Kugelstoß: Christian Jagusch – vielseitiges Bewegungstalent
Von Peter Salzer
Bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Leverkusen gab es im Kugelstoßen der weiblichen und männlichen Jugend ein Novum: Zum ersten Mal kamen mit Lena Urbaniak (LG Filstal) und Christian Jagusch (SC Neubrandenburg) beide Sieger aus dem Lager der Drehstoßtechniker.
Christian Jagusch stieß zuvor mit der Wechselschritt-Technik. Die Wettkämpfe im Winter waren die ersten, die er in der Drehstoßtechnik absolvierte. Seine Leistungssteigerung ist deshalb umso bemerkenswerter. Damit schaffte er in der Hallensaison bereits den Sprung in die Weltspitze der U20-Junioren.
Kommentar zu den Lehrbildreihen von Christian Jagusch
Die Bildreihen 1470 und 1471 zeigen den vierten Versuch von Christian Jagusch bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften aus zwei Beobachtungspositionen (von hinten und von der Seite). In diesem Versuch verbesserte er seine persönliche Bestleistung auf 19,82 Meter.




Christian Jagusch kratzt an den 20 Metern
Christian Jagusch beginnt die Stoßbewegung mit einer weiten Ausholbewegung des Schwungarms (s. Bilder 1 bis 3). Allerdings müsste er seinen Körperschwerpunkt im Anschwung noch deutlicher auf das linke Bein legen, mit dem Fußgelenk aktiver weiterdrehen und den Schwungarm etwas länger „verzögern“, um einen mehr geöffneten Hüftgelenkswinkel zu erreichen (s. Bild 3 in der Ansicht von hinten).
Durch das Vorlaufen des Schwungarms (s. Bild 5 in der Ansicht von hinten) gelingt es Christian Jagusch nicht, seine rechte Hüftseite optimal nach vorne in Richtung Kreismitte zu bringen. Er kippt etwas zur linken Seite (s. Bild 6 in der Ansicht von hinten) und kann somit keinen hohen Streckimpuls in Stoßrichtung erzeugen. Dies führt dann auch zu einer für einen Drehstoßtechniker relativ weiten Stoßauslage (s. Bilder 10). Vorbildlich ist dagegen die flache Führung des Schwungbeins in Richtung Kreismitte.
In Bild 8 (s. Ansicht von der Seite) wird deutlich, dass Christian Jagusch eine anforderungsgerechte Körperrücklage erreicht. Allerdings müsste das Schwungbein näher an der Körperschwerpunktachse geführt und der Beugewinkel im Kniegelenk etwas kleiner sein, um ein schnelleres Setzen in Richtung Stoßbalken realisieren zu können.
Durch das aktive Weiterdrehen im rechten Fußgelenk (s. Bilder 8 bis 12) kann Christian Jagusch das „Vorlaufen“ der Schulterachse (s. Bild 10) kompensieren und dennoch eine gute Verwringung zwischen Hüft- und Schulterachse erreichen.
Aufgrund seiner überragenden athletischen Voraussetzungen gelingt ihm in der Abstoßphase (s. Bilder 12 bis 14) eine explosive Streckung in beiden Fußgelenken. Ein hoher Streckimpuls ist somit gewährleistet und die Kugel wird optimal in ihrer „Seele“ getroffen.
Die Umsprungbewegung auf das Dreh-/Druckbein und das Ausbalancieren in den sicheren Stand bereiten Christian Jagusch keinerlei Probleme (s. Bilder 15 und 16). Die erzeugte Energie wurde somit optimal auf die Kugel übertragen.
In leichtathletiktraining 5/2011 finden Sie neben der Bildreihenbesprechung auch Informationen zur Leistungsentwicklung des Kugelstoßers und Hinweise zu weiteren Verbesserungsmöglichkeiten.