alles passieren.
Welche Rolle wird Anna in Ihrem Rennen am 25. Oktober spielen?
Lisa Hahner:
Ich fände es cool, wenn Anna auf dem Fahrrad in Frankfurt unterwegs wäre und mir die Getränkeflaschen reicht.