| Budapest

WM 2023 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen II

Die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten der Welt treffen sich in Budapest! Was uns in den WM-Entscheidungen der Frauen erwartet? Wir haben eine Blick in die Teilnehmerlisten und die Glaskugel geworfen. Heute: Die große Vorschau auf die Sprünge, Würfe, den Mehrkampf und die Staffel-Wettbewerbe der Frauen.
Svenja Sapper

WM 2023 Budapest


HOCHSPRUNG


Yaroslava Mahuchikh will Silber in Gold verwandeln

2019 und 2022 holte sie jeweils Silber. Jetzt soll für Yaroslava Mahuchikh endlich Gold her. Die Ukrainerin ist Europameisterin und Hallen-Weltmeisterin und greift nun auch im Freien nach ihrem ersten globalen Titel. 2,01 Meter hat sie in diesem Sommer bereits übersprungen, jedoch zeigte ihre Formkurve zuletzt leicht nach unten. Die Weltjahresbestleistung hat ihr die Olympia-Zweite Nicola Olyslagers aus Australien mit 2,02 Metern mittlerweile abgenommen. 

Bei dieser Höhe wurde im vergangenen Sommer der Titel vergeben, den sich damals Olyslagers' Landsfrau Eleanor Patterson schnappte. Ihre Saisonbestleistung steht 2023 bei 1,96 Meter. Damit liegt sie ebenso in Lauerposition wie die frühere WM-Zweite Yuliya Levchenko (Ukraine; 1,98 m), die US-Amerikanerin Vashti Cunningham (1,98 m) oder auch die frisch gekürte U20-Europameisterin Angelina Topic (Serbien), die sich immer noch im ersten U20-Jahr befindet, aber bereits eine EM-Bronzemedaille im Schrank hat. Als dritte Zwei-Meter-Springerin der Konkurrenz reiht sich Iryna Gerashchenko (Ukraine) in den Kreis der Medaillen-Anwärterinnen ein. 

So hoch sind die beiden DLV-Teilnehmerinnen in ihrer Karriere noch nicht gekommen. Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) schnupperte in der Hallensaison mit 1,98 Metern an der magischen Marke. Im Freien ging's bislang noch nicht höher hinaus als 1,83 Meter. Als eine von zwei U20-Athletinnen hat es Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) ins deutsche Aufgebot geschafft. Mit zwei Wettkämpfen jenseits der 1,90 Meter hat sie zu Beginn der Freiluftsaison ihr großes Potenzial bereits unter Beweis gestellt. Vielleicht geht es in Budapest ohne Druck wieder etwas näher an die Bestmarke heran als zuletzt bei der U20-EM. 

Titelverteidigerin: Eleanor Patterson (Australien; 2,02 m)
Jahresbeste: Nicola Olyslagers (Australien; 2,02 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,91 m), Christina Honsel (TV Wattenscheid; 1,83 m)
 


STABHOCHSPRUNG


Katie Moon zum Dritten?

Der Weg zum globalen Titel führte zuletzt zweimal nur über Katie Moon: Die US-Amerikanerin triumphierte bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) und im Vorjahr vor Heim-Publikum in Eugene. Im "Hayward Field", wo sie 2022 WM-Gold gewann, stellte sie in diesem Sommer auch die Weltjahresbestleistung auf: 4,90 Meter. Auf den Fersen ist ihr überraschend die Olympia-Dritte von 2016 Eliza McCartney. Die Neuseeländerin hat in Schifflange (Luxemburg) nach langwierigen Achillessehnenproblemen mit 4,85 Metern wieder an alte Stärke angeknüpft. 

