Mit beiden Titelverteidigern wird am Montag (18. April) die 120. Auflage des Boston-Marathons gestartet. Der Äthiopier Lelisa Desisa und die Kenianerin Caroline Rotich triumphierten vor einem Jahr bei dem Klassiker, der zu den World Marathon Majors (WMM) gehört. Aus deutscher Sicht interessant: der Auftritt von Fate Tola.
Trotz anspruchsvoller Qualifikationszeiten haben sich rund 30.000 Läufer für das Rennen am Montag von Hopkinton nach Boston (USA) angemeldet. Da es sich um eine sogenannte Punkt-zu-Punkt-Strecke handelt, also keinen Rundkurs, können die gelaufenen Zeiten nicht als Rekorde anerkannt werden. Die wellige Strecke ist aufgrund einiger Hügel nicht leicht zu laufen, zudem gibt es keine Tempomacher. Dennoch wurden in der Vergangenheit in Boston immer wieder Weltklasse-Zeiten erzielt.
Lelisa Desisa wird versuchen, sich mit einem dritten Triumph für die Olympischen Spiele zu empfehlen. Er gewann das Rennen bereits 2013. Der 26-Jährige hat eine Bestzeit von 2:04:45 Stunden. Die Frage wird sein, wie er das letzte Jahr verkraftet hat, denn 2015 lief er gleich vier Marathons: Im Januar wurde er Zweiter in Dubai, dann siegte er im April Boston, bei der WM in Peking belegte er im August Rang sieben und schließlich folgte noch ein dritter Platz in New York im November. Es wäre keine Überraschung, wenn dieses Extremprogramm sich am Montag negativ bemerkbar machen würde.
Nach der verletzungsbedingten Absage des Boston-Streckenrekordlers Geoffrey Mutai (Kenia; 2:03:02 h) sind trotzdem noch ein halbes Dutzend Konkurrenten von Lelisa Desisa übrig, die Bestzeiten von unter 2:05:30 Stunden aufweisen: Sammy Kitwara (Kenia; 2:04:28 h), Tsegaye Mekonnen (2:04:32 h), Yemane Tsegay (2:04:48 h), Getu Feleke (alle Äthiopien; 2:04:50 h), Wilson Chebet (Kenia; 2:05:27 h) und Hayle Lemi Berhanu (Äthiopien; 2:05:28 h). Mit einem spannenden Rennen ist am Montag zu rechnen.
Kommt Caroline Rotich rechtzeitig in Form?
Im Gegensatz zu Lelisa Desisa absolvierte Caroline Rotich im vergangenen Jahr ein normales Programm. Nach ihrem Boston-Triumph lief die Kenianerin nur noch einen weiteren Marathon und wurde dabei Zehnte in New York. Im März kehrte sie dorthin zurück und lief beim Halbmarathon als Fünfte 70:45 Minuten. Diese zuletzt gezeigten Leistungen deuten nicht unbedingt darauf hin, dass die Kenianerin jetzt in Topform ist und ihren Titel verteidigen wird - doch in Boston spielt auch die Taktik eine große Rolle.
Ob Olympiasiegerin Tiki Gelana in Rio im Sommer ihren Titel verteidigen kann, ist ebenfalls sehr unsicher. Sie müsste wohl angesichts der starken äthiopischen Konkurrenz am Montag gewinnen, um eine Chance zu haben. Von ihrer 2012 gelaufenen Bestzeit von 2:18:58 Stunden war Gelana aber zuletzt weit weg. Ihre Landsfrauen Buzunesh Deba (Bestzeit: 2:19:59 h), Tirfi Tsegaye (2:20:18 h), Mamitu Daska (2:21:59 h), Atsede Baysa (2:22:03 h) und Tadelech Bekele (2:22:51 h) haben am Montag ebenso Chancen wie die Kenianerinnnen Flomena Cheyech Daniel (2:22:44 h), Valentine Kipketer (2:23:02 h) und Joyce Chepkirui (2:24:11 h), die über eine hervorragende Grundschnelligkeit verfügt.
Aus deutscher Sicht interessant wird das Rennen von Fate Tola. Die Äthiopierin, die für die LG Braunschweig startet, steht möglicherweise kurz davor, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Sie hat alle Normanforderungen für die Olympischen Spiele bereits erfüllt und kann in dieser Hinsicht ohne Druck an den Start gehen. Tolas Bestzeit steht bei 2:25:14 Stunden, im vergangenen September lief sie in Berlin 2:28:24 Stunden. In Paderborn gewann sie am Ostersamstag den Halbmarathon in 69:51 Minuten und kam bis auf 13 Sekunden an ihre Bestzeit heran.
Die besten Zeiten beim Boston-Marathon
Männer
2:03:02 Geoffrey Mutai (KEN; 2011)
2:03:06 Moses Mosop (KEN; 2011)
2:04:53 Gebre Gebremariam (ETH; 2011)
2:04:58 Ryan Hall (USA; 2011)
2:05:52 Robert Kip. Cheruiyot (KEN; 2010)
2:06:13 Abreham Cherkos (ETH; 2011)
Frauen
2:18:57 Rita Jeptoo (KEN; 2014)
2:19:59 Buzunesh Deba (ETH; 2014)
2:20:35 Mare Dibaba (ETH; 2014)
2:20:41 Jemima Sumgong (KEN; 2014)
2:20:43 Margaret Okayo (KEN; 2002)
2:21:12 Catherine Ndereba (KEN; 2002)