| U20-WM 2018

Johanna Siebler kämpft sich als 19. ins Ziel – Gold für Niamh Emerson

Johanna Siebler ist deutsche Einzelkämpferin im Siebenkampf der U20-Weltmeisterschaften von Tampere (Finnland). In einem starken Feld mit mehreren 6.000-Punkte-Athletinnen geht es für die 18-Jährige darum, in ihrem ersten U20-Jahr an ihre Bestmarke von 5.411 Punkten heranzukommen. Ob das gelingt, lesen Sie von Disziplin zu Disziplin hier.
Silke Bernhart

TAG 2

Weitsprung

Johanna Siebler macht drei Plätze gut

Ganz so weit wie in Halle (5,86 m) und Bernhausen (5,70 m) ging es für Johanna Siebler am Freitagmorgen nicht hinaus. Mit 5,61 Metern ließ sie jedoch in dieser Disziplin einige Athletinnen hinter sich. So konnte die Siebenkämpferin vom LC Überlingen, die sich mit Fußbeschwerden durch den Wettkampf kämpft, im Vergleich zum Vortag einige Plätze gutmachen. Mit 3.850 Punkten ist sie nach fünf Disziplinen 20. 

Die weitesten Sprünge zeigten die beiden Führenden Niamh Emerson (Großbritannien; +2,6 m/sec Wind) und Adriana Rodriguez (Kuba), die beide bei 6,31 Metern landeten. Damit kamen beide bis auf rund zehn Zentimeter an ihre Bestmarken heran und bauten ihre Positionen an der Spitze mit 4.636 und 4.580 Punkten ein wenig aus. Dahinter gelang aber auch Sarah Lagger (Österreich) mit 6,15 Metern ein guter Start in den Tag, mit dem sie Platz drei (6.505 Pkt) vor Celeste Mucci (Australien; 6,13 m; 4.413 Pkt) festigte. Die Österreicherin ist in der Regel die beste Speerwerferin des Top Trios und könnte sich mit einem guten Wurf zumindest die Kubanerin überflügeln.

Speerwurf

Sechstbeste Weite für Johanna Siebler – vorne wird's spannend

Speerwerfen – das kann Johanna Siebler! In dieser Disziplin wurde sie 2016 sogar Deutsche Vizemeisterin der U18. Mit einer guten Weite von 43,19 Metern zählte sie in Tampere trotz ihrer Fersenprellung und Schmerzen beim Stemmschritt zu den sechs besten Athletinnen. In der Gesamtwertung machte sie damit weiter Boden gut: 4.579 Punkte hat sie mittlerweile auf dem Konto, Rang 17 vor der letzten Disziplin. Dort heißt es noch mal kämpfen und Zähne zusammenbeißen, um vielleicht ein besseres Resultat zu erzielen, als Platz 21 der Meldeliste hätte ahnen lassen. Die Bestleistung ist zwar nicht mehr in Reichweite, vielleicht aber ein Ergebnis in Richtung 5.300 Punkte.

Sogar in Richtung 6.200 Punkte könnte es für die beiden Führenden gehen, die nunmehr nur noch zwei Zähler trennen: Sarah Lagger pirschte sich mit einem Wurf auf 45,78 Meter bis auf zwei Zähler an Niamh Emerson (5.285 Pkt) heran. Die 43-Meter-Werferin machte es mit nur 39,02 Metern noch einmal extrem spannend. Beide können Zeiten um 2:11 oder 2:12 Minuten laufen. Für die 800 Meter gilt: Wer die Nase vorn hat, ist mit höchster Wahrscheinlichkeit U20-Weltmeisterin im Siebenkampf. Mit 34,74 Metern verlor Adriana Rodriguez (5.147 Pkt) erwartungsgemäß an Boden und musste Celeste Mucci (44,28 m; 5.163 Pkt) wieder vorbeilassen.

800 Meter

Platz 19 für Johanna Siebler, Emerson ringt Lagger nieder

Als 21. gemeldet, als 19. den Siebenkampf abgeschlossen: Johanna Siebler hat die zwei Tage von Tampere trotz ihrer Fußbeschwerden beherzt und kämpferisch zu Ende gebracht. Nach 2:28,12 Minuten war auch die letzte Disziplin absolviert, am Ende stehen 5.296 Punkte und im ersten U20-Jahr ein Platz in den Top 20 der Welt. Die Bestmarke von 5.411 Punkten war nach der Fersenprellung außer Reichweite.