Das ist Vize-Weltmeisterin Sandi Morris bisher noch nicht gelungen, ihr bester Sprung des Jahres stammt mit 4,71 Metern vom Diamond-League-Meeting in Doha (Katar) Anfang Mai. Die US-Amerikanerin gibt sich vor der WM jedoch angriffslustig. "Ich kenne mich und ich weiß, was ich draufhabe", schrieb sie kürzlich bei Instagram. "Schreibt mich noch nicht ab." In Top-Form kann Morris ebenso in den Medaillenkampf eingreifen wie Europameisterin Wilma Murto aus Finnland (4,80 m) und die WM-Dritte des Vorjahres Nina Kennedy (Australien; 4,77 m). 

Für die Deutsche Meisterin Anjuli Knäsche wird es in Budapest darum gehen, eine Leistung im Bereich ihrer Saisonbestmarke abzurufen. Die liegt bei 4,45 Metern, der Hausrekord aus 2022 bei 4,55 Metern. Die 29-Jährige von der LG Leinfelden-Echterdingen ist zum ersten Mal bei einer WM dabei.  

Titelverteidigerin: Katie Moon (USA; 4,85 m)
Jahresbeste: Katie Moon (4,90 m)
DLV-Teilnehmerin: Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen; 4,45 m)
 


WEITSPRUNG


Gold-Entscheidung ohne die Titelsammlerin

Das deutsche Leichtathletik-Herz blutete, als Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) Mitte Juli ihren WM-Verzicht verkünden musste. Ein Muskelfaserriss verhindert einen möglichen Titel-Hattrick der Olympiasiegerin. So ist der Weg frei für neue Gesichter. Zum Beispiel Ackelia Smith, die sich in diesem Jahr um mehr als einen halben Meter auf 7,08 Meter gesteigert hat und als Weltjahresbeste anreist. Sie könnte Jamaikas erste WM-Medaille im Weitsprung der Frauen erringen. 

Ihre voraussichtlich schärfste Herausforderin kommt mit Tara Davis-Woodhall aus den USA. Sie ist in der Freiluftsaison bereits reguläre 7,07 Meter sowie windunterstützte 7,11 Meter gesprungen. Dicht an die Sieben-Meter-Marke heran kam mit 6,98 Metern auch Landsfrau Quanesha Burks. Es gibt jedoch eine ganze Reihe Athletinnen, die mit Vorleistungen zwischen 6,80 und sieben Metern anreisen. Die Vorjahreszweite Ese Brume (Nigeria; 6,81 m) zählt dazu, Europameisterin Ivana Vuleta (Serbien; 6,86 m), Siebenkämpferin Marthe Koala aus Burkina Faso (6,94 m) und die Siegerin der Asienspiele Sumire Hata (Japan; 6,97 m). 

Geschichte schreiben könnte Larissa Iapichino. Die U23-Europameisterin aus Italien ist die Tochter der zweimaligen Weltmeisterin Fiona May, deren letzter WM-Triumph aus 2001 datiert, weniger als ein Jahr vor Larissas Geburt. Sicher träumt die 21-Jährige davon, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Mit 6,95 Metern hat sie Ende Juli in Monaco eine gute Grundlage geschaffen. 

In Top-Form sind den beiden deutschen Teilnehmerinnen auch schon weite Sätze geglückt. Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) explodierte bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim gar bis auf 6,91 Meter, hat sich davon abgesehen aber eher bei Weiten zwischen 6,50 und 6,60 Metern stabilisiert. Die DM-Dritte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) musste im Vorjahr den WM-Start noch verletzungsbedingt absagen. Ein Platz in den Top Zwölf wäre beim WM-Debüt für das deutsche Duo ein Erfolg. 

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,12 m)
Jahresbeste: Ackelia Smith (Jamaika; 7,08 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Maryse Luzolo (Königsteiner LV; 6,84 m), Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden; 6,91 m)
 


DREISPRUNG


Yulimar Rojas peilt vierten Titel in Serie an

Die Weltrekordlerin hat sich in diesem Sommer rar gemacht. Erst vier Freiluft-Wettkämpfe bestritt Yulimar Rojas bislang. Trotzdem gilt: Wenn die Venezolanerin fit am Anlauf steht, ist sie favorisiert. Zu groß ist die Dominanz der 27-Jährigen, die mit 15,18 Metern die Weltjahresbestleistung innehat. Ihr schlechtestes Ergebnis in diesem Jahr: 14,91 Meter, eine Weite, die außer Rojas selbst nur die Kubanerin Leyanis Péréz Hernández (14,98 m) übertroffen hat. Mit Liadagmis Povea (14,85 m) gehört auch eine zweite Kubanerin zu den Medaillen-Aspirantinnen.

