| Runder Geburtstag

Zehn Minuten Vorsprung mit "Glück": Geh-Olympiasieger Christoph Höhne wird 80

Vor mehr als 52 Jahren ging Christoph Höhne in die Geschichtsbücher ein. Der Geher holte die erste Leichtathletik-Medaille für die DDR bei Olympischen Spielen. Er gewann mit einem enormen Vorsprung. Auch als Seniorensportler gewann der bald 80-Jährige Titel.
dpa/nw

Olympiasieger bleibt man immer. Die Goldmedaille von Christoph Höhne hat aber auch heute noch einen besonderen Stellenwert. Über 50 Kilometer Gehen gewann der Sportler des SC Dynamo Berlin am 17. Oktober 1968 bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko nach 4:20:14 Stunden die erste Leichtathletik-Goldmedaille für die DDR, die erstmals als eigenständige Mannschaft antreten durfte. „Der Olympiasieg hat mich bekannt gemacht, darauf bin ich auch stolz“, sagte Höhne der Deutschen Presse-Agentur vor seinem 80. Geburtstag am Freitag.

Mit mehr als zehn Minuten Vorsprung vor dem Ungarn Antal Kiss gewann der heute in Fürstenwalde lebende Höhne den Wettkampf. „Es gehört viel Glück dazu, aber ich war auch fleißig. Auch die Verfassung der Gegner gehört dazu. Aber ich wusste, dass ich gewinnen kann“, sagte Christoph Höhne. „Meine ärgsten Konkurrenten standen ein wenig neben sich. Der Zweitplatzierte hat nicht mal davon geträumt, Zweiter zu werden.“

Auch sein enger Freund aus der Bundesrepublik, Bernhard Nermerich, der sieben Kilometer vor dem Ziel disqualifiziert wurde, konnte Höhnes Sieg nicht gefährden. „Bernhard wurde disqualifiziert, ansonsten wäre er Zweiter geworden und wohl auch nicht mit zehn Minuten Abstand“, sagte Höhne über den vor zehn Jahren gestorbenen Hessen, der Höhne häufig während der Messe in Leipzig besuchte, was aber niemand wissen durfte.

1974 wird Christoph Höhne Europameister

Doch die Freundschaft blieb nicht wie gewollt geheim. Vier Jahre später bei den Spielen in München denunzierte eine bis heute unbekannt gebliebene Person Christoph Höhne bei der sportlichen Führung der DDR. Höhne wolle den Wettkampf über 50 Kilometer am kommenden Tag zur Flucht nutzen, Nermerich hätte schon eine Wohnung für Christoph Höhne besorgt. „Da hat einer ein Halbwissen gehabt, um mir eins auszuwischen. Ich hatte nicht vor, abzuhauen. Ich wollte nach München aufhören und Bildreporter bei der Jungen Welt werden“, sagte Höhne.

Ermattet von den Vorwürfen belegte Höhne in München nur den 14. Platz. Doch als 14. wollte der damals 31-Jährige auch nicht abtreten. „Eine Medaille wollte ich schon gewinnen“, sagte er. Da nach seiner Rückkehr keine weiteren Schritte gegen Christoph Höhne unternommen wurden, nahm er das Training wieder auf. „Ich sagte mir, versuch es nochmal, wenn sie dich lassen. Im November 1972 bin ich dann zum ersten Mal die 50 Kilometer unter vier Stunden gelaufen“, sagte Höhne.

Zwei Jahre später war er Europameister. „Das stand nicht auf dem Plan. Bernd Kannenberg war eigentlich überragend“, sagte Christoph Höhne über den Mitte Januar verstorbenen Konkurrenten aus der Bundesrepublik, mit dem Höhne „nie eine Verbindung gehabt hatte. Ich hatte den Eindruck, er wollte nichts mit uns zu tun haben.“

Noch heute begehrt bei Autogrammjägern

Als Sportfotograf arbeitete Höhne nach der sportlichen Karriere bis 2011, erzielte aber auch bei den Seniorensportlern Erfolge. So wurde Höhne als 74-Jähriger 2015 in Perth (AustralieN) Senioren-Weltmeister über gleich drei Strecken. Auch bei den drei Titeln habe Höhne „Glück“ gehabt. Ein Konkurrent aus Tschechien ging in Down Under nicht an den Start. „Der war immer vor mir“, sagte Christoph Höhne, der heute nur noch jeden zweiten Tag Gesundheitssport betreibt.

„Training war für mich häufig eine Quälerei. Schön waren die Wettkämpfe, die Reisen und alles um die Wettkämpfe drumherum. Dass ich heute nicht mehr den Druck habe, ist sehr angenehm“, sagte Höhne, der immer noch Autogrammwünsche erfüllen muss. Ein Mal pro Woche kommt im Durchschnitt ein Brief auch aus dem Ausland, was Höhne erfreut. Aufgrund seines Alters und „mehrerer Krankheitsgeschichten“ appelliert er an die Autogrammjäger: „Die müssen sich beeilen.“

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