| Interview

Arthur Abele: "Werde Richtung Edelmetall arbeiten"

Arthur Abele bestreitet bei der Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik; 5. bis 8. März) seit neun Jahren wieder einen Hallen-Siebenkampf. Mit welchem Gefühl und welchen Zielen es für den EM-Fünften vom SSV Ulm 1846 in die O2 Arena geht und welche Rolle Trainingskollege Mathias Brugger und Trainer Christopher Hallmann dabei spielen, hat er im Interview verraten.
Christian Fuchs

Arthur Abele, mit welchen Gefühlen geht es am Mittwoch zu den Hallen-Europameisterschaften nach Prag?

Arthur Abele:

Mit einem super Gefühl. Ich freue mich schon riesig darauf. Ich habe sehr gut trainiert. Ich fühle mich wunderbar und ich hoffe, ich kann alles zeigen, was ich drauf habe. Es steht soweit alles. Ich bin verletzungsfrei. Ich bin happy, dass ich endlich wieder einen Mehrkampf in der Halle machen kann, das hatte ich international noch nie. Mein letzter Hallen-Siebenkampf ist eine Weile her (2006). Seither hat sich bei mir einiges getan. Im Wurf- und Sprungbereich habe ich mich um einiges verbessert.

Hat es einen anderen Reiz, international in der Halle am Start zu sein?

Arthur Abele:

Es sind statt zehn nur sieben Disziplinen. Man muss nicht so sehr mit den Kräften haushalten. Man kann alles verschießen, was man hat und mental noch ein bisschen anders reagieren. Ich werde mit viel Power und Elan in den Wettkampf gehen.

Das Motto lautet für Prag also "Attacke"....

Arthur Abele:

Ich stehe mit meinen Leistungen ganz gut da. Wenn ich die abrufen kann, dann kann ich ganz gut vorne mitmischen. Ich versuche natürlich am Ende auf dem Podest zu stehen, nachdem ich es bei der EM in Zürich ja leider mit 21 Punkten auf Bronze ganz knapp verpasst hatte. Das war schon sehr, sehr eng. Jetzt werde ich wieder versuchen in Richtung Edelmetall zu arbeiten.

Im Dezember hatten Sie noch Probleme mit der Plantarsehne. Wie hat sich die Vorbereitung trotzdem dargestellt?

Arthur Abele:

Ja, das war ärgerlich, weil es am letzten Tag des Trainingslagers passiert war. Ich hatte mir eine Zerrung der Plantarsehne geholt. Ich musste das Training ein bisschen umgestalten. Das war aber nicht so dramatisch. Ich habe im Wurfbereich noch einmal eine Schippe draufgepackt. Ich bin gespannt, was jetzt im Kugelstoßen möglich ist. Auch am Sprint haben wir gearbeitet. Bei den Sprüngen muss man schauen, der Hochsprung war noch ein kleines Problem. Alles andere steht und passt. Wenn ich das abrufen kann, bin ich sehr zuversichtlich, dass ich in Prag die Jungs vorne ärgern werde und kann.

Welchen Stellenwert hat für Sie diese Hallen-EM?

Arthur Abele:

Es ist immerhin eine Europameisterschaft. Ich habe die Ambitionen, eine Medaille zu machen. Wenn das klappt, dann bin ich überglücklich. Ich werde genauso rangehen wie bei einem Zehnkampf draußen. Man kann auch schon ein bisschen zeigen, in welche Richtung es für die Freiluftsaison geht, dass man gut unterwegs ist und gut trainiert hat.

Haben Sie eine bestimmte Punktzahl im Kopf?

Arthur Abele:

Wenn man das Niveau anguckt, kann schon einiges passieren. Man hat natürlich Zahlen im Kopf, die machbar sind. Dafür muss aber auch alles stimmen. Es kommen ja auch noch Wettkampfstress und Nervosität dazu. Vielleicht passt an dem Tag etwas nicht. Davon geht man aber nicht aus, man geht immer vom perfekten Mehrkampf aus. Wenn man den zusammenrechnet, ist man deutlich über dem deutschen Rekord von 6.291 Punkten. Aber das wäre der Idealfall. Was ich mir vornehme, sind 6.150 bis 6.200 Punkte. Das ist auch realistisch. Mit 6.200 Punkten kann man auch definitiv eine Medaille abgreifen.

Nach Ihrer langen Verletzungsmisere ist es jetzt der zweite internationale Start nacheinander. Wie fühlt sich das an?

Arthur Abele:

Unfassbar gut. Das ist das, worauf ich jahrelang hintrainiert habe - sich wieder international in dem kleinen, engen Kreis zu messen und wieder in der Nationalmannschaft, der Elite der Nation, die die deutschen Fahnen hochhält, zu sein. Das ist ein riesiger zusätzlicher Ansporn. Es ist eine Belohnung dafür, wieder trainiert, es geschafft zu haben und zu wissen: Du bist wieder auf dem richtigen Weg, du machst gerade wieder alles richtig. Dafür habe ich lange gekämpft. Das macht riesig Spaß. Ich werde hoffentlich wieder genauso wie in Zürich von Disziplin zu Disziplin die Freude mitnehmen.

Nach der Absage von Kai Kazmirek ist jetzt mit Mathias Brugger noch ein zweiter Ulmer bei der Hallen-EM mit dabei. Wie wichtig ist das?