Weitere Kandidatinnen fürs Podest: Europameisterin Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine; 14,75 m), die Silbermedaillengewinnerin des Vorjahres Shaniecka Ricketts (Jamaika; 14,56 m) und vielleicht auch Ackelia Smith, die sowohl im Weit- als auch im Dreisprung gemeldet ist. Stimmt die Tagesform, können die US-Amerikanerinnen um die WM-Dritte Tori Franklin (14,44 m) bei der Medaillenvergabe ebenfalls ein Wörtchen mitreden. 

Weiten im Bereich von 14,40 Metern hat auch die EM-Vierte Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) drauf, die in diesem Jahr jedoch aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht ins Wettkampfgeschehen eingreifen kann und stattdessen bereits die "Road to Paris" ins Visier nimmt. Die deutschen Farben vertritt in Budapest ihre Vereins- und Trainingskollegin Kira Wittmann. Für die 23-Jährige ist es der erste Freiluft-Start bei einer internationalen Meisterschaft im Erwachsenenbereich. In der Hallensaison sprang sie das erste Mal über 14 Meter – ein Ergebnis, das sie sicher auch bei ihrem WM-Debüt zufriedenstellen würde. 

Titelverteidigerin: Yulimar Rojas (Venezuela; 15,47 m)
Jahresbeste: Yulimar Rojas (15,18 m)
DLV-Teilnehmerin: Kira Wittmann (LG Göttingen; 13,91 m)

 


KUGELSTOSSEN


US-Amerikanerinnen erneut favorisiert

Im vergangenen Jahr musste Lijao Gong (China), Weltmeisterin von 2017 und 2019, ihren Titel abgeben. In Eugene siegte Heim-Favoritin Chase Ealey, die auch diesmal wieder zu den Favoritinnen zählt. Sie bringt mit 20,06 Metern die gleiche Saisonbestleistung mit wie die Chinesin. Eine noch stärkere kann Maggie Ewen vorweisen. Die WM-Neunte wuchtete den Eisenball bereits auf 20,45 Meter. Kann sie diese Weite wiederholen, wird es schwierig sein, die US-Amerikanerin zu schlagen. 

Allerdings hat keine der Top Drei die 20-Meter-Grenze öfter als einmal gestreift. Und so stehen die Chancen auch für die zwölf weiteren 19-Meter-Stoßerinnen gut. Allen voran für die Kanadierin Sarah Mitton (19,83 m) und die Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,77 m). Mit Europameisterin Jessica Schilder (Niederlande) und Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo (Portugal) wissen auch zwei weitere Athletinnen im Feld, wie man sich bei internationalen Meisterschaften durchsetzt. 

Der Riege der Athletinnen, die in diesem Sommer die 19 Meter geknackt haben, gehören auch zwei Deutsche an. Hallen-Vize-Europameisterin Sara Gambetta (SV Halle) glänzte im Juni in Paris (Frankreich) mit 19,08 Metern. Noch weiter kam bereits Ende Mai in Rehlingen die Mannheimerin Yemisi Ogunleye (19,31 m), die in diesem Jahr einen riesigen Leistungsschritt gemacht hat. Gemeinsam mit der dritten deutschen Starterin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) sind Team-Spirit und Kugelstoßerinnen-Power garantiert. Und mindestens für eine Athletin des Trios ist auch ein Finalplatz in Reichweite. 

