Mit sechs Staffeln geht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Sonntag in die zweite WM-Qualifikationsrunde oder die Finals der World Relays 2025 in Guangzhou. Wie das deutsche Sprintteam über 4x100 und 4x400 Meter der Frauen und Männer sowie im Mixed abgeschnitten hat, lesen Sie hier.
Frauen
4x100 Meter Finale
Der letzte Wechsel passt nicht
Die wichtigste Aufgabe hatten die deutschen Kurzsprinterinnen schon an Samstag erledigt. Mit 42,98 Sekunden zogen sie ins Finale der World Relays ein und sicherten sich gleichzeitig das WM-Ticket für Tokio. Am Sonntag gingen wie tags zuvor Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Nele Jaworski (VfL Wolfsburg), Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) ins Rennen. Bis zum letzten Wechsel lag das DLV-Quartett noch ordentlich im Rennen. Doch Rebekka Haase erwischte den Staffelstab bei der Übergabe von Jessica-Bianca Wessolly nicht. So war das Rennen 100 Meter vor dem Zielstrich gelaufen.
Wechselprobleme hatten auch die favorisierten Staffeln aus den USA und Jamaika. So verpassten die USA mit 42,38 Sekunden als Vierte die Medaillen. Fünf Hundertstelsekunden davor sicherte sich das jamaikanische Team mit Sprint-Queen Shelly-Ann Fraser-Pryce an Position zwei wenigstens Bronze. Bis zehn Meter vor dem Ziel sah es so aus, als würde die spanische Staffel sensationelle zu Gold sprinten. Doch die britische Schlussläuferin Success Eduan (42,22 sec) konnte ihre spanische Konkurrentin Maria Isabel Perez (42,28 sec) noch abfangen.
„Es war ein tolles Team hier bei den World Relays mit jüngeren und älteren Athleten. Vier Staffeln haben das WM-Ticket geholt auch wir Kurzsprinterinnen“, sagte Rebekka Haase, die in Guangzhou Team-Kapitänin war. Im Hinblick auf den verpatzten letzten Wechsel sagte die Olympia-Dritte: „Die Vorfreude ist groß, den Rest klären wir in Tokio.“
4x400 Meter Finale
Rang acht bei spanischer Sensation
Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation am Samstag ging die deutsche Staffel ohne Druck ins A-Finale über 4x400 Meter. Johanna Martin (LAV Rostock), die zuvor mit der Mixed-Staffel das WM-Ticket gelöst hatte, wurde auf Position zwei im Vergleich zum ersten Rennen durch Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen) ersetzt. An Position vier ersetzte Jana Lakner (LG Telis Finanz Regensburg) – Schlussläuferin der Mixed-Staffel – Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg). Die anderen beiden Positionen blieben mit Skadi Schier (SCC Berlin) und Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) unverändert. Am Ende war das Quartett mit 3:29,65 Minuten eine Sekunde langsamer als am Vortag und belegte Platz acht.
Wie zu erwarten war, drückten die USA aufs Tempo. Doch die Teams aus Südafrika und Spanien ließen nicht abreißen. Auf der Zielgeraden mobilisierte die spanische Schlussläuferin Blanca Hervas alle Reserven und zog noch an Bailey Lear vorbei. Mit 3:24,13 Minuten stürmten die Spanierinnen nicht nur zu Gold, sondern auch zu einem neuen Landesrekord. Weiter hinten fightete Jana Lakner um jeden Meter. Doch die drei 400-Meter-Rennen binnen 24 Stunden hatten Kräfte gekostet.
Männer
4x100 Meter Finale
Deutsche Kurzsprinter laufen auf Rang sechs
Mit starken 38,33 Sekunden hatte sich die deutsche 4x100-Meter-Staffel am Samstag für das Finale der World Relays qualifiziert und sich das WM-Ticket für Tokio gesichert. Das Finalrennen lief am Sonntag nicht ganz so rund. Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Owen Ansah (Hamburger SV), Julian Wagner (TV Wattenscheid 01), der für den im ersten Rennen eingesetzten Yannick Wolf (Cologne Athletics) auf Position drei startete, sowie Schlussläufer Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) gelangen keine perfekten Wechsel. So blieb am Ende mit 38,92 Sekunden auf der ungünstigen Bahn zwei Platz sechs.
An der Spitze machten nicht wie erwartet die USA das Rennen. Schlussläufer Brandon Hicklin wurde noch vom Südafrikaner Akani Simbine abgefangen. Mit 37,61 Sekunden lagen die Südafrikaner fünf Hundertstelsekunden vor den USA. Bronze sicherte sich Olympiasieger Kanada mit 38,11 Sekunden. „Sicherlich wollten wir bei den Männern wie bei den Frauen in den Kurzsprint-Staffeln schneller laufen. Doch mit vier von fünf möglichen WM-Tickets sind wir zufrieden. Jetzt gilt es, die WM konsequent vorzubereiten“, bilanzierte der Leitende Bundestrainer Sprint, Julian Reus, nach den beiden World-Relays-Tagen.
