| Testosteron-Grenzwert

Sportgerichtshof CAS lehnt Einspruch von Caster Semenya ab

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat am Mittwoch den Einspruch von 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya gegen eine neue IAAF-Regel abgelehnt. Der Leichtathletik-Weltverband will einen Testosteron-Grenzwert für die Startberechtigung in der Frauenklasse einführen.
Silke Bernhart / pm / dpa

Das Urteil war mit Hochspannung erwartet worden, denn es ist eines, das wegweisend sein dürfte für den Frauen-Sport: Am Mittwoch um 12:00 Uhr hat der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne  (Schweiz) im Streit zwischen dem Leichtathletik-Weltverband IAAF und der südafrikanischen Läuferin Caster Semenya entschieden – zugunsten der IAAF.

Die IAAF hatte nach umfangreichen, selbst in Auftrag gegebenen Studien im vergangenen April bekanntgegeben, dass sie ab November 2018 in bestimmten Disziplinen für die Teilnahme-Berechtigung in der Frauenklasse einen Testosteron-Grenzwert von 5 nmol/l einführen werde. Gegen diese Regelung hatten die davon betroffene 800 Meter-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Caster Semenya sowie der Südafrikanische Leichtathletik-Verband geklagt. Die Einführung des Grenzwertes war daraufhin bis zum CAS-Urteil verschoben worden.

Weltweite Diskussion über die Zukunft des Frauen-Sports

In der nicht erst dadurch entfachten weltweiten Diskussion wurde schnell klar, dass das CAS-Urteil weit mehr werden würde als eine Entscheidung in der "Causa Semenya". Im Mittelpunkt steht die Frage, wie unter Berücksichtigung sowohl von Fairness, im Sport notwendigen Klassifikationen und vergleichbaren Rahmenbedingungen als auch von Toleranz und Menschenrechten der Frauen-Sport in Zukunft aussehen wird.

Der CAS erklärt in seinem <link https: www.tas-cas.org fileadmin user_upload media_release_semenya_asa_iaaf_decision.pdf _blank>Statement zur Urteilsbegründung, dass es den Klägern nicht gelungen sei zu beweisen, dass die von der IAAF dargelegten Regeln zum Umgang mit Athletinnen mit abweichenden sexuellen Prädispositionen (kurz DSD) ungültig (engl.: "invalid") seien. Der zuständige CAS-Ausschuss bewertete diese Regeln zwar als diskriminierend, aber zugleich auch als notwendig, vernünftig und verhältnismäßig hinsichtlich der IAAF-Bemühungen, die Integrität der Frauen-Leichtathletik in bestimmten Disziplinen zu bewahren.

Der Weltverband IAAF begrüßte in einer ersten Stellungnahme die Entscheidung des CAS zugunsten der Regel, die bereits am 8. Mai 2019 in Kraft treten soll. Zugleich kündigte er gemäß einer Empfehlung des CAS an, den nun in Kraft tretenden Prozess "mit Vorsicht und Mitgefühl" zu begleiten und die Regularieren fortlaufend in der Praxis zu prüfen und gegebenenfalls an neue Erfahrungswerte und zusätzliche Erkenntnisse anzupassen.

Jürgen Kessing: "Klares Bekenntnis zum Frauensport"

"Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat sich bei seinem heutigen Urteil zur Einführung von Testosteron-Limits in ausgewählten Disziplinen der Frauen bekannt und ist somit der Argumentation des Weltverbandes IAAF gefolgt, der in einem Gutachten die grundsätzlich höheren Testosteronwerte und deren Auswirkungen bei Athletinnen mit  intersexuellen Anlagen nachgewiesen hat", sagt DLV-Präsident Jürgen Kessing.

"Aus DLV-Sicht ist das Urteil ein klares Bekenntnis für den Frauensport in seiner bisherigen Klassifizierung innerhalb der Sportart Leichtathletik und setzt auf die Chancengleichheit in einem sportlich fairen Wettkampf. Bei dieser Entscheidung geht es nicht um einen Sieg für den IAAF-Weltverband und seinen Präsidenten Sebastian Coe oder eine Niederlage für Olympiasiegerin Caster Semenya, sondern vor allem um Klarheit in einem jahrelangen Prozess der Rechtsunsicherheit. Mit dem CAS-Urteil sind die von der IAAF geplanten Regularien zu Testosteron-Limits nun ab sofort gültig. Der Beschluss hat aus meiner Sicht nicht nur Auswirkungen für die Sportart Leichtathletik, sondern ist letztlich richtungsweisend für den gesamten Leistungssport."

Caster Semenya schweigt

Olympiasieger und IAAF-Athletensprecher Thomas Röhler (LC Jena) sieht die Entscheidung "aus zwei Perspektiven: Fairplay und Ethik schneiden sich in dem Fall sehr eng", sagte der Speerwerfer der Deutschen Presse-Agentur. "Die Entscheidung sichert die Integrität und Identität des Wettbewerbs der Frauen." Die Regel müsse jetzt durchgesetzt und für die Zuschauer verständlich erklärt werden.

Und Caster Semenya? Hielt sich nach der Urteilsverkündung mit einem ausführlichen Statement zunächst zurück. "Manchmal ist die beste Reaktion, gar nicht zu reagieren", ist auf einer Grafik zu lesen, die sie am Mittwoch auf <link https: twitter.com caster800m _blank>Twitter veröffentlichte. Die 28 Jahre alte Südafrikanerin hat nun die Möglichkeit, innerhalb von 30 Tagen Einspruch beim Schweizer Bundesgericht einzulegen.

Hintergrund:

<link news:69143>Fragen & Antworten zum Testosteron-Grenzwert und zum CAS-Urteil am Mittwoch
<link https: www.iaaf.org news press-release eligibility-regulations-for-female-classifica _blank>IAAF-Veröffentlichung zur Einführung der neuen Regularien im April 2018

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