Titelverteidigerin: Chase Ealey (USA; 20,49 m)
Jahresbeste: Maggie Ewen (USA; 20,45 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Sara Gambetta (SV Halle; 19,08 m), Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 19,31 m), Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 18,18 m)
 


DISKUSWURF


Kristin Pudenz will WM-Fluch besiegen

Als einzige 70-Meter-Werferin des Jahres schultert Valarie Allman die Bürde der Favoritin. Die Olympiasiegerin aus den USA ließ auf ihre frühe Weltjahresbestleistung im April eine Serie an Würfen zwischen 65 und 69 Metern folgen und führt das Feld mit mehr als drei Metern Vorsprung an. Nur eine einzige Niederlage musste sie in dieser Saison einstecken. Auf Platz zwei der Meldeliste rangiert Jorinde van Klinken (Niederlande), deren 67-Meter-Wurf jedoch bereits aus dem April stammt. Seither hat sie die 65-Meter-Marke nicht mehr überboten.

Und so rücken auch die drei deutschen Teilnehmerinnen, angeführt von der EM-Zweiten Kristin Pudenz (66,84 m), in den Fokus. Nach zwei elften Plätzen bei Weltmeisterschaften traut sich die Potsdamerin diesmal deutlich mehr zu. Shanice Craft (SV Halle) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg) reisen ebenfalls mit Saisonbestmarken jenseits der 66 Meter an. Der Neubrandenburgerin, die im Vorjahr als WM-Fünfte überzeugte, gelang im letzten Wettkampf vor der WM Ende Juli noch ein Wurf auf 66,36 Meter und damit die optimale Generalprobe. 

In einem ähnlichen Bereich wie das deutsche Trio bewegt sich jedoch auch Titelverteidigerin Bin Feng (China). Keineswegs abschreiben darf man zudem die mittlerweile sechsmalige Europameisterin Sandra Perkovic – die Kroatin lauert mit 65,26 Metern auf Rang neun der Meldeliste. Gut möglich, dass die zweimalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin sich die besten Würfe für den Saisonhöhepunkt aufgehoben hat.

Nimmermüde ist die Französin Mélina Robert-Michon. Trotz ihrer mittlerweile 44 Jahre ist sie in der Meldeliste mit 65,49 Metern direkt hinter Claudine Vita auf Position sieben platziert. Vergeblich sucht man dort den Namen der Weltmeisterin von 2019 Yaimé Perez. Die Kubanerin hat ihre Heimat nach den Weltmeisterschaften des zurückliegenden Jahres verlassen und lebt mittlerweile in den USA. 

Titelverteidigerin: Bin Feng (China; 69,12 m)
Jahresbeste: Valarie Allman (USA; 70,25 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Shanice Craft (SV Halle; 66,73 m), Kristin Pudenz (SC Potsdam; 66,84 m), Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 66,36 m)
 


HAMMERWURF


Dominanz der "Stars & Stripes"?

Beim Blick in die Meldeliste sticht eine Nation besonders hervor: Die vier US-Amerikanerinnen um die einzige 80-Meter-Werferin Brooke Andersen thronen geschlossen in den Top Fünf. Auch die letzten beiden WM-Titel gingen in die USA. 2019 in Doha (Katar) triumphierte DeAnna Price, bevor Brooke Andersen 2022 in Eugene den Titel klarmachte. Camryn Rogers (78,62 m) hat bislang als Einzige die US-amerikanische Phalanx durchbrochen, die 76-Meter-Athletin Janee’ Kassanavoid und Jillian Shippee, gemeldet mit knapp 75 Metern, komplettieren. Die Vize-Weltmeisterin aus Kanada greift als Zweite der Weltjahresbestenliste erneut nach einer Medaille. 