4x400 Meter Q2
Langsprintern gelingt Steigerung
Die WM-Tickets waren für die deutschen Langsprinter im zweiten Rennen über 4x400 Meter außer Reichweite. Doch Niklas Noah Klei (LAC Veltins Hochsauerland), Friedrich Rumpf, Lukas Krappe (beide SCC Berlin) und Fabian Dammermann (LG Osnabrück) gelang am Sonntag im Vergleich zum Samstag eine Steigerung um eine Sekunde auf 3:05,45 Minuten. Das Quartett war damit in derselben Aufstellung unterwegs wie im ersten Rennen. Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01) und Emil Agyekum (SCC Berlin) kamen in der Mixed-Staffel zum Einsatz und hatten ihren Anteil an der erfolgreichen WM-Qualifikation.
Bei anderen Nationen wurde die Aufstellung hingegen für die „zweite Chance“ im Hinblick auf die WM-Qualifikation ordentlich durchgemischt. So war im Rennen der deutschen Staffel die USA mit 2:58,68 Minuten eine Klasse für sich. Auch Australien blieb mit 2:59,73 Minuten unter der prestigeträchtigen Drei-Minuten-Marke. Damit waren die USA nur etwas langsamer als die Medaillengewinner, angeführt von Südafrika mit 2:57,50 Minuten, zwei Stunden später im A-Finale.
Mixed
4x100 Meter B-Finale
Deutliche Steigerung für Mixed-Quartett
Kurzfristig hatten die Veranstalter ein B-Rennen über 4x100 Meter Mixed bei den World Relays in Guangzhou ins Programm aufgenommen. Ursprünglich war nur ein A-Finale geplant gewesen. Auch das deutsche Team entschied sich für das zweite Rennen und zeigte dabei eine starke Vorstellung. Speziell die Wechsel funktionierten besser als im ersten Rennen am Samstag.
So mussten sich Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Talea Prepens (TV Cloppenburg), Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) und Julian Wagner (TV Wattenscheid 01) mit 40,84 Sekunden nur knapp der US-Staffel (40,78 sec) geschlagen geben. Fast hätte Schlussläufer Julian Wagner seinen US-Konkurrenten Piai Austin sogar noch abgefangen.
Mit 40,84 Sekunden war das DLV-Quartett gleich sechs Zehntelsekunden schneller als am Samstag im ersten Rennen. Im A-Finale hätte die Zeit übrigens zu Platz drei gereicht. Das entschied bei der Premiere des Staffelformats Kanada mit 40,30 Sekunden vor Jamaika (40,44 sec) und Großbritannien für sich (40,88 sec).
4x400 Meter Q2
Quartett nutzt zweite WM-Chance
Souverän haben sich die deutschen Mixed-Langsprinter für die WM Mitte September in Tokio qualifiziert. Beim zweiten Rennen am Sonntag lief der „Vierer“ in 3:13,35 Minuten auf Platz zwei hinter Spanien (3:12,55 min). Die ersten drei Staffeln der beiden Rennen am Sonntag sicherten sich die sechs verbliebenen WM-Tickets.
Im Vergleich zum ersten Rennen am Samstag wurde die Aufstellung auf einer Position verändert. Anstatt Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen) lief Johanna Martin (1. LAV Rostock) auf Position zwei. Und die 19-Jährige, die den Stab von Startläufer Manuel Sanders bekommen hatte, zeigte wie die gesamte Staffel ein starkes Rennen. So übergab Emil Agyekum (SCC Berlin) in Führung liegend an Schlussläuferin Jana Lakner (LG Telis Finanz Regensburg).
Zwar musste die Nationalmannschaftsdebütantin auf der Zielgeraden noch die spanische Schlussläuferin vorbeiziehen lassen. Doch Platz zwei reichte deutlich für die WM-Qualifikation. Mit 3:13,35 Minuten verfehlte die Staffel den Deutschen Rekord nur um vier Zehntelsekunden. Den Titel im Finale gewann die favorisierte Staffel der USA mit 3:09,54 Minuten vor Australien (3:12,20 min) und Kenia (3:13,10 min). „Man hat gespürt, dass alle Staffeln nach Tokio wollen. Das Niveau war heute schon sehr hoch. Es ist ein Erfolg, dass wir die WM-Qualifikation als vierte deutsche Staffel geschafft haben“, sagte Manuel Sanders, der als Team-Kapitän bei den World Relays fungierte.