| Interview der Woche

Lisa Maihöfer: „Wusste gar nicht, wo die Bestmarke liegt“

Lisa Maihöfer (LG Staufen) hat am Sonntag bei der Hallen-DM der Mehrkämpfer in Hamburg 4.373 Punkte im Fünfkampf gesammelt – und damit so viele wie vor ihr keine andere deutsche U20-Athletin. Wie sie den Wettbewerb erlebt hat, warum sie unter anderem ein familieninternes Duell anspornt und wie Ariane Friedrich sie im Hochsprung beim Satz über 1,87 Meter motivieren konnte, berichtete die 17-Jährige anschließend im Interview.
Silke Morrissey

Lisa Maihöfer, sagt dir die Zahl 4.351 Punkte etwas?

Lisa Maihöfer:

Hm, nein.

Das ist die Marke, bei der zuvor die deutsche U20-Bestleistung im Hallen-Fünfkampf stand.

Lisa Maihöfer:

Ach so! Nein, das wusste ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, wo diese Marke liegt. Ich habe erst vor den 800 Metern erfahren, dass ich für die Bestleistung 2:25 Minuten laufen muss. Bis dahin war das gar kein Thema für mich, ich habe mich damit überhaupt nicht beschäftigt.

Und als du gehört hast, du musst 2:25 Minuten laufen – was ist dir da durch den Kopf gegangen?

Lisa Maihöfer:

Eigentlich dachte ich, dass das möglich sein muss. Ich habe in der Vorbereitung viel für die Ausdauer getan. Aber ich bin die 800 Meter noch nie so unter Druck, mit so einer konkreten Vorgabe, gelaufen. Daher war ich schon ein bisschen nervös.

Kann man sagen, dass es für dich ein Wettkampf wie aus einem Guss war?

Lisa Maihöfer:

Es ging schon toll los, mit der Bestzeit über die Hürden [8,70 sec]. Irgendwie hatte ich schon beim Einlaufen das Gefühl, dass die Bahn schnell ist. Und dann der Hochsprung – das war natürlich der Höhepunkt! 1,87 Meter! Alle haben schon nach zwei ungültigen Versuchen gesagt, ich soll aufhören. Aber ich wollte unbedingt weiter machen. Ich hatte mir vorher noch das Springermeeting in Cottbus angeschaut. Da ist Ariane Friedrich ja 1,88 Meter gesprungen. Und ich dachte mir: Das ist nur einen Zentimeter niedriger, das willst du schaffen!

Hast du denn auch im Siebenkampf Vorbilder, an denen du dich orientierst?

Lisa Maihöfer:

Früher war das immer Carolina Klüft. Aber mittlerweile habe ich so viele tolle Athleten persönlich kennengelernt und auch mit ihnen trainiert. Da hat sich die Ehrfurcht ein bisschen gelegt. Man merkt: Das sind alles auch ganz normale Menschen.

Du wirst von deinem Vater Edgar trainiert, er war auch in Hamburg immer an deiner Seite. Was bedeutet dir das?

Lisa Maihöfer:

Es ist schon sehr beruhigend und sehr wichtig, dass er da ist. Er weiß einfach ganz genau, was er mir sagen muss. Aber ich denke, das Vertrauensverhältnis wäre auch bei jemand anderem da, wenn ich mit dem jede Woche fünfmal auf dem Platz stehen würde.

Dein Vater war selbst Zehnkämpfer. Dein Bruder Eric zählte im Neunkampf im vergangenen Jahr zu Deutschlands Top Ten in der M14. Wie muss man sich das im Hause Maihöfer vorstellen: Dreht sich da alles um die Leichtathletik?

Lisa Maihöfer:

Natürlich sprechen wir viel darüber. Der Sport beschäftigt uns alle. Meine Mutter ist schon früher immer mit meinem Vater zu Wettkämpfen gefahren. Und wenn ich nach Hause komme, fragt immer jemand: Hast du schon das und das gehört oder gelesen? Und ich sage dann: Ja klar, hab ich… (lacht) Eric ist jetzt auch in meiner Trainingsgruppe, das motiviert noch mal zusätzlich, zum Beispiel bei Tempoläufen. Da habe ich dann den Ehrgeiz, dass ich schneller bin als er – und bisher bin ich das noch. Es ist aber nicht so, dass wir in der Familie nicht auch andere Themen hätten…

Gibt es auch Streitpunkte, wenn man als Tochter so eng mit dem Vater zusammenarbeitet?

Lisa Maihöfer:

Ja – das Krafttraining! Da jammere ich immer ein bisschen, weil ich nicht so kräftige Oberschenkel haben will (lacht). Da gibt es schon mal Diskussionen. Aber ansonsten kommen wir gut miteinander aus.

Wie lässt sich das zeitaufwändige Siebenkampf-Training mit der Schule vereinbaren – im kommenden Jahr steht das Abitur auf dem Programm?

Lisa Maihöfer:

Wenn ich weiß, dass um 17 Uhr Training ist, dann müssen die Hausaufgaben vorher fertig sein. Außerdem lerne ich viel im Zug, wenn ich zum Training nach Stuttgart fahre. Da muss man schon sehr diszipliniert sein. Aber bisher klappt das. Ich hatte im letzten Zeugnis einen Schnitt von 11,5 Punkten, das entspricht ungefähr einer 1,8. Wenn ich in der Schule mal fehle, dann schreibt eine Freundin für mich mit und bringt mir die Unterlagen, das ist eine große Unterstützung!

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Schule? Wird der Leistungssport weiter im Mittelpunkt stehen?

Lisa Maihöfer:

Ja, auf jeden Fall! Den Sport werde ich weiter machen. In welche Richtung es nach der Schule beruflich geht, weiß ich aber noch nicht so genau.

Und wie geht es sportlich in den nächsten Wochen für dich weiter?

Lisa Maihöfer:

Ich starte noch bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Dortmund. Dort laufe ich die Hürden – und bis heute wollte ich dort eigentlich noch Weitsprung machen. Jetzt müssen wir uns das mit dem Hochsprung noch mal überlegen. Wahrscheinlich melden wir für beides.

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