Wer sonst könnte die Nordamerikanerinnen gefährden? Wenn sich Erfahrung durchsetzt, haben Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen), mittlerweile 38 Jahre alt, und die zwei Jahre jüngere Chinesin Zhang Weng eine Chance. Beide haben ihre Wurfgeräte deutlich über die 74-Meter-Marke befördert. Wenn die Jugend die Nase vorn hat, könnte die erst 20-jährige Silja Kosonen (73,78 m) vorn mitmischen. Eine ähnliche Weite wie die U20-Weltrekordlerin aus Finnland hat in diesem Sommer auch Europameisterin Bianca Florentina Ghelber (Rumänien) angeboten. 

Titelverteidigerin: Brooke Andersen (USA; 78,96 m)
Jahresbeste: Brooke Andersen (80,17 m)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


SPEERWURF


Haruka Kitaguchi greift nach Gold

Acht Jahre nach den Gewinn der Goldmedaille bei den U18-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) könnte Haruka Kitaguchi nun ihren zweiten internationalen Titel einfahren. Mit 67,04 Metern, erzielt beim Diamond-League-Meeting in Chorzów (Polen), ist die Japanerin die Nummer eins der Welt. Die Nummer zwei, Sigrid Borge aus Norwegen, konnte im Saisonverlauf nicht mehr an ihre starken 66,50 Meter anschließen, die sie bei den Halleschen Werfertagen erzielt hatte. Außer diesem Duo hat nur eine weitere Athletin den Speer weiter geworfen als 65 Meter: Mackenzie Little (Australien; 65,70 m). Dieses Kunststück gelang ihr beim Diamond-League-Meeting in Lausanne (Schweiz). 

Niemals abschreiben sollte man die zweite Australierin Kelsey-Lee Barber. Die Titelverteidigerin steht zwar in diesem Sommer erst bei 62,54 Metern, hat aber bereits häufig bewiesen, dass sie abliefern kann, wenn es zählt. Bei der EM in München drängten die Youngster nach vorn, die in diesem Sommer im Nachwuchsbereich Titel abräumten. Europameisterin Elina Tzengko (Griechenland) holte sich auch den Sieg in der U23. Allerdings kam sie mit Weiten knapp über 60 Meter nicht mehr an ihre Saisonbestleisung vom Werfer-Europacup im portugiesischen Leiria Mitte März heran. Die EM-Zweite Adriana Vilagos (Serbien) wurde bei der U20-EM in Jerusalem (Israel) ihrer Rolle als Favoritin gerecht. Sie wird ihre Jahres-Bestmarke (61,87 m) jedoch deutlich steigern müssen, will sie auch auf ganz großer Bühne vorne mitmischen.

Chancen auf vordere Platzierungen können sich darüber hinaus Lettlands Lina Muze-Sirma (64,78 m) und die Österreicherin Victoria Hudson (64,05 m) ausrechnen. Eine deutsche Speerwerferin ist leider nicht dabei. Die Europameisterin von 2018 Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) verpasste die zurückliegende Saison verletzungsbedingt. In diesem Jahr fehlt ihr noch ein gutes Stück zur alten und gewohnten Stärke. 

Titelverteidigerin: Kelsey-Lee Barber (Australien; 66,91 m)
Jahresbeste: Haruka Kitaguchi (Japan; 67,04 m)
DLV-Teilnehmerinnen: keine
 


SIEBENKAMPF


Weg frei für Anna Hall

Spätestens nach dem Startverzicht von Titelverteidigerin Nafissatou Thiam (Belgien), die sich mit Achillessehnen-Problemen bereits auf die Olympia-Vorbereitung konzentriert, liegt die Rolle der Favoritin bei Anna Hall. Die US-Amerikanerin hat sich Ende Mai in Götzis (Österreich) mit 6.988 Punkten auf Rang fünf der ewigen Weltbestenliste geschoben und vor allem mit einem 800-Meter-Lauf in für eine Siebenkämpferin fast unvorstellbaren 2:02,97 Minuten für Staunen gesorgt. Nach Bronze in Eugene im Vorjahr winkt nun der erste internationale Titel. 

