| Interview der Woche

Philipp Baar: "Eigenes Team gibt den Extra-Kick"

Philipp Baar war am Sonntag der Überraschungssieger bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Hannover. Der 24-Jährige konnte mit seiner Zeit von 64:57 Minuten einige stärker eingeschätzte Läufer auf die Plätze verweisen und sich auch mit der Mannschaft des ART Düsseldorf den Titel sichern. Im Interview sprach der neue Meister über seinen bisher größten Erfolg und seine Ziele für die Bahnsaison.
Birte Grote

Philipp Baar, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg. Wie verlief das Rennen aus Ihrer Sicht?

Philipp Baar:

Am Start bin ich etwas schlecht weggekommen, konnte aber schnell zu Hendrik Pfeiffer aufschließen. Hendrik ist sehr clever gelaufen, hat ständig Tempospitzen eingebaut, bestimmt zehn mal im ganzen Rennen. Ich habe versucht, mich daran nicht kaputtzulaufen, sondern das durch gleichmäßiges Tempo auszugleichen. Ich konnte dran bleiben und bei Kilometer 19 eine kleine Lücke erlaufen. Da kam auch mein Trainer Jürgen Stephan gerade mit dem Auto vorbei und hat mir meinen Vorsprung zugerufen. Ich wusste, dass ich mich nur noch paar Minuten durchkämpfen muss und ich hinten raus stark bin. Viel länger hätte das Rennen aber auch nicht dauern dürfen.

Hatten Sie vorher einen Medaillenplatz oder sogar den Sieg im Visier?

Philipp Baar:

Den Sieg sicherlich nicht. Mein Trainer hat gesagt, dass ich die Zeiten der Favoriten auch laufen kann, deswegen bin ich vorne mitgelaufen. Ich habe mich gefreut, dass außer Hendrik Pfeiffer sonst niemand vorne Tempo gemacht hat und wollte meine Chance nutzen. Die Halbmarathon-DM wollten wir einfach mitnehmen und gucken, was dabei rauskommt.

Mit der Düsseldorfer Mannschaft haben Sie ebenfalls den deutschen Meistertitel gewonnen. War das ein zusätzlicher Ansporn?

Philipp Baar:

Ja, auf jeden Fall. Der Mannschaftstitel war das eigentliche Ziel. Und wenn man sich die Einzelplatzierungen unserer ersten Läufer anschaut, sieht man: erster, dritter, vierter und achter Platz. Man musste nicht nur in die Top Ten, sondern unter die ersten Vier laufen, um in die erste Mannschaft zu kommen! Das ist eine riesige Motivation und gibt noch mal einen extra Kick, wenn man sich auch im eigenen Team behaupten muss. Gleichzeitig macht es natürlich Spaß, mit so tollen und erfahrenen Leuten in einem Verein zu laufen.

Bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Löningen waren Sie als Dritter auf der Langstrecke auch schon erfolgreich, hat sich die gute Form schon über den Winter angedeutet?

Philipp Baar:

Ich habe mein Studium abgeschlossen, bin seit drei Monaten aus den USA zurück und lebe mit meiner Frau nun in Berlin. Hier ist natürlich alles ein bisschen anders. Ich muss mich jetzt neu sortieren, einen schönen Beruf finden, denn vom Laufen kann ich nicht leben. Laufen ist für mich mehr als ein Hobby, aber ich bin kein Profi. Ich war nicht im Trainingslager, sondern habe in Berlin trainiert und das war super. Es macht mir einfach Spaß. In den USA bin ich schon einige gute Rennen gelaufen, von denen ich wusste, dass ich im Halbmarathon eine tiefe 64er-Zeit laufen könnte. Aber eine gute Form zu haben, ist nicht alles. Es muss an einem Tag immer viel zusammenpassen, damit man zeigen kann, was man drauf hat.

Was sind die Ziele für dieses Jahr?

Philipp Baar:

Wir wollten einfach viel ausprobieren und alles mitnehmen, was geht und dann das Beste rausholen. Halle, Cross, Straße und Bahn. Und dann irgendwo eine Medaille gewinnen. Dass es nun gleich in Löningen bei der Cross-DM geklappt hat, war ein super Ansporn und heute der Titel natürlich auch. Aber ich will mich für die nächsten Wettkämpfe nicht unter Druck setzen.  

Wie sieht Ihre weitere Planung für die Saison aus?

Philipp Baar:

Der Fokus liegt auf der 10.000-Meter-Meisterschaft am 13. Mai in Bautzen. Ich will mir nicht anmaßen, zu sagen, dass ich dort auch eine Medaille gewinne. Ich will gut laufen und eine tolle Zeit erreichen. Den Halbmarathon hatten wir mitgenommen, weil der von den 10.000 Metern gar nicht so weit weg ist. Ich wollte hier einfach mal schnell laufen. Der Fokus liegt aber weiter bei den 5.000 und 10.000 Metern.

Haben Sie auch schon internationale Rennen im Kopf, wie zum Beispiel die Europameisterschaften 2018 in Berlin?

Philipp Baar:

Nein, mein Trainer sagt immer: Bis dahin fließt noch viel Wasser die Fulda hinunter. Es kann noch viel passieren bis dahin. Ich will gesund bleiben und gute Rennen laufen, was dann dabei rausspringt, werde ich mit der Zeit sehen.

Mehr:

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