Die 83-köpfige Jugend-Olympiamannschaft hat am Donnerstag am Flughafen München die Vorbereitungsveranstaltung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für die zweiten Olympischen Jugendspiele in Nanjing (China; 16. bis 28. August) besucht. Ein Informationsmarathon, dem auch die 13 nominierten Leichtathleten und zwei Bundestrainer beiwohnten, und der die passende Einkleidung bescherte.
Wer zur Olympiade fährt, braucht vor allem eines - eine gute Vorbereitung. Von Kleiderordnung über Fahrwege, Eintrittskarten, medizinische Vorschriften, Klimaauskünfte, Wettkampfanlagen bis hin zum Presseaufkommen (1.500 chinesische Journalisten versus zehn deutsche Journalisten) gab es beim Vorbereitungsseminar im Audi Forum „extrem viele Informationen“ mit auf den Weg nach Nanjing.
Stabhochsprung-Nachwuchstrainerin Christine Adams hält diese Veranstaltung für sehr wichtig. „Es zeigt, was es bedeutet an der Jugend-Olympiade teilzunehmen. Das ist nicht vergleichbar mit einer Deutschen Meisterschaft und auch nicht mit einer Weltmeisterschaft im Juniorenbereich. Das ist einfach eine Nummer größer“, sagt die Ex-Weltklasse-Athletin.
Die Leverkusener Stabhochsprungtrainerin weiß das, denn sie ist vor zwei Tagen erst von den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) zurückgekehrt und war bei der ersten Jugend-Olympiade in Singapur mit von der Partie. Die gute Stimmung der Mannschaft aus Oregon nimmt sie mit nach Nanjing. „Freudig aufgeregt“ sind auch die Athleten, in knapp zwei Wochen beginnt die Reise nach Nanjing, die nach der U20-WM auch für Wurf-Trainer Gerald Bergmann der zweite Höhepunkt des Jahres wird.
Warm-up in Baku
„Nach all der Informationsflut bekommt man schon Lust dorthin zu fliegen“, fiebert Hürdensprinter Henrik Hannemann (LG Neumünster) dem Ereignis entgegen. Wie stark durchorganisiert Olympia ist, fällt den Athleten sofort auf. Anders als erwartet dürfen die Teenager ihre Facebook- und Twitter-Accounts aber auch während den olympischen Wettkämpfen nutzen. Die Fans in der Heimat dürfen sich also über Nachrichten aus der Ferne freuen. Dass sein Heimtrainer Peter Malinowski nicht dabei ist, macht dem Hürdensprinter nichts aus. Das kennt er aus der Qualifikation.
So hatten die 13 Athleten schon ein gemeinsames Warm-Up bei den European Youth Trials in Baku (Aserbaidschan), wo sie zehn Tage zusammen verbrachten. Die jungen Olympioniken haben im Vorfeld viel geleistet, um die Fahrt nach Nanjing antreten zu dürfen. „Für das normale Olympia ist es leichter sich zu qualifizieren als für die Olympic Youth Games“, erklärt Gerald Bergmann.
In drei Schritten haben sich die U18er ins Team gekämpft: Die Norm für die Ausscheidungswettkämpfe in Baku erfüllt, dort die Final-Qualifikation geschafft und im Finale dann noch teils rar gesäte Quotenplätze ergattert. Wer am Donnerstag in den weißen Trainingsanzug mit den fünf Ringen zum Fototermin schlüpfen durfte, ist für China gewappnet.
Podestplätze nicht im Vordergrund
Viele mischen in den Weltranglisten vorne mit. „Das ist eine starke Truppe. Einige haben sogar die Chance zu gewinnen“, schätzt Bergmann, Heimtrainer von Kugelstoßer Merten Howe (SC Neubrandenburg), das Potential der jungen Truppe.
Dennoch: Podestplätze sollen nicht im Vordergrund stehen. Es ist auch die Erfahrung der beeindruckenden Gesamtveranstaltung, die zählt. „Die Gier nach Medaillen war vor vier Jahren von allen Seiten nicht so groß“, erinnert sich Christine Adams. „Es ist aber keiner sauer, wenn jemand eine Medaille holt“, scherzt Gerald Bergmann.
Das richtige Outfit für den großen Wurf
Zwei Athleten wissen genau was sie wollen: die zwei groß gewachsenen Werfer Merten Howe und Clemens Prüfer (SC Potsdam). Prüfers Bruder Henning hat vor ein paar Tagen mit dem Diskus in Eugene die WM-Silbermedaille gewonnen, ein Ansporn für den Jüngeren nachzuziehen. „Das hilft auf jeden Fall. Ich will in Baku auch eine Medaille holen“, sagt Clemens Prüfer. Seit drei Jahren hat er sich auf die Diskusscheibe spezialisiert, Kugel läuft nebenher. Die Brüder trainieren gemeinsam zweimal täglich bei Bundestrainer Jörg Schulte. „Das macht sich ganz gut. Wir können uns gegenseitig puschen.“
Noch gelassen blickt Merten Howe dem Ausflug nach China entgegen. Die Bilder der Wettkampfstätten aus dem Seminar gaben eine erste Orientierung. Gedanken macht er sich indessen über die Bekleidungsordnung. Was man wann wo tragen soll und was nicht ist ihm noch nicht ganz klar. Das will er nochmal Revue passieren lassen. Hintergrund: Die DLV-Wettkampfkleidung ist vom Sponsor Nike, die Olympia-Mannschaftskleidung vom Sponsor Adidas.
Anspannung und Nervenkitzel kommen erst mit dem Abflug. Der 17–Jährige freut sich riesig auf die olympische Atmosphäre. „Traum wäre ein dritter Platz“, hat er sich vorgenommen. „In der Jugend habe ich mit der Olympia-Teilnahme das höchste Ziel erreicht. Jetzt will ich Eindrücke im kleineren Rahmen von dem bekommen, was später beim Olympia der Großen abgeht.“ Impressionen für die Zukunft sammeln.
Von Klein-Olympia zu Olympia
Bevor es am 12. August mit dem Flieger nach Nanjing geht, steht bei den Deutschen U18-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (8. bis 10. Juli) die Generalprobe an. „Das ist eine gute Vorbereitung für meinen 3.000-Meter-Lauf“, sagt Alina Reh (TSV Erbach), die unter die Top Ten will und sich auf das breite Kulturprogramm abseits der Wettbewerbe freut. Die Leichtathletik-Wettkämpfe starten in China in der zweiten Woche. Bis dahin heißt es für die Mannschaft auch, sich an die hohe Luftfeuchtigkeit zu gewöhnen.
Unter den Individualsportarten stellen die Leichtathleten die größte Gruppe, nur die Hockeymannschaft umfasst mit 18 Athleten mehr. Die letzten Olympischen Jugendspiele haben gezeigt, dass Teilnehmer darunter den Sprung in die Aktiven-Nationalmannschaft schaffen. Diskuswerferin Shanice Craft, Sprinter Patrick Domogala (beide MTG Mannheim) und Weitspringerin Lena Malkus (SC Preußen Münster), die diesmal noch knapp die EM-Nominierung für Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) verpasste, gehörten dem Team vor vier Jahren in Singapur an.
Ein klares Ziel von Alina Reh, Henrik Hannemann, Clemens Prüfer und anderer ist definitiv, später bei den richtigen Olympischen Spielen dabei zu sein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Es gibt auch Ex-Jugend-Olympioniken, die mittlerweile aufgehört haben. Bei der deutschen Delegation heißt es nun erst mal, die erste Olympiade erleben – gut vorbereitet und ausgerüstet sind sie.