Der Kampf um Silber und Bronze ist dagegen offen, insbesondere nachdem auch Vize-Europameisterin Adrianna Sulek abgesagt hat. Die Polin erwartet ihr erstes Kind. Die britische Weltmeisterin von 2019 Katarina Johnson-Thompson hat mit 6.556 Punkten als Götzis-Zweite ein Ausrufezeichen gesetzt. Doch diese Punktzahl ist auch für andere Siebenkämpferinnen in Reichweite. Für Vize-Weltmeisterin Anouk Vetter (Niederlande) auf jeden Fall. Auch die EM-Dritte Annik Kälin aus der Schweiz, die Olympia-Vierte Noor Vidts (Belgien) und die Ungarin Xenia Krizsan haben die 6.500-Punkte-Schallmauer in ihrer Karriere bereits durchbrochen. Jedoch hat keine von ihnen in diesem Jahr einen Siebenkampf beendet. 

Das hat das deutsche Trio den Kontrahentinnen voraus. Zum ersten Mal seit 2015 sind wieder drei deutsche Athletinnen in einem WM-Siebenkampf vertreten. Mit guten Vorleistungen gehen vor allem Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 6.375 pt) und die Vize-Weltmeisterin von 2017 Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt; 6.369 pt) ins Rennen. Wollen sie in den 6.500-Punkte-Bereich vorstoßen, in dem möglicherweise die Medaillen vergeben werden, müssen vor allem die Sprung-Disziplinen sitzen. Nach einem Kreuzbandteilriss erfolgreich zurückgekämpft hat sich Vanessa Grimm (Königsteiner LV). Ihre Saisonbestmarke steht bei 6.058 Punkten, in Bestform hatte sie im Vorjahr bereits knapp 300 Zähler mehr auf dem Konto. 

Titelverteidigerin: Nafissatou Thiam (Belgien; 6.947 pt)
Jahresbeste: Anna Hall (USA; 6.988 pt)
DLV-Teilnehmerinnen: Vanessa Grimm (Königsteiner LV; 6.058 pt), Carolin Schäfer (6.369 pt), Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 6.375 pt)
 


4x100 METER


USA gegen Jamaika?

USA gegen Jamaika – hieß das Duell bei den letzten Weltmeisterschaften in Eugene, ebenso wie bereits viele Male zuvor. Und so liegt nahe, dass auch in diesem Jahr vor allem diese beiden Nationen zu beachten sein werden, wenn es um Gold geht. Mit 42,23 Sekunden hat sich zuletzt auch das Quartett der Elfenbeinküste ins Blickfeld geschoben. Schnellste Europäerinnen sind derzeit mit 42,38 Sekunden die Niederländerinnen. Jedoch können die Britinnen mit der früheren 200-Meter-Weltmeisterin Dina Asher-Smith und der EM-Dritten über 100 Meter Daryll Neita sicher noch etwas zulegen. 

Im vergangenen Jahr gewannen die deutschen Sprinterinnen mit Bronze ihre ersehnte Staffelmedaille. Aufgrund von vielen Ausfällen wird ein derartiges Resultat diesmal schwer. Zwei der vier Sprinterinnen aus dem Bronze-Quartett, Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), stehen auch diesmal im Aufgebot. Die anderen beiden, Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) und Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01), mussten ebenso absagen wie Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), die bei der EM in München zur Goldstaffel zählte.

Würdig vertreten wollen sie zum Beispiel die Deutsche Hochschulmeisterin Louise Wieland (Hamburger SV) und die Mannheimerin Lisa Nippgen, die beide bereits bei der Team-EM in Chorzów (Polen) den Stab um die Stadionrunde brachten. 

