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Dewi Griffiths – Schafsfarmer und britische Marathonhoffnung

Nur ein Europäer konnte Arne Gabius am Sonntag beim Frankfurt Marathon Paroli bieten. Und der war eine faustdicke Überraschung: Der Brite Dewi Griffiths rannte in seinem ersten Marathon auf Platz zwei der europäischen Jahresbestenliste. Er ist es gewohnt die Zähne zusammenzubeißen – unter anderem bei harter Arbeit auf der Schaf-Farm seiner Eltern in Wales.
Jörg Wenig

Als „Durchlauferhitzer“ für Elite-Marathonläufer hatte Race-Direktor Jo Schindler vor dem Mainova Frankfurt-Marathon das Rennen beschrieben. Der „Durchlauferhitzer“ hat am Sonntag auch bei stürmischem Wind funktioniert. Die Überraschung war dabei, dass es drei europäische Läufer waren, die am Main ein besonders heißes Rennen gelaufen sind.

Der Brite Dewi Griffiths rannte bei seinem Debüt auf Rang fünf in 2:09:49 Stunden. Im Zehn-Sekunden-Takt folgten Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) als Sechster und der Pole Henryk Szost auf Platz sieben. In der europäischen Jahresrangliste belegt das Trio nun die Ränge zwei, drei und fünf.

Es war erstaunlich, dass sich das Europa-Trio bei einem derart hochklassigen Rennen so weit vorne platzieren konnte. Auch Deutschlands Marathon-Rekordler Arne Gabius, der vor zwei Jahren in Frankfurt mit 2:08:33 Stunden die nationale Bestzeit aufgestellt hatte und zum dritten Mal in Frankfurt unter 2:10 Stunden lief (2:09:59 h), war überrascht: „Der Brite war richtig stark. Das ist toll für den Marathonlauf in Europa! Wir haben wieder starke Läufer“, sagte der Deutsche Meister.

Erst Commonwealth Games, dann EM-Marathon?

Während Arne Gabius bereits im Vorfeld erklärt hatte, dass er bei den Europameisterschaften in Berlin im kommenden Jahr nicht über die Marathondistanz starten wird und dafür die 10.000 Meter in Erwägung zieht, ist das bei Dewi Griffiths anders: Der 26-Jährige plant mit einem 10.000-Meter-Start bei den Commonwealth Games in Australien und würde dann gerne in Berlin den EM-Marathon laufen. Nach der starken Vorstellung im Frankfurter Wind würde er bei der EM zum Favoritenkreis gehören.

Der Schafs-Farmer aus Wales war die eigentliche Überraschung des Rennens. Sein Debüt war vergleichbar mit dem von Arne Gabius in Frankfurt 2014 (2:09:32 h), wobei Griffiths keinen vergleichbaren Bahnlauf-Hintergrund besitzt.

Harter Arbeiter und Vielstarter

Dewi Griffiths erinnert mit seinem Lebensstil und seiner leistungssportlichen Karriere an vergangene Zeiten – an die 80er Jahre, als europäische Läufer international noch eine deutlich stärkere Rolle spielten im Marathon.

Darauf angesprochen, lacht der Waliser, der auf der Schafsfarm seiner Eltern hart anpacken muss. „Früher haben viele Läufer körperlich gearbeitet und dann nebenbei noch 100 bis 120 Meilen (160 bis 190 km) pro Woche trainiert. Mein Lebensstil passt dazu, wobei ich in der Vorbereitung auf Frankfurt nicht mehr als 110 Meilen wöchentlich gelaufen bin“, erzählt Dewi Griffiths. „Ich starte gerne bei vielen Wettkämpfen, was die Topläufer in den 80er Jahren auch gemacht haben.“

Zwischen Leistungssport und Schafswirtschaft

Vor wenigen Wochen hatte er sich beim Halbmarathon in Cardiff (Wales) auf 61:33 Minuten verbessert. Windfest durch sein Training in den walisischen Bergen, lief Dewi Griffiths beim Frankfurt-Marathon ein mutiges Rennen.

Zeitweilig sah es so aus, als ob er in Bereiche kommen könnte, die bisher nur ein Brite erreicht hat: Sein Landsmann Steve Jones stellte 1984 mit 2:08:05 Stunden einen Weltrekord auf und verbesserte sich dann noch auf 2:07:13 Stunden. Der viermalige Bahn-Olympiasieger Mo Farah war bei seinem Debüt 2014 in London (Großbritannien) 2:08:20 Stunden gelaufen. Erst auf den letzten Kilometern verpasste Dewi Griffiths eine Zeit in diesem Bereich.

Nach einem Studien-Abschluss hatte der Waliser seinen Eltern erklärt, dass er es ernsthaft mit dem Laufsport versuchen möchte. „Meine Eltern haben das unterstützt – und inzwischen fragen sie auch nicht mehr, wie es weitergeht“, erzählt Dewi Griffiths, der aber auch in der Zukunft Leistungssport und Schafs-Wirtschaft miteinander verbinden wird.

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