Speerwurf: Matthias De Zordo im Technik-Check
Von Boris Henry
Matthias De Zordo gewann 2007 bei den U20-Europameisterschaften den Titel und warf mit 78,67 Metern deutschen Jugendrekord. Ein Jahr später knackte er zum ersten Mal die 80-Meter-Marke. 2010 verbesserte er seine Bestleistung mehrfach und gewann mit überraschend starken 87,81 Metern Silber bei den Europameisterschaften in Barcelona.


Kommentar zur Lehrbildreihe
Beim Lesen des Kommentars zur Lehrbildreihe ist zu beachten, dass Matthias De Zordo mit der linken Hand wirft. Sie zeigt Matthias De Zordo beim Schönebecker SoleCup 2010 mit einem Wurf auf 84,38 Meter.
Nach der Rücknahme des Speeres erfolgt bis zum Impulsschritt mit greifenden schnellen Schritten ein Geschwindigkeitsaufbau im frequenzbetonten 7er-Rhythmus (s. Bilder 1 bis 13). Das greifende Setzen des rechten Fußes (s. Bild 13) zum Impulsschritt nahe am Körper führt dazu, dass der Körperschwerpunkt beim Setzen des Druckbeins (s. Bild 17) sich im Vergleich zu den letzten Jahren besser in Wurfrichtung befindet. Früher war an dieser Stelle immer die zu starke Rücklage zu bemängeln. Die Position ist auch in diesem Wurf noch nicht optimal, schafft aber dennoch bessere Voraussetzungen als in den Jahren zuvor.
Durch die bessere Position werden die Bremskräfte beim Setzen des Druckbeins (links) verringert, die Anlaufgeschwindigkeit kann besser mitgenommen werden und das Stemmbein setzt flacher und schneller zum Boden (s. Bilder 17 bis 20).
Zum Zeitpunkt „Setzen Stemmbein“ zeigt die linke Hüfte bereits frontal zur Wurfrichtung (s. Bild 20), was zu einem sehr frühen Spannungsaufbau im Oberkörper und Schultergürtel führt. Das Stemmbein wird mit einem Winkel von 46 Grad (in den letzten Jahren über 50 Grad) relativ flach aufgesetzt und erzeugt somit eine hohe Stemmwirkung. Im Kniegelenk (rechts) gibt Matthias De Zordo zum Spannungsaufbau nur geringfügig nach (s. Bild 21). Zum Abwurf streckt er das Kniegelenk sogar wieder vollständig (s. Bild 22). Die rechte Körperhälfte steht sehr stabil und bildet zusammen mit dem rechten Arm den wichtigen stabilen „rechten Block“ (s. Bilder 21 bis 23). Die extrem ausgeprägte Wurfverzögerung (s. Bilder 17 bis 22) ist die wohl größte Stärke von Matthias De Zordo.
Kurz vor dem Abwurf arbeitet er sehr aktiv mit dem Oberkörper nach vorne, um den Beschleunigungsweg zu verlängern und die Spannung im Schultergürtel zu erhöhen (s. Bilder 21 bis 23). Der Abflugwinkel betrug bei diesem Wurf 35,8 Grad und lag damit im geforderten Bereich. Das Druckbein (links) bildet bis kurz vor dem Abwurf mit der Fußspitze einen Schleifkontakt am Boden (s. Bilder 20 bis 23). Nach dem Abwurf folgen zum Abfangen der Bewegung noch zwei Nachstellschritte.
Matthias de Zordo nähert sich den 85 Metern
In leichtathletiktraining 9+10/2010 finden Sie eine ausführlichere Kommentierung der Lehrbildreihe (plus Lehrbildreihe des U20-Weltmeisters Till Wöschler), ergänzt durch Angaben zu jeweiligen technischen Reserven der Athleten und einigen Hinweisen zum Training mit Linkshändern.