Der Hallen-Europarekordler im Weitsprung Sebastian Bayer hat sich bei der Reform der Leichtathletik-Rekordlisten gegen einen Radikalschnitt ausgesprochen. "Es gibt Rekorde, die angezweifelt werden oder bei denen es bewiesen ist, dass sie unter Doping zustande gekommen sind. Es gibt aber auch viele Rekorde, die bislang ohne Zweifel sind", sagte der 30-Jährige dem SID.
Hallen-Europarekordler Sebastian Bayer (Hamburger SV) hat sich bei der geplanten Reform der Leichtathletik-Rekordlisten durch den Europaverband EAA gegen einen Radikalschnitt ausgesprochen. "Ich finde es falsch, eine Liste von Grund auf zu überarbeiten. Es gibt Rekorde, die angezweifelt werden oder bei denen es bewiesen ist, dass sie unter Doping zustande gekommen sind. Es gibt aber auch viele Rekorde, die bislang ohne Zweifel sind", sagte der Weitspringer.
Sebastian Bayer hatte 2009 in Turin (Italien) und 2011 in Paris (Frankreich) den EM-Titel in der Halle gewonnen, 2012 triumphierte er in Helsinki (Finnland) im Freien. In Turin stellte der Hamburger mit 8,71 Metern die bis heute gültige europäische Bestmarke auf. "Wenn man sieht, was man alles geopfert hat, um diese Leistung zu bringen – und dann wird die mit dem Rotstift ausradiert. Für Sportler wie mich, die nie in Kontakt mit Doping gekommen sind, wäre das wie ein Schlag ins Gesicht", sagte der 30-Jährige. Vielmehr plädierte er für eine differenziertere Betrachtung: "Wenn Sportler überführt wurden oder erzielte Leistungen mit Doping nachweislich bewiesen sind, sollte man diese streichen."
Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell kontaktiert Anwalt
Der europäische Leichtathletik-Verband EAA hatte sich aufgrund der Vielzahl an dopingverdächtigen Bestleistungen aus der Vergangenheit für neue Rekordlisten ausgesprochen. Der Vorschlag auch auf Weltrekorde ausgeweitet werden, eine entsprechende Entscheidung könnte auf dem Kongress des Weltverbandes IAAF im August fallen. Zudem sollen neue Kriterien gelten, damit ein Rekord in Zukunft anerkannt wird. Ob derzeit bestehende Rekorde, die bereits jetzt den zukünftigen Kriterien entsprechen, weiter bestehen bleiben könnten, wurde noch nicht entschieden.
Auch Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell hat die geplante Reform der Rekordlisten scharf kritisiert. Die Vorschläge seien respektlos, ungerecht und ein Schlag ins Gesicht. "Ich habe bereits meinen Rechtsanwalt kontaktiert", sagte der 53-Jährige, der bei der WM in Tokio (Japan) 1991 mit der noch heute gültigen Bestmarke von 8,95 Metern Gold gewann, BBC Radio 5. Zwar gebe es sicherlich fragwürdige Bestmarken, sein Weltrekord sei allerdings ehrlich. "Es ist einer der größten Momente der Sportgeschichte", sagte der US-Amerikaner: "Eine solche Entscheidung würde so viele Dinge zerstören. Es ist falsch. Ich werde sie bekämpfen."
Zustimmung für einen Neustart der Rekordlisten gab es dagegen von der niederländischen Sprinterin Dafne Schippers. "Jeder weiß, dass die 1980er Jahre nicht die besten Jahre der Leichtathletik waren. Und viele Rekorde sind aus dieser Zeit", sagte die Weltmeisterin und Europarekordlerin über 200 Meter der Daily Mail: "Es wäre gut, wenn wir diese Zeit hinter uns lassen könnten." Nach dem Willen der EAA sollen die bisherigen Bestleistungen in eine Art historische Liste überführt werden, aber nicht mehr als aktuelle Rekorde gelten.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)