In Nürnberg haben elf DLV-Athleten zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der "Großen" ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Einige von ihnen haben schon große internationale Erfolge gefeiert - andere wollen den Sprung auf die große Bühne von Olympia, WM und Co. noch schaffen. leichtathletik.de stellt die „Neuen Meister“ vor. Heute: Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken).
<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail raphael-holzdeppe>Raphael Holzdeppe
LAZ Zweibrücken
*28. September 1989
Größe: 1,83 Meter
Gewicht: 77 kg
Stabhochsprung
Bestleistung: 5,94 m (2015)
Weltmeister 2013
Vize-Weltmeister 2015
Olympia-Dritter 2012
EM-Dritter 2012
Olympia-Achter 2008
Achter Hallen-EM 2013
U23-Europameister 2009
U20-Weltmeister 2008
Sechster U23-EM 2011
Fünfter U20-WM 2006
Deutscher Meister 2015
Das war ein Bilderbuch-Wettkampf, den Raphael Holzdeppe bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg hingelegt hat. 5,60 Meter im ersten Versuch, 5,70 Meter im ersten Versuch und dann auch die Bestleistung von 5,94 Metern gleich im ersten Anlauf. Danach wackelte der deutsche Rekord bei aussichtsreichen Sprüngen über 6,02 Meter. Am Ende war es aber doch die Latte, die fiel und nicht der Rekord. Noch.
Damit ist eine Lücke in der Titelsammlung gefüllt: Der erste deutsche Meistertitel. "Es war schön für mich, dass es endlich geklappt hat. Ich habe es immer versucht in den letzten Jahren. Es waren aber immer andere Athleten besser an dem Tag", erklärt der Athlet des LAZ Zweibrücken.
Genauso bravourös der Auftritt vier Wochen später bei der WM in Peking (China). Vor seinem dritten Versuch über 5,90 Meter wusste der 26-Jährige: Für eine Medaille muss ich da drüber. Und Körper und Geist waren in dieser Drucksituation voll da. Der Lohn: Die Silbermedaille. Der Comeback-Sommer war perfekt.
Formtief hinter sich gelassen
Noch ein Jahr zuvor, war es ein anderer Raphael Holzdeppe, der im Wettkampf am Anlauf stand. Nach Bronze bei EM und Olympia 2012 sowie dem überraschenden WM-Titel 2013 machten leichte Verletzungen Probleme, das Sprunggefühl ging verloren. Die größte notierte Höhe aus dem Jahr 2014: 5,53 Meter. Die Saison schon im Juni beendet.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Stabhochspringer zurückkämpfen musste. Im Jahr 2008 stellte Raphael Holzdeppe mit 5,80 Metern den U20-Weltrekord ein, wurde U20-Weltmeister und als 18-Jähriger Achter bei den Olympischen Spielen in Peking (China). Danach führte der Weg nicht geradlinig nach oben, es gab gute und weniger gute Tage, zum Beispiel reichte es nicht für einen Startplatz bei der Heim-WM 2009, dafür gab es aber Gold bei der U23-EM.
Die Leidenschaft für seine Disziplin und der Glaube an sich selbst, haben aber nie einen echten Selbst-Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit aufkommen lassen. Zurück in seiner Heimat Zweibrücken, wo er auch im Alter von 10 Jahren mit dem Stabhochsprung begann, läuft schon die Arbeit an neuen Zielen.
Mit starker Basis Richtung 2016
Der Aufbau für das Olympia-Jahr ist im vollen Gange. Mit dem erfolgreichen Sommer 2015 und dem wiedergefundenen Sprunggefühl im Rücken, besteht eine ganz andere Ausgangsbasis als im Vorjahr. Der Wunsch, Olympia-Sieger zu werden, treibt Raphael Holzdeppe an. Schritt für Schritt seine Ziele zu formulieren, gehört für ihn aber gleichermaßen dazu. "Erst einmal möchte ich gesund durchs Training kommen", sagt er.
Wozu er beim Saisonhöhepunkt fähig ist, wenn der Körper topfit und das Selbstbewusstsein durch eine gute Saison hoch ist, hat Raphael Holzdeppe mehrfach bewiesen. Nicht nur bei seinen beiden WM-Medaillen, sondern zum Beispiel auch bei Olympia 2012 in London (Großbritannien), als er seine Bestleistung im entscheidenden Moment zweimal steigerte. Diese Erfahrung ist das passende Handwerkszeug für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (Brasilien).
Und auch was die Höhen angeht, ist das Potential noch nicht am Ende. Wenn alles zusammenkommt, sind die magischen sechs Meter ein überwindbares Ziel. Vielleicht beim nächsten deutschen Meistertitel?
Videos:
DM: <link video:12764>Raphael Holzdeppe: "Perfekter Tag"
Das sagt Bundestrainer Jörn Elberding: |
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Ich war mir sicher, dass Raphael zurückkommt. Dass er so schnell, so stark zurückkommt, hätte ich ihm nicht zugetraut. Schon der Verlauf der Hallensaison war ein Hoffnungsschimmer. Es ist sensationell, dass er dann im Sommer wieder eine Medaille bei der WM gewonnen hat. Damit hat er sich in eine neue Liga gesprungen. Im Stabhochsprung schafft es kaum ein Athlet, bei zwei aufeinander folgenden Weltmeisterschaften eine Medaille zu gewinnen. Raphael zeichnet seine Anlaufgeschwindigkeit aus. Er ist unglaublich schnell mit dem Stab. Dazu kommen turnerische Fähigkeiten und ein gutes Körpergefühl. Er hat einen unglaublichen Willen. Im Training muss man ihn eher bremsen. Freie Tage sind für ihn die Höchststrafe. In der Zeit, in der es nicht gelaufen ist, hat er außerdem nie den Glauben an sich verloren. Bei den Deutschen Meisterschaften, hat er angedeutet, dass er für den deutschen Rekord bereit ist. Da hat er tolle Sprünge gezeigt. Wenn er gut durch den Winter kommt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann er den Rekord drinnen oder draußen springt. Wo ich noch Reserven sehe: Raphael ist relativ tief mit dem Schwerpunkt beim Absprung. In diesen Nuancen gibt es noch Potential.