Vor zwei Jahren noch stand der Lauf-TREFF des TV Eintracht 1862 Cochem e.V. kurz vor dem Aus. Doch seit dem überarbeiteten Konzept hin zu einem nachhaltigen, generationsübergreifenden, inklusiven Lauf-TREFF läuft es wieder. Eine besondere Bewegungsaktion des TREFFs ist der Mondlauf, für dessen inklusive und integrative Ausrichtung der Verein den Silbernen Stern des Sports verliehen bekam. Ziel des Laufs ist es, bis zum 50. Jubiläum der ersten Mondbegehung (21. Juli 2019) die Strecke von der Erde bis zum Mond – 384.400 Kilometer – zu erlaufen oder walken. Jeder, der möchte kann seine gelaufenen Meter einbringen. Mit-Veranstalter und Lauftrainer Peter Raueiser erklärt im Interview die Beweggründe für den inklusiven Lauf.
Peter Raueiser, Sie wirken auch regelmäßig bei Inklusionsveranstaltungen mit und sind Mitorganisator des Mondlaufes. Was bedeutet der Begriff Inklusion für Sie?
Peter Raueiser:
Für uns beim DLV-Lauf-TREFF in Cochem bedeutet Inklusion, dass wir allen Menschen die Möglichkeit bieten wollen, an unserem Angebot teilzunehmen. Egal in welchem Alter sie sind, also generationsübergreifend, und egal ob sie ein Handicap haben oder nicht. Das ist unsere Zielsetzung, nach der wir versuchen unsere Angebote zu gestalten.
Gibt es noch weitere inklusive Angebote in Ihrem Verein?
Peter Raueiser:
Neben dem Mondlauf gibt es gemeinsam mit der BSG Fortuna Ebernach auch einen Inklusions-Lauftreff bei dem – angelehnt an den klassischen Lauf-TREFF – gelaufen und gewalkt wird. An diesen Treffs nehmen behinderte und nicht behinderte Menschen gleichberechtigt teil. Darüber hinaus bieten wir mittlerweile auch einen Sportabzeichen-Treff an. Hier besteht ebenfalls die Möglichkeit gemeinsam das Sportabzeichen abzulegen. Es gibt ja das Buddy-Sportabzeichen, dass wir gerne in unserem Treff anbieten würden, wenn Interesse besteht.
Seit wann arbeiten Sie inklusiv und was waren Ihre Beweggründe, sich auf diesem Gebiet zu engagieren?
Peter Raueiser:
Wir haben letztes Jahr mit der Arbeit begonnen. Wir hatten uns zusammengesetzt und Konzepte entwickelt, wie unser Lauf-TREFF aussehen soll, wie er sich entwickeln soll. Dabei war direkt die Inklusion ein großes Thema, weil wir in der Nähe mit dem Kloster Ebernach auch eine große Behinderteneinrichtung haben. Mit dem Traditionsverein BSG Fortuna Ebernach wollten wir gerne zusammenarbeiten, da es schon öfters Berührungspunkte gab. Man kann also sagen, dass alles aus der Entwicklung unseres Lauf-TREFFs entstanden ist.
Was betrachten Sie als die wichtigsten Etappen Ihrer Inklusionsarbeit?
Peter Raueiser:
Zum einen die Ausbildung. Es ist wichtig, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Wir haben verschiedene Seminare – auch im Inklusionsbereich – besucht. Für den Sportabzeichen-TREFF haben wir zum Beispiel eine Seminarreihe vom Behindertensportverband besucht, so dass wir auch befähigt sind dieses inklusiv abzunehmen. Zum anderen haben wir unseren Mondlauf von Anfang an inklusiv ausgerichtet – man sieht es auch am Logo. Das Logo sagt aus, dass wirklich alle Menschen daran teilhaben können, egal ob Kinder, Erwachsene, Senioren, egal ob mit oder ohne Handicap.
Welche positiven Erlebnisse haben Sie mit Ihrem TREFF-Angebot gemacht?
Peter Raueiser:
Wir haben regelmäßig sehr gute Erlebnisse bei Inklusionsveranstaltungen und den gemeinsamen Aktionen mit der BSG Fortuna Ebernach. Die Lauf-TREFFs sind immer sehr positiv und mit sehr viel Freude und Spaß auf beiden Seiten verbunden. Ein besonderes Erlebnis war für uns in diesem Jahr der Cochemer Firmenlauf, bei dem wir erstmals gemeinsam als inklusive Mondlaufgruppe teilgenommen haben und direkt 111 Teilnehmer stellen konnten. Wir haben damit die mit Abstand größte und generationsübergreifendste Gruppe gestellt. Dabei sehen auch schon unsere jüngsten Teilnehmer, was Teilhabe für alle bedeutet. Somit machen wir Inklusion erlebbar.
Wo liegen bzw. lagen die größten Herausforderungen?
