„Luz Long – eine Sportlerkarriere im Dritten Reich“: Unter diesem Titel ist im Frühjahr eine Biographie des früh verstorbenen Weitspringers Luz Long im Arete-Verlag erschienen. Anlässlich einer Pressekonferenz wurde das Buch über den Olympia-Zweiten von 1936 kürzlich in Hamburg vorgestellt.
Mehr als fünf Jahre hat der Sohn von Luz Long, Kai-Heinrich Long, an der Dokumentation gearbeitet. Und das Ergebnis lässt sich sehen: unveröffentlichte Tagebuch-Einträge, Briefe, Fotos aus dem Privatbesitz der Familie sowie Erinnerungen von Zeitzeugen und zahlreiche Artikel aus Zeitungen, die das Leben von Luz Long bis zu seinem Tod 1943 auf Sizilien (Italien) skizzieren.
Bekannt wurde der mehrfache Deutsche Weitsprung-Meister und Vize-Olympiasieger Luz Long vor allem durch ein Foto bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin: Gemeinsam mit dem vierfachen Olympiasieger der Spiele Jesse Owens (USA) wurde er vor den Augen Adolf Hitlers auf dem Rasen des Olympiastadions neben der Sprunggrube abgelichtet. Ein „Moment, in dem der Sport alle Rassenschranken überschreitet“, wie es in der Buchbeschreibung heißt.
Persönliches Treffen mit Owens in Hamburg
Bei den Recherchen für das Buch half Kai-Heinrich Long neben Klaus Amrhein vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) insbesondere seine Ehefrau Ragna Long.
Kai-Heinrich Long hatte Jesse Owens 1951 in Hamburg erstmals persönlich kennengelernt und von ihm einen Basketball geschenkt bekommen, den er seiner Schule, dem Johanneum, vermachte. „Früher haben wir in der Grundschule nur Völkerball gespielt. In der Oberstufe des Gymnasiums kam dann Basketball hinzu. Owens hat also einen guten Job gemacht“, sagte Kai-Heinrich Long. Er traf Jesse Owens 1964 ein weiteres Mal und stellte anlässlich dieser Begegnung das berühmte Foto seines Vaters nach.
Idee zum Buch nach Foto-Auszeichnung
Die Idee zum Buch „Luz Long – eine Sportlerkarriere im Dritten Reich“ entstand 2009, als ein Foto mit den Enkelinnen von Jesse Owens und Luz Long von der Organisation Frieden und Sport 2009 als Sportfoto des Jahres ausgezeichnet wurde.
Die von der Führung der Nationalsozialisten nicht gern gesehene Umarmung zwischen Luz Long und Jesse Owens beschrieb Longs Sohn auf der Pressekonferenz so: „Ich vermute, dass es sich bei der Umarmung um eine spontane, sportliche Geste und nicht um eine Provokation gehandelt hat.“
Schon jetzt hat das Buch ein Alleinstellungsmerkmal, denn es ist die erste Luz Long-Biographie, veröffentlicht in 32 Kapiteln mit umfangreichen Dokumentationen, in der auch die Mitgliedschaft Luz Longs in der NSDAP nicht verschwiegen wird. „Ich habe meinen Vater durch die Arbeit an dem Buch erst richtig kennengelernt“, sagte Kai-Heinrich Long.
Luz Long – eine Sportlerkarriere im Dritten Reich. Sein Leben in Dokumenten und Bildern, 227 Seiten, Hardcover, Arete Verlag, Hildesheim 2015, ISBN 978-3-942468-26-8, 19,95 Euro