Für den Kampf um Gold bereitete das Wetter wenig später eine besondere Kulisse: Der Himmel öffnete seine Schleusen, es goss in Strömen, als sich Niamh Emerson auf Bahn 1 und Sarah Lagger auf Bahn 2 bereit stellten. Es war die Britin, die das Herz in die Hand nahm, sich vor ihre nur zwei Punkte zurückliegende Konkurrentin setzte und Tempo machte. Und sie wurde dafür belohnt.

200 Meter vor Schluss sah es zwar noch einmal so aus, als könne Lagger kontern, doch dann hatte die Britin das beste Ende für sich. In 2:09,74 Minuten stellte sie ebenso eine neue Bestmarke auf wie die Österreicherin in 2:11,53 Minuten. Das herausragende Endergebnis der Top Zwei: 6.253 Punkte für Emerson und 6.225 Punkte für Lagger, die damit ihren eigenen Landesrekord verbesserte. Die drittbeste 800-Meter-Zeit der Konkurrenz von 2:12,38 Minuten bescherte der Polin Adrianna Sulek dahinter noch die Bronzemedaille. Mit 5.939 Punkten stellte auch sie einen neuen Landesrekord auf.

STIMME ZUM WETTBEWERB:

Johanna Siebler (LC Überlingen):
Ohne die Verletzung wäre ich jetzt nicht so unbedingt zufrieden. Aber mit der Verletzung bin ich glücklich, dass ich es überhaupt geschafft habe. Es war eine neue Erfahrung für mich, meistens läuft es ja eher besser, und jetzt hier international, das ist schon ärgerlich – aber so ist der Sport! Am Ende war es noch mal schön, wir alle zusammen. Im Mehrkampf ist man eine Familie. Das hat noch mal Spaß gemacht. Wie es jetzt weiter geht mit dem Fuß, muss ich schauen. 

 

TAG 1

100 Meter Hürden

Johanna Siebler stellt ihre Bestzeit ein

14,40 Sekunden mit zu viel Wind war Johanna Siebler (LC Überlingen) über die Hürden gerannt, als sie sich im Mai in Halle/Saale mit 5.411 Punkten für die U20-WM qualifiziert hatte. In Bernhausen lief's mit 14,86 Sekunden nicht besonders. In Tampere aber packte sie eine Schippe drauf, als es drauf ankam: Auf der noch regennassen Bahn rannte sie nach 14,29 Sekunden ins Ziel und stellte damit ihre Bestzeit ein. In einem starken Feld mit vier 6.000-Punkte-Athletinnen sortierte sich die 18-Jährige damit zunächst auf  Rang 17 ein. In der Meldeliste ist sie auf Rang 21 vermerkt.

Nicht an ihre Bestmarken von 13,98 und 14,29 Sekunden heran kamen die Favoritinnen Sarah Lagger (Österreich; 14,21 sec) und Alina Shukh (Ukraine; 14,68 sec). Die Ukrainerin hatte am Vorabend noch das Speerwerfen (55,95 m) gewonnen, scheint sich dabei aber zumindest leicht verletzt zu haben. Die schnellste Zeit verbuchte die Australierin Celeste Mucci, die schon nach 13,29 Sekunden im Ziel war. Adriana Rodriguez (Kuba; 13,55 sec) erwischte ebenso einen schnellen Start wie die Britin Niamh Emerson (13,76 sec) mit Bestzeit – beide haben im Siebenkampf schon mehr als 6.000 Punkte
gesammelt.

Hochsprung

Dämpfer für Johanna Siebler, Höhenflug von Niamh Emerson

Der Hochsprung zählt nicht zu den Lieblingsdisziplinen von Johanna Siebler – hier muss sie regelmäßig die Konkurrenz ziehen lassen, bevor sie in den Würfen wieder glänzen kann. In Tampere war für die Athletin vom Bodensee schon nach 1,53 Meter Endstation, damit sortierte sie sich in dieser Disziplin am Ende des Feldes ein und hat nun nach zwei Disziplinen mit 1.593 Punkten Rang 23 inne. In ihren bisherigen Siebenkämpfen des Jahres war sie 1,56 Meter gesprungen, beim Gewinn der Silbermedaille von Nairobi 1,58 Meter.

In einer anderen Liga ist da Niamh Emerson unterwegs. Die Britin, die sich bei den Commonwealth Games in Gold Coast (Australien) im Frühjahr auf 6.043 Punkte gesteigert hatte, stellte mit starken 1,89 Meter ihre Bestleistung ein. Auch Sarah Lagger konnte mit 1,77 Meter, zwei Zentimeter unter ihrer drei Jahre alten Bestmarke, Saison-Bestmarke eingestellt, zufrieden sein. Mit 1,83 Meter schob sich die US-Amerikanerin Anna Hall (1.976 Pkt) auf Rang drei nach vorne. In Führung liegt jetzt Emerson (2.106 Pkt), Celeste Mucci (2.022 Pkt) wahrte mit 1,77 Meter als Zweite ihren Platz in der Spitzengruppe. Nicht mehr dabei ist dagegen Alina Shukh. Die Oberschenkel-Verletzung, die sie sich im Speerwurf-Finale zugezogen hatte, lässt keine weiteren sechs Disziplinen zu.