Peter Raueiser:
Die derzeitige Herausforderung besteht darin, dass seitens unseres Kooperationspartners, der BSG Fortuna Ebernach händeringend Übungsleiter gesucht werden, die den pädagogischen Part bei den regelmäßigen Sportstunden übernehmen können. Da ist unser Partner momentan auf der Suche, stößt dort aber auf Probleme. Abgesehen davon gab es bisher jedoch keine Schwierigkeiten.
Wie wird das Angebot von behinderten und nicht behinderten Sportlern angenommen?
Peter Raueiser:
Sehr gut, das sind immer sehr beliebte TREFFs. Wir haben eine Whats-App-Gruppe, in der die Termine bekannt gegeben werden. Und wenn wir solche inklusiven Aktionen machen, sind die Teilnehmerzahlen sehr hoch und die Stimmung ist sehr positiv auf allen Seiten.
Was würden Sie anderen Vereinen und Lauf-TREFFs empfehlen, die ihr Angebot inklusiv gestalten wollen? Welche Tipps haben Sie?
Peter Raueiser:
Einfach mal loslegen. Die meisten Hindernisse bestehen in den Köpfen: Man sieht Probleme, wo eigentlich keine sind. Die TREFFs, die wir haben, sind sportlich sehr unproblematisch, wenn man einen pädagogischen Betreuer hat, der die Teilnehmer mit Handicap kennt, und damit umgehen kann. Man sollte natürlich auch seine Angebote dahin ausrichten, dass es überhaupt möglich ist, Menschen mit Handicap teilhaben zu lassen. Wir haben hier eine sehr positive Situation, da wir ein Stadion haben, das barrierefrei ist. Auch die WC-Anlagen werden jetzt nochmal behindertengerecht umgebaut. Das ist schon eine sehr positive Geschichte bei uns. Letztlich braucht es weniger als man denkt.
Wird das Inklusionsangebot finanziell gefördert und wenn ja in welcher Höhe?
Peter Raueiser:
Wir haben eine Förderung vom Landessportbund Rheinland Pfalz erhalten. Eine Inklusionsprämie in Höhe von 500 Euro, über die wir uns sehr gefreut haben. Ansonsten basiert alles auf Eigeninitiative. Wir haben die erste Aktion unseres Mondlaufs, den 24-Stunden-Teamstaffellauf, unter das Motto gestellt, Spenden generieren zu wollen. Der Mondlauf ist ja kein klassischer Lauf, bei dem man Startgelder zahlt, sondern es ist quasi eine Benefizaktion.
Für welchen guten Zweck?
Peter Raueiser:
Mit der ersten Benefizaktion im letzten Jahr wollten wir soziale Projekte fördern. Wir haben die Einnahmen der Aktion „Helft uns leben“ gespendet. In diesem Jahr möchten wir gerne zusätzliche Bewegungsangebote für alle Menschen – auch inklusiv – gestalten. Wir wollen einen Wald-Fitness-Parkour errichten und die Spenden für diesen Zweck nutzen. Wir wollen nicht nur Bittsteller sein, sondern bringen uns auch ein, wenn wir etwas erreichen wollen. Durch unsere Aktionen können wir unser gemeinsames Ziel auch finanziell erreichen und etwas bewegen.
Wie verteilt sich die Zuständigkeit für das inklusive Projekt zwischen Ihrem Lauf-TREFF, dem Verein und dem Landesverband oder auch der Stadt und dem Bundesland?
Peter Raueiser:
Der Mondlauf wird im Lauf-TREFF organisiert. Ich bin froh, dass wir mit meinem Lauf-TREFF-Kollegen Markus Dax, der den organisatorischen Bereich und die Datenpflege übernimmt, ein gutes Team haben. Bei Veranstaltungen, wie dem 24-Stunden-Benfizaktion, bringen sich auch viele Mitglieder unseres Lauftreffs ein und auch weitere Abteilungen des Vereins können sich einbringen. Wir freuen uns ganz besonders, wenn auch andere Vereine, Firmen und Organisationen uns unterstützen. In diesem Jahr hatten wir unter anderem auch eine Gruppe von Special Olympics dabei. Zudem konnten wir mit Guido Kratschmer als Special-Gast einen sehr bekannten ehemaligen Sportler gewinnen, der sich bereit erklärt hatte im Team Special Olympics unsere Aktion zu begleiten.
Welche Rolle spielen Netzwerke?
Peter Raueiser:
Mit dem Ziel nachhaltige Bewegungsangebote zu realisieren, sind wir ständig dabei unser Netzwerk zu erweitern. Insbesondere bei der Realisierung des Wald-Fitness-Parcours, der ja wie unsere Mondlaufaktion vereinsübergreifend für alle Menschen nutzbar sein soll, freuen wir uns über zusätzliche Unterstützer auch weit über unsere schöne Heimatregion hinaus.
Mehr zum Mondlauf:
<link https: www.mondlauf.de _blank>Weitere Informationen zum Mondlauf-Finale am 20./21. Juli 2019 im Moselstadion Cochem