Richard Ringer ist bereit für sein Debüt über die 21,0975 Kilometer beim Generali Berliner Halbmarathon am Sonntag. Der 30-Jährige hat sein dreiwöchiges Höhentrainingslager in Flagstaff (USA) ohne Probleme absolviert und kam am Donnerstagabend in Berlin an.
Mit Richard Ringer startet ein Läufer in Berlin, der im deutschen Straßenlauf auf Anhieb für Furore sorgen kann. Aufgrund seiner starken Bestzeiten über 5.000 und 10.000 Meter ist es dem Athleten des LC Rehlingen zuzutrauen, mittelfristig sogar den deutschen Marathon-Rekord von Arne Gabius, der bei 2:08:33 Stunden steht, anzugreifen.
Noch sieht sich Richard Ringer allerdings mehr als Bahn- denn als Straßenläufer. „Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio möchte ich über 5.000 Meter antreten“, sagt er. Doch der Wechsel auf die Straße und in Richtung Marathon dürfte spätestens nach den Spielen erfolgen. Der Halbmarathon in Berlin könnte dabei ein weiterer entscheidender Faktor sein, der dem Läufer aus Unteruhldingen am Bodensee zeigt, dass seine Zukunft auf der Straße liegt.
„Ordentliches Tempo“
„Das Training lief sehr gut, und ich habe in der letzten Woche auch entsprechend reduziert, um erholt an den Start gehen zu können. Ich möchte am Sonntag ein ordentliches Tempo laufen und plane mit einer 10-Kilometer-Durchgangszeit von 29 Minuten. Ob dann am Ende eine 61er-, 62er- oder 63er-Zeit herauskommt, werden wir sehen“, sagte Richard Ringer bei der Pressekonferenz vor dem Rennen am Freitag.
Eine 10-Kilometer-Zwischenzeit von 29:00 Minuten würde auf ein Ergebnis von genau 61:11 Minuten hinauslaufen. Schneller waren nur zwei deutsche Läufer bisher, wobei der nationale Rekord von Carsten Eich, der 1993 in Berlin 60:34 gelaufen war, wohl außer Reichweite sein wird. Aber auch mit einem Ergebnis von unter 62 Minuten würde sich Richard Ringer auf Anhieb weit vorne in der Liste der besten deutschen Halbmarathonläufer aller Zeiten platzieren. Denn lediglich acht deutsche Athleten waren bisher schneller als 62:00 Minuten.
Verblüffte im Herbst die Experten
Obwohl Richard Ringer am Sonntag erstmals bei einem Halbmarathonrennen starten wird, ist er schon deutlich weiter gelaufen. Als Tempomacher für Arne Gabius rannte er beim Frankfurt-Marathon im vergangenen Oktober bis Kilometer 31. Damit verblüffte er alle Experten, denn geplant war eigentlich nur ein Rennen bis zur Halbmarathonmarke. Diese passierte er damals in 64:52 Minuten. „Das Erlebnis in Frankfurt zu laufen, war ein sehr positives“, sagt Richard Ringer. „Wobei ich mich mit relativ wenig Aufwand vorbereitet hatte.“
Richard Ringer, dem einst die reihenweise Weltrekord laufenden äthiopischen Superstars Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele imponierten, erinnert sich an drei Ereignisse, die ihn dazu motivierten, es ernsthaft mit dem Laufsport zu versuchen. „Als ich zehn Jahre alt war, startete ich bei einem 800-Meter-Rennen und wurde mit einer Zeit von ungefähr 2:52 Minuten Dritter. Das Gefühl auf dem Podest zu stehen, motivierte mich dazu, einem Leichtathletik-Verein beizutreten.“
Erste Erfolge als Trainer
Im Alter von 15 Jahren fand er seinen Namen erstmals in einer Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Mit einer Zeit von 4:09 über 1.500 m hatte er es in die Liste der unter 18-Jährigen geschafft. „Dann gab es 2004 bei den Cross-Europameisterschaften in Heringsdorf (Usedom) im Vorprogramm einen Jugendlauf. Den habe ich gewonnen“, erzählt Richard Ringer, dessen größte Erfolge später die EM-Bronzemedaille über 5.000 Meter 2016 und der Gewinn des 10.000-Meter-Europacups 2018 waren. Dritter war er zudem bei der Hallen-EM 2017 über 3.000 Meter.
Während Richard Ringer, der bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen in Teilzeit im
Controlling arbeitet, sich selbst trainiert, hat er seinerseits auch schon als Trainer Erfolg: Seine österreichische Freundin Nada Ina Pauer führte er in der vergangenen Winter-Saison über 3.000 Meter zur Hallen-EM.
Sein langfristiges Ziel ist klar: Richard Ringer will bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris im Marathon starten.