110 Meter Hürden: Zwei jugendliche Athleten im Vergleich
Von Jan May und Helmar Hommel
Gregor Traber wurde in diesem Jahr über 60 Meter Hürden sowohl in der Jugend als auch bei den Aktiven Deutscher Hallenmeister. Der Tübinger belegt in der aktuellen deutschen Hallenbestenliste der Männer mit 7,75 Sekunden Platz zwei. Der ein Jahr jüngere René Mählmann belegte bei den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften Platz zwei und ging danach zusammen mit Gregor Traber für den DLV bei einem internationalen Länderkampf in Hamburg an den Start.
Kommentar zur Lehrbildreihe von Gregor Traber
Die Lehrbildreihe 1468 zeigt Gregor Traber bei den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften im Finale über 60 Meter Hürden, das er in 7,66 Sekunden souverän gewann.


In den Bildern 1 bis 7 ist der Zwischenhürdensprint zu sehen. Gregor Traber drückt sich mit dem rechten Bein kraftvoll vom Boden ab (s. Bild 1). Er zeigt einen guten Kniehub mit dem linken Bein sowie eine gute Hüftstreckung. In Bild 2 wird der Sprintschritt mit hoher Hüfte deutlich sichtbar, er ermöglicht ein gutes Weitersprinten zur Hürde. Der Unterschenkel des linken Beins pendelt nicht vor, sodass der Fußaufsatz dicht unter dem Körperschwerpunkt erfolgt (s. Bild 3).
Die Bilder 5 bis 7 zeigen Gregor Traber im dritten Schritt zur Hürde. Der Abdruck mit einer hohen Körperschwerpunktlage bereitet den Take-off-Schritt gut vor (s. Bild 5). In Bild 7 setzt der rechte Fuß minimal zu weit vor dem Körperschwerpunkt auf. Auffällig ist in dieser Phase auch, dass der linke Arm nicht zurück pendelt. Dieser Doppelarmeinsatz zur Hürde ist eher selten zu sehen. Der niederländische Hürdensprinter Gregory Sedoc ist einer der wenigen Spitzenathleten, die diese Variante wählen. Der Doppelarmeinsatz hat gegenüber dem üblichen Wechselarmschwung keine Vorteile.
Gregor Traber zeichnet sich durch eine hohe Hüftposition aus. Aus dieser Position gelingt es ihm, einen kraftvollen Abdruck zur Hürde auszuführen. Dies wiederum hat eine kurze Hürden-Überquerungszeit zur Folge. Durch ein schnelles „Aufkicken“ des Schwungbeins wird eine hohe Geschwindigkeit zur Hürde hin transportiert (s. Bild 10). Gregor Traber touchiert die Hürde leicht. Der Hürdenkontakt stellt aber keinen erheblichen Zeitverlust dar, da sich das gesamte System aus Schwung- und Nachziehbein weiter nach vorn bewegt (s. Bild 11). Das Schwungbein „sucht“ nach der Hürdenüberquerung schnell Bodenkontakt. Dies wird auch durch die Oberkörpervorlage unterstützt (s. Bild 12).
Die Landeposition des Schwungbeins nach der Hürde ist unter dem Körperschwerpunkt (s. Bild 13). Durch die gute Oberkörpervorlage kann Gregor Traber den Stütz schnell überwinden und die Amortisation gering halten (s. Bild 14). Das Nachziehbeinknie führt er in einer sehr hohen Position. Alles zusammen ermöglicht ihm ein schnelles Weiterlaufen von der Hürde weg (s. Bild 15). Ein leichtes Verdrehen in der Schulter zeigt jedoch, dass Gregor Traber die Position noch nicht ganz stabil halten kann.
Gregor Traber auf dem Weg zum deutschen Jugendtitel
Kommentar zur Lehrbildreihe von René Mählmann
Die Lehrbildreihe 1469 zeigt Renè Mählmann bei den Deutschen Jugendhallen-meisterschaften im Vorlauf über 60 Meter Hürden.


In Bild 1 zeigt René Mählmann einen guten Abdruck mit dem rechten Bein. Er trifft sich dabei „in der Hüfte“ und kann einen guten Kniehub mit dem linken Bein im zweiten Schritt des Zwischenhürdensprints realisieren. Der Armeinsatz unterstützt die Bewegung (s. Bild 2).
In Bild 3 erfolgt der Fußaufsatz durch das zuvor stattfindende Öffnen des Kniegelenkwinkels etwas zu weit vor dem Körperschwerpunkt. Dies führt zu einem deutlichen Absenken der Ferse und der Hüfte. Der Körperschwerpunkt wird hier etwas zu tief abgesenkt (s. Bild 4), auch die Oberkörpervorlage ist etwas zu stark ausgeprägt.
Den dritten Schritt zur Hürde (s. Bild 5) führt René Mählmann mit viel Kraftaufwand aus. Aufgrund der zu niedrigen Körperschwerpunktlage wird der Schritt zu lang (s. Bilder 5 bis 7). In Bild 7 bewegen sich der Oberkörper und die Hüfte leicht nach hinten, der Take-off-Aufsatz vor der Hürde erfolgt wiederum etwas zu weit vor dem Körperschwerpunkt (s. Bild 8) und hat ein leichtes Stemmen zur Folge. Durch ein besseres Anspannen der Rumpfmuskelschlingen und damit einer stabileren Rumpfposition, könnte eine höhere Körperschwerpunktlage erzwungen werden.
Bild 10 zeigt das Einleiten der Hürdenüberquerung. Hier könnte der rechte Arm schon die „Abwärtsbewegung“ einleiten. Der Nachziehbein-Einsatz in Kopplung mit dem Schwungbein ist gut (s. Bild 11). Das Schwungbein sollte möglichst schnell Bodenkontakt „suchen“ und unter den Körperschwerpunkt gezogen werden (s. Bild 12). Die Landeposition mit dem Schwungbeinfuß ist etwas zu weit vor dem Körperschwerpunkt (s. Bild 13). Durch die gute Oberkörpervorlage gelingt es René Mählmann jedoch, dies zu kompensieren.
In Bild 14 zeigt er eine gute Ablaufposition (von der Hürde weg), das Nachziehbein-Knie befindet sich weit vor dem Körper. Der Auslauf aus der Hürde gelingt relativ geradlinig, mit nur leichtem Verdrehen der Schulter (s. Bild 15). Bei der Landung, auf dem Nachziehbein (s. Bild 16), befindet sich die rechte Schulter noch hinten, hier müsste der Rumpf stabiler gehalten werden.
René Mählmann rennt zum Vorlauf-Sieg
In leichtathletiktraining 4/2011 werden die Bildreihen beider Hürdensprinter ausführlich kommentiert und durch Angaben ihrer individuellen Leistungsentwicklung ergänzt. Zudem gibt der Heimtrainer von Gregor Traber in einem Interview einen kleinen Einblick in das Training seines Schützlings.