Kugelstoßen

Siebler spielt ihre Stärke aus, Meisterschaftsrekord für Lagger

Die viertbeste Weite der Konkurrenz ging auf das Konto von Johanna Siebler: Mit 13,34 Metern gelang ihr eine starke Leistung nur knapp unter ihrer Bestmarke, die in etwa den Weiten entsprach, die sie in diesem Jahr auch bei ihren weiteren Siebenkämpfen gezeigt hatte. Sie war satte 750 Punkte wert und brachte sie im Gesamtklassement mit 2.343 Punkten einen Platz nach vorne auf Rang 22.

Die beste Kugelstoßerin war Sarah Lagger. Die hochtalentierte Österreicherin, die 2016 das Kunststück geschafft hatte, innerhalb von einer Woche U18-Vize-Europameisterin und U20-Weltmeisterin zu werden, wuchtete die Kugel auf 14,38 Meter. Es war die beste Leistung, die je in einem Siebenkampf bei U20-Weltmeisterschaften erzielt wurde. Und mehr als 50 Zentimeter besser als der Rest der Konkurrenz. Mit 2.709 Punkten hat sie sich nun auf Rang zwei hinter Niamh Emerson (2.785 Pkt) nach vorne gepirscht. Die Britin kam auf 12,27 Meter. Mit Adriana Rodriguez (Kuba; 2.644 Pkt) findet sich mittlerweile auch die dritte große Medaillenkandidatin in den Top Drei wieder.

200 Meter

Johanna Siebler bringt Tag solide zu Ende

Mit einer weiteren soliden Leistung verabschiedete sich Johanna Siebler in den zweiten Tag. In 26,26 Sekunden absolvierte sie die 200 Meter, damit war sie zwar etwas langsamer als bei ihrer Siebenkampf-Bestleistung in Halle, aber deutlich schneller als noch Anfang Juni in Bernhausen. Mit 3.118 Zählern geht es für sie in die nächsten drei Disziplinen, es sind zurzeit 27 weniger als auf dem Weg zu ihrer Bestmarke von 5.411 Punkten, die mit einem guten zweiten Tag aber noch immer in Reichweite ist.

An der Spitze des Feldes ist der Kampf um die Medaillen weiter hochklassig und spannend. Über 200 Meter glänzte aus dem Führungs-Trio nun Adriana Rodriguez, die nach 23,90 Sekunden im Ziel war. Nur die US-Amerikanerin Sterling Lester war in 23,87 Sekunden noch ein wenig schneller. Adriana Rodriguez schob sich mit 3.634 Punkten an Sarah Lagger (24,86 sec; 3.609 Pkt) vorbei auf Rang zwei, beide sind Niahm Emerson (24,80 sec; 3.690 Pkt) auf den Fersen. Dahinter lauert auch Celeste Mucci (Australien; 3.523 Pkt), mit einer Bestmarke von 5.915 Punkten angereist, noch auf ihre Medaillenchance.

STIMME ZU TAG 1:

Johanna Siebler (LC Überlingen):
Der erste Tag? Naja, es geht... Über die Hürden habe ich ja meine Bestleistung eingestellt. Im Hochsprung haben wir vor sechs Wochen, vor der WM-Qualifikation in Bernhausen, mein Bein umgestellt, weil ich zwei Wochen vorher umgeknickt war. Da habe ich mir das Außenband angerissen. Heute bin ich mit dem neuen Bein abgesprungen, beim letzten Sprung wollte ich noch mal alles geben, dabei habe ich mir jetzt eine Fersenprellung zugezogen. Beim Kugelstoßen ging es dafür noch relativ gut, wir hatten eine lange Pause davor, aber es hat schon wehgetan. Das hatte ich immer im Hinterkopf, von rechts konnte ich keinen Druck machen. Schade, vor Kurzem habe ich noch 14 Meter gestoßen. Für die 200 Meter haben jetzt einfach einige Trainingseinheiten gefehlt, wir konnten nach der Verletzung anfangs nur den Oberkörper trainieren. Morgen wird es mithilfe der Physios schon weiter gehen. Bille [Sybille Jänecke] behandelt mich die ganze Zeit.

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