400 Meter Hürden: Deutsche Athleten im Aufschwung
Von Volker Beck
Die Bildreihen 1478 bis 1480 zeigen die drei schnellsten deutschen 400-Meter-Hürdensprinter dieses Jahres jeweils bei der Überquerung der vierten Hürde.
Georg Fleischhauer
In Bildreihe 1478 ist Georg Fleischhauer im Vorlauf der Deutschen Meisterschaften (49,97 Sekunden) zu sehen.


Die Bilder 1 bis 4 zeigen die aktive Hürdenannäherung im letzten Schritt vor der vierten Hürde. Die Vorbereitung erfolgt aus einer hohen Körperschwerpunktlage (KSP-Lage), das Abdruckbein wird senkrecht unter der Hüfte aufgesetzt (s. Bild 4). Der Oberkörper ist leicht nach vorn geneigt. Das Schwungbein unterhalb der Hüfte zeigt ein gutes Anfersverhalten.
In Bild 5 ist das Abdruckbein gestreckt, die hohe KSP-Position wird beibehalten. Das Schwungbeinknie wird hoch und geradlinig geführt, der Führungsarm aktiv eingesetzt. Mit beginnender Streckung wird das Schwungbein attackierend eingesetzt (s. Bild 6). Der aktive Führungsarm zeigt leicht nach innen, überquert aber nicht die Mittellinie.
In Bild 9 ist die beginnende Abwärtsbewegung mit dem Schwungbein zu sehen. Das abduzierte Nachziehbein wird parallel zum Boden nach vorn geführt und der linke Führungsarm zurückgenommen. Der Kniegelenkswinkel im Nachziehbein (s. Bild 10) ist optimal.
Das Schwungbein setzt nach der Hürde unter dem KSP auf. Die Hüftposition ist optimal, der Oberkörper leicht nach vorn gerichtet (s. Bilder 12 und 13), sodass die Geschwindigkeit sehr gut in den ersten Schritt nach der Hürde mitgenommen werden kann. Positiv hervorzuheben, ist der aktive Fußaufsatz in Verbindung mit einer ausgezeichneten Höhe und Position des Nachziehbeins in Laufrichtung. Hinter der Hürde erfolgt ein kraftvoller Abdruck mit hohem KSP (s. Bilder 13 bis 15). Die Nachziehbeinbewegung wird durch die Armarbeit unterstützt.
Georg Fleischhauer im Vorlauf unter 50 Sekunden
David Gollnow
Lehrbildreihe 1479 zeigt David Gollnow im Endlauf der Deutschen Meisterschaften, den er in 49,56 Sekunden gewann.


Die Bilder 1 bis 4 zeigen die aktive Hürdenannäherung im letzten Schritt vor der Hürde aus dem 13er-Rhythmus mit deutlicher Absenkung des KSP. Das Abdruckbein setzt etwas vor der Hüfte auf. Des Weiteren ist die Oberkörperposition durch die leichte Rotation der Schultern nicht ganz optimal (s. Bild 4). Das Anfersverhalten des Schwungbeins unterhalb der Hüfte ist hingegen als gut zu bewerten.
In Bild 5 wird die etwas zu tiefe Körperschwerpunktposition durch einen kraftvollen Abdruck in die Hürde korrigiert. Das Schwungbein wird geradlinig mit hohem Knie geführt, der Führungsarm aktiv eingesetzt. Ab Bild 6 ist ein attackierendes Schwungbein mit beginnender Streckung zu erkennen. Der aktive Führungsarm zeigt leicht nach innen, der Gegenarm wird zu weit seitlich nach hinten geführt. In Bild 7 beginnt David Gollnow das Nachziehbein abzuwinkeln, das Schwungbein ist vollständig gestreckt. Der aktive Führarmeinsatz bleibt erhalten. Die Beugung des Kniegelenks im Schwungbein leitet die Abwärtsbewegung ein (s. Bild 8). Das abduzierte Nachziehbein wird parallel zum Boden nach vorn geführt. Der linke Führungsarm wirkt der rotatorischen Kraft entgegen, die durch das Nachziehbein entsteht.
David Gollnow setzt das Schwungbein nach der Hürde unter dem KSP auf, die Hüftposition ist leicht nach hinten verlagert und somit nicht ganz optimal (s. Bild 11). Der aktive Fußaufsatz bei guter Höhe und Position des Nachziehbeins in Laufrichtung ermöglicht einen flüssigen Übergang in den Lauf zwischen den Hürden. Der Abdruck nach der Hürdenüberquerung erfolgt bei stabiler Lage des KSP, der Oberkörper ist etwas zu aufrecht. Das Nachziehbein wird im ersten Schritt nach der Hürde etwas zu passiv vor der Hüfte aufgesetzt (s. Bilder 14 und 15).
David Gollnow setzt sich durch
Varg Königsmark
In Lehrbildreihe 1480 ist Varg Königsmark bei der Junioren-Gala in Mannheim (50,46 Sekunden) zu sehen.


Die Bilder 1 bis 4 zeigen die Hürdenannäherung im letzten Schritt vor der Hürde aus dem 13er-Rhythmus mit deutlicher Körperschwerpunktabsenkung und starker Rücklage. Das Abdruckbein wird deutlich vor der Hüfte aufgesetzt und die Oberkörperposition ist durch die Rotation der Schulter geprägt (s. Bilder 3 und 4). Das Anfersverhalten des Schwungbeins unterhalb der Hüfte ist gut.
Auf Grund der relativ tiefen Position des KSP wird der Abdruck nach vorn oben realisiert. Varg Königsmark bringt das Schwungbein mit hoher geradliniger Knieführung und setzt den Führungsarm aktiv ein (s. Bild 5). In Bild 6 ist das Attackieren der Hürde mit dem Schwungbein zu erkennen. Der Athlet beginnt hier, das Nachziehbein nach außen abzuwinkeln. Das Schwungbein ist noch stark gebeugt und wird in einer zu hohen Position fixiert. In Bild 7 ist das Schwungbein komplett gestreckt. Der aktive Führarmeinsatz wird beibehalten. Bild 9 zeigt eine fast gestreckte, passive Schwungbeinführung bei einer deutlich zu hohen Hürdenüberquerung. Das Nachziehbein ist nicht vollständig abduziert.
Die passive Abwärtsbewegung mit dem Schwungbein wird danach fortgesetzt (s. Bilder 10 und 11). Daraus resultierend wird das Nachziehbein in der Folge zu früh nach vorn geführt. In der Abwärtsbewegung ist das Schwungbein vollständig gestreckt. Varg Königsmark setzt das Schwungbein vor dem KSP auf, die Hüftposition ist nach hinten verlagert (s. Bild 11). Weit hinter der Hürde erfolgt der Fußaufsatz auf der ganzen Sohle mit sich öffnender Führarmseite (s. Bild 12). Beides erschwert den Übergang in den Zwischenhürdensprint und ist mit einem Geschwindigkeitsverlust verbunden.
Der Abdruck gelingt mäßig und wird von der starken Öffnung der Führarmseite begleitet (s. Bild 13). Das Nachziehbein wird im ersten Schritt nach der Hürde passiv vor der Hüfte mit starker KSP-Absenkung aufgesetzt.
Varg Königsmark stellt Talent unter Beweis
In Ausgabe 9+10/2011 der Zeitschrift leichtathletiktraining finden Sie weitere Angaben zu den schnellsten deutschen 400-Meter-Hürdensprintern. So werden u.a. Abschnittszeiten verschiedener Läufe dargestellt und frontale Aufnahmen an der achten Hürde kommentiert.