400-Meter-Hürdenläufer Varg Königsmark (SC Magdeburg) ließ im Februar mit einer Zeit von 49,67 Sekunden aufhorchen. Der 22-Jährige unterbot in Südafrika die EM-Norm, doch die Zeit zählte zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht als Normerfüllung. Trotzdem scheint Königsmark mit seiner neuesten Trainingsinnovation auf dem richtigen Weg zu sein.
Innovation. Laut Duden „die Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem“ oder „die geplante und kontrollierte Veränderung durch Anwendung neuer Ideen und Techniken“. Genau das ist es, was 400-Meter-Hürdenläufer Varg Königsmark anstrebt.
Der Mann vom SC Magdeburg, vor knapp drei Wochen 22 geworden, setzt im Training auf steten Wandel und immer neue Reize. „Diese Abwechslung ist gut für den Körper und für den Geist“, sagt er. Auch in diesem Jahr hat er deshalb wieder einiges im Training verändert, um sich seinen großen Traum von der EM-Teilnahme in Zürich (Schweiz) zu erfüllen.
Noch mehr drin
Erstmals arbeitet Königsmark mit einer Doppelperiodisierung. Schon Anfang Februar trainierte er in Südafrika mit hohen Intensitäten und absolvierte dort auch sein erstes Rennen über 400 Meter Hürden. In Pretoria lief er 49,67 Sekunden und blieb damit sogar unter der Norm für die Europameisterschaften. Zu diesem frühen Zeitpunkt zählt die Zeit allerdings noch nicht als Normerfüllung – dafür werden nur Leistungen berücksichtigt, die nach dem 1. April erzielt werden.
Königsmark hätte womöglich sogar noch schneller laufen können, doch er stolperte an der letzten Hürde und wäre beinahe noch gestürzt. „Ich habe mich schon mit der Nase auf der Bahn liegen sehen“, erinnert er sich, doch er fing sich noch rechtzeitig ab und rettete sich ins Ziel. „Vielleicht war es aber ganz gut, dass ich den Lauf nicht noch besser hinbekommen habe“, meint Königsmark. „Sonst wären die Erwartungen für den Sommer noch größer geworden.“
Neue Wettkampfplanung
Im April war der 22-Jährige dann erneut in Südafrika. Vergangene Woche kehrte er zurück nach Magdeburg, noch müde von einem anstrengenden Trainingslager. Auf einen Start beim Läufermeeting der „krummen Strecken“ in Pliezhausen am vergangenen Wochenende verzichtet er deshalb, stattdessen wird er an diesem Samstag bei einem Wettkampf in Salzburg (Österreich) in die Saison einsteigen.
„Ich wollte es dieses Jahr einfach mal ein bisschen anders machen, auch um die Motivation hochzuhalten“, erklärt Varg Königsmark. Innovation auch in der Wettkampfplanung. „Und außerdem mache ich Sport ja auch deshalb, um ein bisschen herumzukommen“, sagt er.
Seit gut anderthalb Jahren trainiert der U20-Europameister von 2011 in Magdeburg. Im Herbst 2012 wechselte er von der LG Nike Berlin und Bernd Knobloch in die Gruppe von Marco Kleinsteuber. Ein Grund für den Umzug war die bessere Vereinbarkeit von Leistungssport und Psychologiestudium. In Berlin brauchte er fast eine Stunde vom Olympiastützpunkt zur Uni – jetzt sind es nur noch wenige Minuten.
Ökonomischere Schrittlänge
Varg Königsmark ist zudem sehr froh darüber, in Magdeburg mit Thomas Schneider, Eric Krüger und Matthias Lindner starke Trainingspartner gefunden zu haben. „Ich habe gern jemanden um mich herum, der mich antreibt“, sagt er. Auch seine Freundin Janin Lindenberg ist Teil der Trainingsgruppe.
In Berlin lag der Fokus im Training noch hauptsächlich auf der Ausdauer. Marco Kleinsteuber hingegen forciert Kraft und Schnelligkeit, zudem hat er Varg Königsmark einen ökonomischeren Schritt beigebracht. „Ich habe ja von Natur aus lange Beine“, sagt der 1,92-Meter-Mann, „aber früher habe ich immer geglaubt, den Schritt noch länger machen zu müssen. Inzwischen laufe ich deutlich frequenter.“
2013 kam er trotzdem nicht wie gewünscht auf Touren. Nach seinem Titel bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften, seinem dritten hintereinander, erlitt Königsmark einen Hexenschuss, der ihn zwei Wochen außer Gefecht setzte. Bei der U23-EM in Tampere (Finnland) wurde er im Halbfinale von einer Augenentzündung behindert. Er konnte keine Kontaktlinsen tragen, die Abstände zwischen den Hürden musste er schätzen. Trotzdem zog er als Achter in den Endlauf ein, wo er in 49,90 Sekunden Platz sechs erreichte.
Bestzeit muss her
In diesem Jahr peilt Königsmark nun seine erste Goldmedaille bei den Erwachsenen an, außerdem möchte er sich für die Europameisterschaften im Zürcher Letzigrund qualifizieren. 50,00 Sekunden beträgt die Norm, doch der 22-Jährige vermutet, dass man deutlich schneller laufen werden muss, um sich gegen die nationale Konkurrenz zu behaupten und das Ticket zu sichern. „In Richtung 49,00 Sekunden wird es wohl gehen müssen“, sagt er. Seine Bestzeit steht seit 2012 bei 49,54 Sekunden.
An das Züricher Stadion hat Varg Königsmark im Übrigen gute Erinnerungen. Zweimal schon startete er dort im Rahmen des Diamond League-Meetings im Nachwuchsrennen, im vergangenen Jahr gewann er sogar. „Ich durfte danach eine kleine Ehrenrunde drehen“, sagt Königsmark. Und fügt sicherheitshalber noch hinzu: „Für die EM erwarte ich so etwas aber noch nicht.“