Stabhochsprung: Männer-Wettbewerb WM 2009
Von Herbert Czingon
Die Qualifikation bei der WM in Berlin im Stabhochsprung der Männer brachte einige Überraschungen - Titelverteidiger Brad Walker trat aus Verletzungsgründen nicht an, Igor Pawlow, Toby Stevenson und Björn Otto schieden überraschend aus. Eher unbekannte Athleten wie Alexander Gripich oder Alhaji Jeng qualifizierten sich hingegen für das Finale. Mit dabei waren auch die beiden Deutschen Malte Mohr und Alexander Straub, ebenso wie der scheinbar verletzte Australier Steve Hooker.
Im Finale schied Malte Mohr nach einem Sturz beim Einspringen frühzeitig bei 5,50 Meter aus. Alexander Straub machte es besser, am Ende standen 5,65 Meter und Platz 7 für den Athleten von der LG Filstal zu Buche. Bei dieser Höhe hatte der Australier Steve Hooker noch keinen einzigen Versuch absolviert. Er stieg erst bei 5,85 Meter in den Wettbewerb ein. Nach einem ersten gerissenen Versuch, ließ er auch diese Höhe aus, überquerte danach sicher 5,90 Meter und wurde Weltmeister.
Die Lehrbildreihen zeigen den Australier Steve Hooker bei seinem Siegsprung und Alexander Straub bei einem Sprung über 5,65 Meter aus der Qualifikation.
Steve Hooker


Kommentar zur Technik von Steve Hooker
Steve Hooker bereitet den Einstich vor, indem er die rechte Hand beim viertletzten Bodenkontakt deutlich anhebt (s. Bild 1). Er nimmt den Stab jedoch in der Einstichvorbereitung etwas zu früh mit der linken Hand herunter und streckt den linken Arm etwas zu weit nach vorne (s. Bilder 2 und 3). Dadurch kann er die rechte Hand nicht früh genug vor und über den Kopf bringen (s. Bild 3). Trotzdem erreicht er eine gute Einstichposition. Er zeichnet sich durch einen energischen Absprung nach vorn-oben aus, wobei er ein wenig unterläuft (s. Bild 5). Er bewegt den Stab sehr gut durch den Absprung hindurch nach vorn-oben. Das nach hinten gestreckte Absprungbein wie auch das leicht fallen gelassene Schwungbein deuten eine sehr gut Ausholposition für die Aufrollbewegung an (s. Bild 6). Er erreicht dann in Bild 9 eine sehr gute Aufrollposition und arbeitet ohne Pause sehr dynamisch in die Streckung zur I-Position. Seine Spezialität ist dann eine ausgesprochen vertikal orientierte Zugumstützbewegung, ohne die Strecklinie des Stabes zu verlassen (s. Bild 11). Dieses bereitet sein Trainer Alex Parnov durch spezielle Übungen vor, wie etwa das „Berühren“ einer Latte, die bis zu über einem Meter über der zur jeweiligen Anlauflänge passenden Sprunghöhe liegt.


Kommentar zur Technik von Alexander Straub
Alexander Straub zeigt eine ordentliche Einstich-Absprungvorbereitung (s. Bilder 1 bis 3), unterläuft aber den korrekten Absprungpunkt relativ deutlich (s. Bild 5). Der Kopf steuert im Absprung deutlich nach vorne, um durch das Unterlaufen nicht zu früh in eine Rücklage gedrängt zu werden. Dadurch werden in der C-Position Schultergürtel, Wirbelsäule und Becken sehr stark belastet, was er durch ein hoch gehaltenes Schwung- und ein angeferstes Sprungbein zu stabilisieren und kompensieren versucht (s. Bild 6). Die Aufrollbewegung wird durch eine auffällige Peitschenbewegung des gestreckten Sprungbeines gesteuert (s. Bilder 6 und 7). In diesem Sprung dreht er sich bei der Streckung in die I-Position etwas zu früh zum Stab und kann die Vertikale in der I-Position (s. Bilder 10 bis 12) nicht halten, sodass er keine absolut steile Flugkurve wie Steve Hooker erreicht, sondern in einer flachen Kurve den Stab verlässt (s. Bilder 12 bis 15). Das ist bei einer submaximalen Höhe kein Problem, vermutlich wurde noch ein eher weicher Stab genutzt. Für Sprünge im Bestleistungsbereich muss jedoch ein härterer Stab mit einem engeren Lattenabstand gewählt werden, was jedoch mit einer derart unterlaufenen Absprungstelle nicht möglich ist.
Steve Hooker bescheren 5,90 Meter WM-Gold
Alexander Straub
Alexander Straub qualifiziert sich fürs WM-Finale
Eine ausführliche Analyse des Stabhochsprung-Wettbewerbs der Männer bei der WM in Berlin finden Sie in Ausgabe 4/2010 der Zeitschrift leichtathletiktraining, die Sie über den Philippka-Sportverlag erwerben können.