| Vorschau World Relays

DLV-Team gespannt auf Staffel-Schachspiel in China

© Gladys Chai von der Laage
Am kommenden Wochenende werden bei den World Relays in Guangzhou WM-Startplätze für die Staffeln über 4x100 und 4x400 Meter vergeben. Möglichst viele WM-Tickets wollen sich die deutschen Teams erkämpfen, die in allen Entscheidungen an den Start gehen. Auch die anderen Nationen können jedoch mit einigen Stars aufwarten.
Svenja Sapper

An diesem Donnerstag macht sich das deutsche Team für die World Relays vom Trainingslager in Kuala Lumpur (Malaysia) in Richtung Guangzhou (China) auf, wo am Wochenende (10./11. Mai) die World Relays stattfinden. Unter den 26 Athletinnen und Athleten, die den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in China vertreten, befinden sich sowohl erfahrene Leistungsträger als auch einige Newcomer (zum Aufgebot). Eines eint die Nominierten: Alle werden alles geben, um für die deutschen Teams möglichst viele Startplätze für die Weltmeisterschaften in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) klarzumachen.

Dies ist jedoch keine leichte Aufgabe. „Bei den World Relays kann alles passieren, das haben wir im vergangenen Jahr gesehen“, sagt der Leitende Bundestrainer Sprint/Staffeln Julian Reus. 2024 in Nassau (Bahamas) sicherten sich vier deutsche Staffeln die Olympia-Qualifikation, als fünftes Quartett löste die 4x400-Meter-Staffel der Frauen bei der EM in Rom (Italien) das Ticket nach Paris (Frankreich). 

Von Kuala Lumpur nach Guangzhou

In diesem Jahr stehen aufgrund abweichender Saisonplanungen nicht alle Sprinterinnen und Sprinter zur Verfügung, die voriges Jahr ihren Teil zur Olympia-Qualifikation beigetragen haben. Doch auch die Neulinge im Team, wie etwa die 21 Jahre alten Sina Kammerschmitt (MTG Mannheim) und Chidiera Onuoha (ASV Köln), sind hochmotiviert. Im Precamp in Kuala Lumpur haben sich die DLV-Athletinnen und -Athleten zuletzt intensiv auf die World Relays vorbereitet und bei einem Wettkampf-Test am Samstag (wir berichteten) bereits Selbstvertrauen getankt.

„Die Bedingungen hier in Kuala Lumpur waren sehr gut und leistungsfördernd“, lobt Volker Beck, Bundestrainer Langsprint, Langhürde und 4x400-Meter-Staffeln. „Wir haben uns in den vergangenen zehn Tagen sehr gut an das Klima und die Zeitzone angepasst. Die gute Stimmung aus dem Trainingslager wollen wir jetzt natürlich nach China mitnehmen, um dort als Gesamt-Team so viele Staffeln wie möglich mit einem Ticket für die WM in Tokio auszustatten.“ 

Taktik entscheidend

Wie im Vorjahr qualifizieren sich bei den World Relays über 4x100 Meter der Männer und Frauen sowie über 4x400 Meter der Männer, Frauen und Mixed-Staffel 14 Nationen für die WM. In vier Vorläufen buchen die jeweiligen Top zwei ein Direktticket ins Finale der World Relays und zugleich den WM-Startplatz. In einer zweiten Qualifikationsrunde treten in drei Läufen alle Staffeln an, die den Finaleinzug verpasst haben, von denen erneut pro Lauf zwei Teams den Weg nach Tokio einschlagen. 

Auch in diesem Jahr wird es darum gehen, Schnelligkeit und gute Wechselqualitäten mit der richtigen Erfolgsstrategie zu kombinieren. Denn die wohl größte Herausforderung stellt der Zeitplan dar. An beiden Tagen wird das Wettkampfprogramm in kompakten Sessions, die nur zweieinhalb bis drei Stunden dauern, ausgetragen, was Doppelstarts in der klassischen 4x400-Meter-Staffel und der 4x400-Meter-Mixed-Staffel erschwert. „Es wird auch darauf ankommen, die richtige Strategie zu haben“, erläutert Julian Reus. „Und natürlich werden die anderen Nationen auch taktieren.“ 

Premiere feiert in Guangzhou die 4x100-Meter-Mixed-Staffel. Dabei sprinten zunächst zwei Frauen, dann zwei Männer die 100 Meter. Bei der WM wird das neue Event in diesem Jahr noch nicht ausgetragen, wurde aber bereits ins Programm der Europameisterschaften 2026 und der Olympischen Spiele 2028 aufgenommen. Für die deutschen Staffeln liegt der Fokus daher zunächst auf den klassischen 4x100-Meter-Staffeln. „Im Hinblick auf die EM 2026 und die Olympischen Spiele 2028 ist es uns trotzdem wichtig, auch mit der Mixed-Staffel erste Erfahrung zu sammeln“, erklärt Julian Reus. 

Amusan, Fraser-Pryce & Co. 

Die Meldelisten versprechen hochspannende Rennen. Kanada bietet sein komplettes Gold-Quartett der Olympischen Spiele auf. Für Großbritannien ist Hallen-Welt- und Europameister Jeremiah Azu gemeldet. Die Jamaikaner haben neben dem Olympia-Zweiten Kishane Thompson auch den mittlerweile 35 Jahre alten Weltmeister von 2011 Yohan Blake in ihren Reihen. Über 4x400 Meter wird neben den USA sicher auch die europäische Konkurrenz, etwa Großbritannien und Belgien, zu beachten sein. Die Vorjahressieger aus Botswana müssen jedoch auf drei Viertel ihrer Erfolgsstaffel, die auch Olympia-Silber holte, verzichten. Unter anderem hat 200-Meter-Olympiasieger Letsile Tebogo abgesagt. 

Bei den Frauen sind für die 4x100-Meter-Staffeln ihrer Nationen unter anderem Hallen-Europameisterin Zaynab Dosso (Italien) und 100-Meter-Hürden-Weltrekordlerin Tobi Amusan (Nigeria) gemeldet. Jamaika baut auf Sprint-Ikone Shelly-Ann Fraser-Pryce und 200-Meter-Weltmeisterin Shericka Jackson. Stets zu den Favoritinnen zählen über beide Strecken die USA. Die „Stars & Stripes“ schicken unter anderem die Olympia-Fünfte Twanisha Terry ins Rennen, die schon in der Goldstaffel von Paris zum Einsatz kam. Einen großen Namen tragen auch die Vize-Europameisterin über 400 Meter Rhasidat Adeleke (Irland) und Kenias 800-Meter-Weltmeisterin Mary Moraa, die für die 4x400-Meter-Staffeln gemeldet sind. 

Abzuwarten bleibt nun, wie sich die Top-Athletinnen und -Athleten auf die klassischen und die Mixed-Staffeln verteilen. Und so steigt die Spannung vor dem Schachspiel, das am Wochenende möglichst viele deutsche Staffeln nach Tokio führen soll. 

Einen deutschsprachigen Livestream von den World Relays finden Sie an beiden Tagen auf Eurovision Sport. Es kommentiert Alexandra Dersch. 

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