Titelverteidigerin: USA (41,14 sec)
Jahresbeste: Texas (41,55 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Chelsea Kadiri (SC Magdeburg); Gina Lückenkemper (SCC Berlin); Sina Mayer (LAZ Zweibrücken); Lisa Nippgen (MTG Mannheim); Louise Wieland (Hamburger SV)
 


4x400 METER


US-Girls wollen Siegesserie fortsetzen

Ein Gold-Abonnement scheinen die US-Amerikanerinnen abgeschlossen zu haben, die sieben der zurückliegenden acht WM-Titel eroberten. Zuletzt unterlagen sie 2015 Jamaika, einer Nation, die auf dieser Strecke ebenfalls eine Medaillentradition aufweist: Bei neun der letzten elf WM-Entscheidungen gab es Edelmetall. In Eugene siegten die USA vor Jamaika, und auch in Budapest könnte ein ähnliches Resultat herausspringen. Zwar fehlt den USA die Weltjahresbeste Sydney McLaughlin-Levrone. Doch selbst die langsamste der drei US-Einzelstarterinnen, Lynna Irby-Jackson, bringt eine Saisonbestzeit von nur knapp über 50 Sekunden mit. Auch 200-Meter-Spezialistin Gabby Thomas oder eine der Langhürdlerinnen könnten den Ausfall der 24-Jährigen kompensieren. 

Traditionell flink auf der 4x400-Meter-Strecke sind auch die Britinnen. Die Niederländerinnen können mit Europameisterin Femke Bol und Lieke Klaver auf zwei Sub-50-Sekunden-Sprinterinnen bauen. In der Breite nicht ganz so stark besetzt wie in den Vorjahren sind trotz der Top-Form von Natalia Kaczmarek die Polinnen.

In 3:26,09 Minuten belegte das DLV-Team mit Luna Thiel, Mona Mayer, Alica Schmidt und Langhürdlerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) im vergangenen Jahr Rang fünf bei der EM in München. Alle fünf Athletinnen stehen auch in diesem Jahr für einen Staffel-Einsatz zur Verfügung, dazu kommt die stark verbesserte Deutsche Meisterin Skadi Schier, mit 51,82 Sekunden schnellste DLV-Langsprinterin in diesem Jahr. 

Titelverteidigerin: USA (3:17,79 min)
Jahresbeste: University of Texas (3:23,27 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg); Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg); Skadi Schier (SCC Berlin); Alica Schmidt (SCC Berlin); Luna Thiel (VfL Wolfsburg)
 


4x400 METER MIXED


Überraschungen nicht ausgeschlossen

Im letzten Finale des ersten WM-Tags ist in Budapest alles offen. Denn oft starten in der Mixed-Staffel nicht die Top-Besetzungen der Nationen. Schließlich stehen schon am Folgetag die Vorläufe über 400 Meter auf dem Programm. Vom läuferischen Potenzial sind die USA natürlich favorisiert. Bei der WM-Premiere 2019 in Doha siegte das US-Quartett in der Weltrekordzeit von 3:09,34 Minuten. Aber auch die Titelverteidiger aus der Dominikanischen Republik (3:09,82 min), Olympiasieger Polen (3:09,87 min) und Vize-Weltmeister Niederlande (3:09,90 min) konnten in den vergangenen Jahren bereits die Marke von 3:10,00 Minuten unterbieten.

Ganz so schnell war eine deutsche Mixed-Staffel noch nicht. Der deutsche Rekord steht seit den Olympischen Spielen 2021 bei 3:12,94 Minuten. In diesem Jahr liefen Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg), Jean Paul Bredau (SC Potsdam) und Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) als Vierte der Team-EM Ende Juni glatte 3:14,00 Minuten. Gelingt eine vergleichbare oder etwas schnellere Zeit am Samstagmorgen im Budapester Halbfinale, kann das letzte Finale des ersten WM-Tags durchaus mit deutscher Beteiligung stattfinden. mbn

Titelverteidigerin: Dominikanische Republik (3:09,82 min)
Jahresbeste: Tschechien (3:12,34 min)
DLV-Teilnehmer:innen: Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Skadi Schier (SCC Berlin), Alica Schmidt (SCC Berlin)

WM 2023 Budapest

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024