| WM 2015 Peking

Cindy Roleder: „Das war das Siebenkampf-Training“

28 Jahre lang stand keine deutsche Hürdensprinterin mehr auf einem WM-Treppchen. Am Samstag bekommt Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) in Peking (China) für einen furiosen Auftritt in 12,59 Sekunden Silber umgehängt. Kurz nach ihrem Rennen plauderte sie am Freitag mit den Journalisten über ihren Traumlauf, das Geheimnis ihres Trainings und die Väter des Erfolgs.
Silke Morrissey

Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder – was für ein Lauf! Wie haben Sie ihn erlebt?

Cindy Roleder:

Es war auf jeden Fall ein perfekter Start, den habe ich super getroffen. Ich war dabei, und hinten raus wissen wir alle, dass ich laufen kann. Viele deutsche Athleten waren da, die standen mir im Nacken, das hat mich richtig gepusht. Es war einfach nur ein Traumlauf. Es hat alles gepasst, vom ersten Schritt bis zum Ziel. Obwohl: Wenn unser Cheftrainer das analysiert hat, findet er wahrscheinlich doch noch irgendwo Fehler (lacht). Ach, aber der ist auch super happy, der hätte das auch niemals gedacht.

Was waren Ihre ersten Gedanken nach dem Zieleinlauf?

Cindy Roleder:

Ich habe mich ins Ziel geworfen und wusste, dass ich eine Medaille gewonnen habe. Aber ich war mir nicht sicher, ob es Silber oder Gold war, weil es so eng war. Zweiter Platz, das ist der Hammer! Das hätte ich mir nie erträumt, als ich nach Peking geflogen bin. Ich habe gedacht: Ok, Finale ist drin, das kann ich packen, das wäre ein Traum. Dass es eine Medaille wird – also, das hättet ihr doch alle nicht gedacht!

Nachdem Sie sich den Traum vom Finale erfüllt hatten: Wie sind Sie in das Rennen gegangen?

Cindy Roleder:

Das Halbfinale war eigentlich ziemlich schnell abgehakt. Es war kein guter Lauf von mir – aber Finale ist Finale. Da wollte ich einfach noch mal Spaß haben. Ich habe mich von Physiotherapeut Thomas Ring auflockern lassen, ich war optimal vorbereitet. Irgendwann kam dann schon der Gedanke auf: Du willst auch vorne mitlaufen. Eine Bestzeit hatte ich im Hinterkopf. Ich wusste, wenn ich am Start mit dabei bin, dann kann ich hinten gut mitrennen, und im Zielspurt mache ich auch immer noch ein paar Meter gut.

Schon im Halbfinale haben Sie mit 12,79 Sekunden eine neue Bestzeit aufgestellt. Ihre Zeit im Finale: 12,59 Sekunden. Wo haben Sie die hergenommen?

Cindy Roleder:

Siebenkampf-Training (lacht). Ich wusste auf jeden Fall, dass noch ein bisschen was drin ist. Aber 12,59 – das ist eine hammermäßige Zeit, ich hätte niemals gedacht, dass ich das laufen kann.

Auch andere Athletinnen sind hier starke Zeiten gerannt – kurz vor Ihnen Dafne Schippers über 200 Meter…

Cindy Roleder:

Die Bahn ist auf jeden Fall mega schnell. Ich weiß nicht, wie der Wind war? Minus 0,3? Gegenwind ist für mich immer ein bisschen besser, weil ich eine große Läuferin bin, bei Rückenwind komme ich zu nah an die Hürden, für mich waren die Bedingungen daher optimal, auch die Hitze ist gut für den Sprint.

Sind Sie der Beweis dafür, dass Mehrkampf schnell macht?

Cindy Roleder:

Scheinbar schon, ja. Es ist ein vielseitiges Training, mir tut das auf jeden Fall gut. Werfen, Springen, auch das Kugelstoßen ist eine Schnellkraft-Übung. Die Bewegung ist anders als die über die Hürden, klar – und sicher ist das nicht für jeden der richtige Weg. Für mich aber schon. Und ich werde den Weg auch im nächsten Jahr weitergehen und weiter Siebenkämpfe absolvieren. Schauen wir mal, wo es da hingeht. Hürdensprinten kann ich auf jeden Fall richtig schnell (lacht). Und im Flachsprint habe ich auch schon gezeigt, dass ich schnell bin.

Sie haben Ihre Hürdenkarriere beim jetzigen DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska begonnen. Welchen Anteil hat er am Erfolg?

Cindy Roleder:

Bei Idriss Gonschinska habe ich mit dem Hürdensprint angefangen. Wir haben immer an der Hürdentechnik und am Start geübt. Da habe ich meinen Dickkopf durchgesetzt, von sieben auf acht Schritte zurückzugehen. Er hat einen großen Anteil, er hat die Vorarbeit geleistet, danach hat Jan May weitergearbeitet, und mein jetziger Trainer Wolfgang Kühne hat das Fine Tuning gemacht.

Was ist das Besondere am Training bei Wolfgang Kühne?

Cindy Roleder:

Ich weiß nicht, wie er es macht. Aber er kriegt alle seine Athleten auf den Punkt fit. Ich habe keine Ahnung, was sein Geheimnis ist. Jennifer Oeser war fit, ich bin topfit gewesen, die beiden Jungs Michael Schrader und Rico Freimuth haben heute einen super ersten Tag gemacht. Ich bin gespannt, was die morgen noch machen. Er ist einfach ein super Trainer.

Konnten Sie heute den Zehnkampf Ihrer Trainingspartner mitverfolgen?

Cindy Roleder:

Ich weiß alle Ergebnisse! Getroffen habe ich die beiden aber leider nicht. Ich denke, ich habe gut vorgelegt und sie noch mal motiviert. Die Medaille werde ich heute feiern, und morgen kommen die anderen beiden noch dazu, das wird eine Mega-Sause.

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