| Interview der Woche

Robert Harting: „WM statt Badesee“

Robert Harting (SCC Berlin) ist zurück im Ring. Nach 275 Tagen hat er am Pfingstmontag in Rehlingen sein Comeback gegeben. Der Diskus-Olympiasieger von London (Großbritannien) siegte bei nicht optimalen Windbedingungen mit 64,99 Metern. Anschließend äußerte er sich ausführlich über den noch fehlenden Zentimeter zur Norm (65,00 m) für die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August), über sein immer noch schmerzendes Knie und wie er selbst seine Leistung einordnet. leichtathletik.de hat seine Aussagen zusammengestellt.
Manuel Keil

Robert Harting, herzlichen Glückwunsch zum Comeback und zum heutigen Sieg in Rehlingen.

Robert Harting:

Danke schön.

64,99 Meter im ersten Wettkampf. Ein Zentimeter hat  zur WM-Norm gefehlt. Wollten Sie nicht nachmessen lassen?

Robert Harting:

Das hätte ich eigentlich machen können. Jetzt ist es aber zu spät. Ich glaube nicht, dass die Kollegen die Stelle noch finden, an der der Diskus aufgekommen ist. Es kommt ja auf den Punkt an, ab dem gemessen wird. In der Regel ist das Mess-System dann schon sehr genau, bis auf einen Hundertstel-Millimeter glaube ich. Also, da wird die Messung schon stimmen.

Waren Sie nach Ihrer langen Wettkampfpause etwas nervöser als sonst vor einem Saisonstart?

Robert Harting:

Naja, ich würde mal sagen, ich war normal nervös. Das reicht aber auch. Die Nervosität ist speziell am Anfang sehr hoch. In technischen Disziplinen ist das nicht förderlich. Man muss abrufen können. Wenn die Nervosität da ist, stört sie das Signal, das den Bewegungsablauf abruft. Deswegen muss ich diesen Einfluss ein bisschen abbauen.

Wie hat Ihr Körper die Wettkampfbelastung vertragen, lief da alles ohne Probleme?

Robert Harting:

Nein, nicht wirklich. Das Knie tut noch weh. Das macht Probleme. Vor allem habe ich dadurch ein Geschwindigkeitsdefizit in den unteren Extremitäten. In den nächsten Wochen müssen wir daher weiter an der Beinarbeit arbeiten.

Wie ordnen Sie Ihre Leistung unter diesen Umständen ein?

Robert Harting:

Die Bedingungen waren sehr schwer. Das Meeting ist wunderschön, aber wir werfen den Diskus in die Luft und setzen ihn der Aerodynamik aus. Was den Wind betrifft, hatten wir schlechte Bedingungen. Es war auch noch sehr wechselhaft. Man muss sich ja nur die Sprints ansehen mit bis zu 2,5 Metern pro Sekunde. Bei uns Diskuswerfern reduzieren diese Bedingungen unsere Leistung um rund eineinhalb Meter. Rechnet man die drauf, wäre ich im Plan.

Also sind Sie unterm Strich zufrieden mit Ihrem ersten Saison-Wettkampf?

Robert Harting:

Ja und Nein. [überlegt] Ich weiß nicht. Ich bin gut drauf, für das, was ich trainieren konnte. Natürlich will man die Norm gerne direkt abhaken, aber die Bedingungen waren nicht einfach. Das beruhigt mich zumindest. Aber die Leistung steht am Ende auf dem Zettel. Und da steht nicht drauf, wie der Wind war. Und nach diesem Ergebnis wird man bemessen, wir sind eine metrische Sportart.

Sie sind in diesem Jahr erstmals beim Rehlinger Pfingstsportfest gestartet. Wie hat Ihnen das Meeting gefallen?

Robert Harting:

Super, es ist ein sehr schönes Leichtathletik-Meeting. Ich habe zwar davon gehört, frage mich aber, was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe, als es stattgefunden hat. Das Wetter war super, die Konkurrenz war da und es ist ein schöner Wettkampf zustande gekommen.

Sie sind das erste Mal hier in Rehlingen und haben gleich auch einen Fanclub. Wie machen Sie das nur, auf jedem Dorf einen Fanclub zu haben?

Robert Harting:

Das ist cool. Ich freue mich über die Mädels. Es ist cool, dass Fanclubs auch zur Leichtathletik gehören und schön, wenn ich die Oberfläche dafür bieten kann.

Woran arbeiten Sie in den nächsten Wochen noch genau im Training? Bei der WM wollen Sie vermutlich auf jeden Fall dabei sein, trotz der starken nationalen Konkurrenz um die WM-Tickets...

Robert Harting:

Wie schon gesagt, müssen wir vor allem an der Beinarbeit arbeiten. Ich habe vor sieben Monaten die letzte Knie-OP gehabt. Es ist leider so, dass Diskuswerfen mit Energie aus dem Unterkörper funktioniert. Das ist bei mir momentan nicht optimal gegeben. Deswegen mache ich technische Fehler. Wenn sich das verbessert, werfe ich auch locker 66 Meter. Und das wäre ganz geil. Ich hab nie geübt, am Badesee zu liegen, deshalb muss ich zur WM fahren.

Wo geht es bei Ihnen mit dem nächsten Wettkampf weiter?

Robert Harting:

Ich werfe als nächstes beim Diamond League Meeting in Oslo.

(Hinweis: Das Meeting in Oslo findet am Donnerstag, 15. Juni statt.)

Mehr:

<link http: www.sr-mediathek.de _blank>Robert Harting meldet sich mit Sieg zurück
Die Übertragung des Meetings in der Mediathek des Saarländischen Rundfunks

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