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Unsere Zeitreise mit... Gregor Traber – 25 Jahre, 2018

Steigen Sie ein und schnallen Sie sich an. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. Eine Reise, die im Sommer 2008 bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion beginnt. Eine Reise, die im Sommer 2018 bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion ihren Höhepunkt finden soll. Berlin 2008 – Berlin 2018. Gestern und Heute. Now and then. In dieser Woche ist Ihr Reiseleiter: Hürdensprinter Gregor Traber. Heute berichtet der 25-Jährige, wie sein Leben als Leistungssportler im Jahr 2018 aussieht.
Gregor Traber / Silke Bernhart

Gregor Traber. 2018

Vor zehn Jahren hatte ich keine Vorstellung davon, wo ich heute sein würde. Das war so weit weg! Alles verlief Schritt für Schritt. 2009 bin ich nach Tübingen gezogen und habe dort viereinhalb Jahre bei der Familie von Dieter Baumann gewohnt. Olympia in London habe ich knapp verpasst. Da habe ich mir gesagt: Als nächstes kommt Rio, da willst du hin! Und bin 2013 nach Stuttgart gegangen, zu Marlon Odom. Jetzt brauchte ich wieder eine Veränderung. Daher trainiere ich seit Ende 2017 bei Bundestrainer Jan May in Leipzig.

Am Anfang habe ich in Leipzig in einem Wohnheim gewohnt, mittlerweile habe ich dort meine eigene Wohnung. Nach meinem BWL-Studium in Tübingen habe ich ein Psychologie-Studium angefangen. Ich bin glücklich mit meinem neuen Trainer. 2017 hat mich eine Ermüdungsfraktur im Fuß die WM-Saison gekostet. Bis in den Januar 2018 hinein hatte ich dazu noch Schambein-Probleme. Jan hat mich in den vergangenen Monaten behutsam und kontinuierlich wieder aufgebaut.

Ich habe ein riesiges Potenzial, das ich noch nicht zeigen konnte. Ich möchte einfach mal wieder eine komplette Saison gesund durchlaufen! Ich glaube, dort liegt mein Schlüssel zum Erfolg. Ich bin ein stabiler, technisch guter Hürdenläufer, der wenig Training braucht und eine sehr gute allgemeine Physis hat. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Körper nicht die extremen Belastungen aushält, die ich im Stande bin zu leisten. Ich habe einen riesigen Ehrgeiz. Früher habe ich weitergemacht, obwohl ich Schmerzen hatte. Auch jetzt noch fällt es mir schwer, mich selbst zu bremsen. „No limits“ – das war mit 20 meine Philosophie, die ich auch mit meinem Trainer Marlon geteilt habe. Mittlerweile habe ich erkannt, dass ich jemanden von außen brauche, der mir Grenzen aufzeigt und mich zurückhält, wenn ich es selbst nicht kann.

Der Sport steht zurzeit an erster Stelle. Aber es gibt nicht auf der einen Seite den Sport und auf der anderen Seite das Leben drum herum. Alles gehört zusammen. Alles ist eins. Je mehr ich loslassen kann im Sport, umso besser geht es mir. Diese Gelassenheit übe ich jeden Tag. Am besten geht das, wenn ich in meiner Heimat am Bodensee bin, wo auch meine Partnerin lebt. Jan und ich schaffen es, dass wir dafür immer Platz im Trainingsplan einräumen. Ich bin ein Gefühlsmensch, mir ist es wichtig, den Kontakt zu meiner Familie, meinen Freunden, meiner Heimat zu halten.

Neulich war ich mal wieder in Tübingen und habe mir dort das neue Theaterstück von Dieter Baumann angeschaut. Ich bin ihm und seiner Familie unendlich dankbar. Ebenso meiner eigenen Familie, die mich bedingungslos unterstützt. Ohne sie könnte ich gar nicht so flexibel agieren, wie ich es immer getan habe. Schon seit 2012 habe ich außerdem die Unterstützung meines Ausrüster Nike, seit Ende 2017 hält mein neuer Arbeitgeber, die Bundeswehr, mir komplett den Rücken frei, ebenso mein Verein, die LAV Stadtwerke Tübingen.

Ich blicke voller Zuversicht und Vorfreude auf das, was noch kommt. In meinem Kopf gibt es erst einmal nur die EM in Berlin. Auf dem Weg dorthin liegt noch ein bisschen Arbeit vor uns. Aber wenn ich gesund bin, dann können wir uns überraschen lassen! Mit 23 war ich Neunter bei Olympischen Spielen, jetzt komme ich ins beste Hürden-Alter. Aufgrund der vielen Verletzungen und Rückschläge ist da noch viel Entwicklungspotenzial. Natürlich habe ich die höchsten Ziele – ich habe 2016 das Olympia-Finale nur um zwei Hundertstel verpasst! Aber ich möchte nicht zu große Töne spucken, ich möchte auf der Bahn meine Leistung sprechen lassen.

Fest geplant habe ich anschließend bis Tokio 2020. Dort möchte ich ins Finale. Das schaffe ich! Dann bin ich 27. Und wenn ich dann immer noch das Gefühl habe, dass es sich für mich lohnt, wenn es mir noch Spaß macht, wenn es die privaten Umstände zulassen, dann mache ich weiter. Aber ich möchte niemand sein, den man irgendwann von der Bahn kratzen muss.

Gregor Traber. 2008

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