Arthur Abele:

Das ist natürlich jetzt das perfekte Duo mit Mathias Brugger, meinem Trainingskollegen, der sich bei mir im Windschatten ein wenig ansaugt. Zusammen mit unserem Heimtrainer Christopher Hallmann ist es ideal. Es geht gar nicht mehr besser. Das ist ein richtiger Rückhalt. Es gibt Sicherheit, noch einmal zusätzlich Stärke. Die versuchen wir in Prag auszuspielen. Mathias Brugger schaut sich beim Training viel von mir ab, ich kann mir aber auch noch viel von ihm als Youngster abschauen. Wir motivieren uns brutal im Training, weil es immer eine Anstachelei ist - auch mit Tim Nowak. Das ist eine perfekte Konstellation.

Was können Sie sich von einem Youngster wie Mathias Brugger denn noch abschauen?

Arthur Abele:

Ich bin schon länger in dem Ganzen drin. Ich habe ein paar Sachen eingefahren, auch von der Motorik her. Mein Körper hat gewisse Bewegungen schon abgespeichert. Mathias ist einer, der noch viel lernt, es aber auch schnell umsetzen kann. Da kann ich mir einiges abschauen, zum Beispiel bei der Rhythmisierung. In der Hinsicht bin ich ein bisschen träger. So kann ich mir optisch noch einmal viel besser vor Augen führen, was der Trainer vorgibt. Wenn Mathias ein Bewegungsmuster im Stabhochsprung oder Weitsprung schneller umsetzen kann, dann habe ich den visuellen Effekt. Das hilft ungemein. Ich bin ein alter Hase, der schon vieles richtig gemacht hat. So sieht auch er im Gegensatz vieles und lernt von meiner Erfahrung. Es ist ein perfektes Geben und Nehmen.

Ihr Trainer Christopher Hallmann war selbst ein guter Mehrkämpfer, der sich jetzt als Zehnkampf-Trainer etabliert hat. Was macht ihn aus?

Arthur Abele:

Christopher ist unfassbar gut. Ich ziehe den Hut vor ihm. Er ist ein super Zehnkämpfer gewesen, der leistungsmäßig auch nicht alles zeigen konnte, was er drauf hatte. Er gibt uns viel an technischen Feinheiten und Finessen, obwohl er extrem jung ist. Er nimmt viel von anderen Trainern an, macht sich eigene Gedanken und probiert viel Neues aus. So haben wir in der Trainingsgruppe extreme Fortschritte gemacht. Zusätzlich ist Christopher einer, der noch nicht lange vom Sport weg ist. Er war selbst noch vor vier Jahren aktiv. Dadurch hat er viel Know-How, er weiß, was er selbst gemacht hat. Das bringt er mit einer unglaublichen Dynamik und Motivation an uns ran. Das ist es, was soviel Spaß macht. Auch die Jungen ziehen alle mit. Das ist optimal. Die Kombination mit Christopher und mir ist perfekt. Wir sind vom Alter nicht weit auseinander: Christopher ist 31, ich bin 28. Dadurch sind wir auf einer supergleichen Wellenlänge. Wir wissen beide, wann Schicht ist, damit man nicht überreißt und es nicht zu viel wird. Wir haben genau das richtige Maß.

Ist Christopher Hallmann auch der Schlüssel dafür, dass Sie jetzt wieder in der Weltspitze stehen?

Arthur Abele:

Es gab ja vorher noch Stefan Preß. Als ich damals mit meinen vielen Verletzungen nicht mehr Fuß fassen konnte, habe ich noch einmal einen großen Wechsel gewagt und bin nach Ulm. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch bergauf. Wir haben anders und dosierter trainiert, weil die Wettkampfverträglichkeit noch nicht da war. Christopher hat dieselben Ideale wie mein vorheriger Trainer Stefan Preß. Dadurch ist es genau die richtige Konstellation. Ich habe natürlich auch viele Erfahrungen mitgenommen und weiß mich jetzt selbst besser einzuschätzen. Wir ein sehr gutes Mittelmaß gefunden. Christopher Hallmann hat schon extrem viel dazu beigetragen, dass ich jetzt wieder da hingekommen bin, wo ich hingehöre. Wir werden gucken, dass es noch weiter vorwärts geht. Wir haben gesehen, welches Potenzial noch in jeder Hinsicht da ist. Das werden wir weiter mit Kontinuität und Köpfchen verfolgen. Darum sind wir das perfekte Team.

Mit welchen Zielen und Ambitionen denken Sie bereits an den Sommer, in dem es um die Weltmeisterschaft geht?

Arthur Abele:

Bei uns in Deutschland ist natürlich die Zehnkampf-Spitze stark vertreten. Wir sind dort nicht umsonst die stärkste Nation der Welt. Es werden sich dann wieder einige wie Rico Freimuth oder Michael Schrader melden. Auch die Jungen wie Mathias Brugger, der jetzt mit mir nach Prag fährt, darf man nicht aus den Augen verlieren. Deshalb denke ich, dass es in der Qualifikation ein sehr enges Ding wird. Meine Ambitionen sind natürlich auf "Sieg" gepolt. Dafür trainiere ich hart. Ich werde versuchen verletzungsfrei zu bleiben und mich für Peking zu qualifizieren. Das ist das oberste Ziel. Und dann will ich in Peking Revanche nehmen für 2008, wo ich mich ja mit einer Verletzung verabschieden musste, und eine Bestleistung machen. Vielleicht geht es dann auch einmal bei einer WM in Richtung Medaille. Das wäre natürlich ein perfektes Startpaket für Rio. Ich bin jetzt im besten Alter, warum soll man da nicht auch einmal vorne reinrutschen?

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